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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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seines Brustkorbs war blau und rot verfärbt. »Solche Verpflichtungen sollten nun wirklich deine geringste Sorge sein«, sagte der Bogner fröhlich. »Wenn du Glück hast, überleben wir dieses Abenteuer gar nicht, dann bist du die Schulden auf einen Schlag los.«
    »Das ist ein Trost, Tuge«, murmelte Awin. »Warum so gute Laune?«
    »Die Schmerzen lassen nach, und ich habe zum ersten Mal wieder gut und ruhig geschlafen, was man wohl nicht von jedem in deinem Sger behaupten kann.«
    »Du sprichst von Karak?«
    »Ich spreche von dir, Yaman Awin. Oder glaubst du, so etwas bleibt unbemerkt?«, sagte der Bogner, der wieder ernst geworden war. »Du bist ein Seher, und du hattest einen Traum, wie ich vermute. Es scheint ein Albdruck gewesen zu sein, nach allem, was ich hörte. Und nun machen sich die Männer Sorgen, denn sie fürchten, dass der Traum ein böses Vorzeichen für unseren Sger ist.«

    »Nein, Tuge, du kannst sie beruhigen. Er betraf mich, soweit ich das sagen kann, denn er war unklar.«
     
    Mit den ersten Sonnenstrahlen legten sie ab. Zwölf Flößer steuerten das breite und plumpe Gefährt. Sie stießen es mit langen Stangen vom Ufer ab, stakten hinaus in die Mitte des Flusses und übergaben es der Strömung. Rasch nahm es Fahrt auf.
    »Es schwimmt schneller, als ich dachte«, stellte Tuge halb überrascht, halb beunruhigt fest.
    Awin blickte zurück. Die ganze Stadt schien sich am Fluss versammelt zu haben. Sie sahen ihnen nach, und Awin entdeckte Rauch, der aus Opfergefäßen aufstieg.
    »Wem opfern sie?«, fragte er Praane.
    »Jurma, dass sie uns sicher ans Ziel bringe, aber auch Strydh, dem Gott des Krieges, auf dass er uns verschone, denn, falls du es vergessen haben solltest - unser Ziel ist Karno. Und diese Stadt liegt auf dem Weg der Hakul, falls sie weiter ins Schneeland wollen.«
    Awin hatte es nicht vergessen. Er fragte den Floßmeister, einen schweigsamen Mann namens Pallwe, wie lange ihre Fahrt dauern würde.
    »Solange, wie es Jurma gefällt«, lautete die schlichte Antwort.
    Nokke, der zugehört hatte, grinste breit und erklärte: »Dreieinhalb Tage, wenn alles gut geht, aber die Flößer wollen Jurma nicht herausfordern und es etwa wagen, ihr vorzuschreiben, wie schnell sie zu fließen hat.«
    Awin blickte zweifelnd ins tiefe Wasser. Er fühlte sich nicht wohl auf dem schwankenden Floß.
    Nokke verstand seinen besorgten Blick falsch und sagte: »Wir haben Glück, denn es hat viel geregnet in den letzten
Wochen, und sie führt viel Wasser. Außerdem ist es lange hell, und wir können beinahe die ganze Nacht durchfahren.«
    »Du scheinst dich gut auf dem Fluss auszukennen, Nokke.«
    Der Akradhai seufzte. »Mein Vater nahm mich drei Mal mit, bevor ich das Kornland verlassen musste.«
    Die Hakul sammelten sich unter dem schilfgedeckten Verschlag in der Mitte des Floßes. Zunächst fanden vor allem die jungen Krieger diese neue Erfahrung aufregend, aber bald stellte sich Langeweile ein. Das Floß trieb dahin, und die Flößer hatten nur gelegentlich damit zu tun, es in der Mitte des Flusses zu halten.
    »Karno, was ist das für eine Stadt, Praane?«, fragte Wela irgendwann.
    »Es ist eine Stadt der Fischer, die mit großen Booten das Eismeer befahren. Auch Händler kommen dorthin, und die Menschen, die den Sommer über an der Küste wohnen, bringen Muscheln und Bernstein auf den Markt.«
    »So liegt die Stadt gar nicht am Meer?«
    »Sie liegt ein Stück flussaufwärts an der Jurma, denn das Eismeer wird im Winter von schweren Stürmen gepeitscht, die das Land überschwemmen und verheeren.«
    »Aber du sagtest, es leben Menschen dort an der Küste.«
    »Nur im Sommer, aber auch dann können sie einer plötzlichen Flut zum Opfer fallen.«
    Awin hörte zu, denn Wela stellte die Fragen, die er eigentlich hätte stellen müssen. »Und wie sieht sie aus, diese Stadt?«, fragte die Schmiedin.
    »Oh, es gibt den Hafen, Märkte, viele kleine Hütten, und es riecht immer nach Fisch. Sie ist nicht sehr schön, fürchte ich.«
    »Sag, Ore Praane, eines verstehe ich nicht«, mischte sich jetzt Tuge ein. »Du sagtest, dass du das Kornland vor Ablauf
einer bestimmten Zeit nicht betreten darfst. Schließt das Karno nicht mit ein?«
    »Ich habe nicht gesagt, dass ich die Stadt betreten werde, Meister Tuge. Und auch ihr solltet das vielleicht besser nicht tun. Ihr seid Hakul und werdet womöglich als Feinde angesehen. Pallwe kann uns auf der anderen Seite des Flusses absetzen, im Marschland, denn der Weg ins

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