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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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aufziehenden Streit zu unterbinden. »Mein Klan wird sich deinem verpflichtet fühlen.«
    »Eine Verpflichtung?«, fragte Jeswin überrascht.
    Awin nickte. »Ich hoffe wirklich, dass du verstehst, dass ich nicht anders handeln konnte, Jeswin, denn meine Gabe wird uns noch eine große Hilfe sein. Raiwes Tod war dafür jedoch ein zu hoher Preis, und ich kann dir zum Ausgleich nicht mehr anbieten als eben diese Verpflichtung, die mein Klan eines Tages einlösen wird.«
    »Wir werden das nicht vergessen«, erwiderte Jeswin schlicht.
    Inzwischen hatten Praane und Kerre ihre Beratungen abgeschlossen. Sie kamen heran, und Kerre musterte vor allem Awin mit unverhohlener Neugierde. »Du bist also der Seher, der die Behüterin getroffen hat?«, fragte er. Und als Awin nickte, sagte er: »Ich bin Kerre, Holzmeister von Luuta, und ich denke, wir können euch vielleicht helfen.«
    »Vielleicht?«, fragte Tuge misstrauisch.
    »Ore Praane hat vorgeschlagen, euch auf einem Floß nach
Norden zu bringen. Das ist nicht unmöglich, doch ist es auch harte Arbeit, ein solches Floß zu bauen, und die Zeiten sind gefährlich. Die Hakul ziehen nach Norden. Es mag sein, dass sie die Jurma bei Karno nur erneut überqueren wollen, es mag aber auch sein, dass sie dort bleiben. Ein Flößer bräuchte einen guten Grund, um sich jetzt auf den Weg zu machen.«
    »Was verlangst du?«, fragte Awin geradeheraus.
    »Ich sehe, du machst nicht viele Umstände, Yaman Awin. Dann will ich es dir gleichtun. Ein Barren Bronze wäre ein angemessener Lohn, denkst du nicht auch?«
    »Diebstahl nenne ich das, nicht Lohn!«, entgegnete Jeswin scharf.
    »Mir ist gleich, wie du es nennst, solange du mir einen Bronzebarren gibst, Yaman Jeswin«, antwortete Kerre gelassen.
    »Einen halben Barren, diese Flöße sind doch schon fast fertig!«, rief Jeswin.
    »Wir werden viele Männer und viele Stunden brauchen, damit eines dieser Flöße auch Pferde aufnehmen kann. Ein Barren«, entgegnete der Holzmeister lächelnd.
    »Drei Viertel«, erwiderte Jeswin. Awin hörte staunend zu. Sie hatten keinen Barren Bronze, nicht einmal einen halben. Was sollte also diese Feilscherei?
    »Andere Arbeit wird darüber liegen bleiben, Yaman«, erklärte Kerre freundlich. »Außerdem werden unsere Nachbarn erfahren, dass wir euch geholfen haben, und im Kornland ist der Ruf der Hakul im Augenblick nicht der beste, wenn ich das sagen darf. Ein Barren.«
    Fluchend willigte Jeswin ein.
    »Im Voraus«, fügte Kerre hinzu.
    »Es ist Diebstahl, Akradhai«, meinte Jeswin düster, »aber du sollst deinen Barren bekommen.« Dann winkte er Lamban heran und flüsterte mit ihm. Awin sah, dass der Pferdezüchter
sich sträubte, aber schließlich verschwand er zu den Pferden und kehrte kurz darauf mit zwei halben Barren zurück. Kerre nahm sie mit einem sehr freundlichen Lächeln entgegen. Dann fuhr er mit dem Boot auf die andere Seite, um zu berichten, was geschehen war, und um die Männer für die Arbeit zu holen.
    »Glaubst du, wir sehen ihn wieder?«, fragte Tuge, als der Kahn über den Fluss glitt.
    »Er kennt als Händler keine Gnade, aber er ist ehrlich«, versicherte Praane.
    »Wo habt ihr diese Barren her?«, fragte Awin den Yaman des Roten Wassers leise.
    »Nun, wir haben vielleicht nicht die ganze Beute im Grünland zurückgelassen, Yaman Awin«, entgegnete Jeswin. »Aber es bleibt dennoch Raub, wenn sie für ein wenig Holzfällerarbeit so viel von unserer hart erkämpften Bronze verlangen.«
     
    »Ein Floß?«, fragte Tuge, als er mit Awin alleine war. »Hältst du das für einen guten Einfall? Ich sah Flöße auf dem Dhanis. Sie sind sehr langsam, viel langsamer als ein Pferd.«
    »Aber sie ermüden nicht, Tuge, und die Jurma fließt schnell. Praane meinte, dass wir Karno in drei oder dreieinhalb Tagen erreichen könnten. Kein Pferd würde das schaffen.«
    Der Holzmeister kehrte bald darauf zurück, und viele Männer folgten ihm. Sie überquerten die Jurma in großen und kleinen Booten, sprangen an Land und gingen unverzüglich an die Arbeit. Awin entging nicht, dass der eine oder andere dieser Männer die Faust ballte, wenn er in die Nähe eines Hakul kam, und er entdeckte viele finstere Gesichter bei den Holzfällern. Er kam daher mit Jeswin überein, ein neues Lager etwas weiter vom Ufer entfernt aufzuschlagen. Kerre entging das nicht. Der Holzmeister war eigentlich damit beschäftigt, seine Leute durch die Rodung zu scheuchen, aber jetzt kam er herüber,
wischte sich den Schweiß von der

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