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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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muss dir sagen, dass die Städte der Akradhai klein und hässlich erscheinen, wenn man einmal die hohen Mauern von Serkesch gesehen hat.«
    »Die Stadt, die du mir nicht beschreiben kannst oder willst, Awin?«, fragte Wela mit einem bösen Blick.
    Awin öffnete den Mund, doch wie so oft fehlten ihm die richtigen Worte, wenn er mit der Schmiedin sprach. Verdrossen zog er sich ans Feuer zurück.
     
    Kerre beschäftigte fähige Aufseher, und so fand er bald wieder etwas Zeit, sich mit den Anführern der Hakul und Ore Praane bei einem Kräutersud zusammenzusetzen. »Die Arbeit geht voran, was vielleicht auch daran liegt, dass unsere Männer euch loswerden wollen. Wir sind nicht daran gewöhnt, dass Hakul versuchen, uns zu helfen«, begann Kerre die Unterhaltung.

    »Nun, im Augenblick helft ihr eher uns«, gab Awin höflich zurück.
    »Wenn auch nicht völlig selbstlos«, fügte Jeswin hinzu.
    Kerre nahm die kleine Spitze mit einem Lächeln und trank einen Schluck Sud aus der Holzschale.
    »Ich kann euch verstehen, Meister Kerre, denn unsere Stammesbrüder ziehen wohl gerade mitten durch euer Land, und sie werden viel Schaden anrichten«, meinte Awin vorsichtig.
    » Viel ist noch weit untertrieben, Yaman. Das Kornland hat seit Menschengedenken nicht mehr so gelitten, und noch länger ist es her, dass fremde Krieger das Land verwüsteten. Es sind viele Flüchtlinge in der Stadt. Die meisten von denen würden euch gerne tot sehen, ehrwürdiger Yaman.«
    »Verzeih meine Neugier, Kerre, aber haben die Akradhai keine Krieger, die sich dem Heer entgegenstellen?«, fragte Jeswin.
    Kerre nippte wieder an seiner Schale. »Oh, es gab eine Schlacht, gar nicht sehr weit von Luuta entfernt. Von Manse, unserer Hauptstadt, zog den Hakul unser Heer entgegen. Auch einige von unseren Männern rückten aus, als uns der Ruf zu den Waffen ereilte. Es sind aber nicht viele zurückgekommen. Es muss ein Gemetzel gewesen sein, denn es gelang den Hakul, den Schildwall unserer Männer zu durchbrechen. Die, die dabei waren, sprachen von einem plötzlichen Sturm, der unsere Krieger verwirrte und so heftig war, dass er so manchem Mann den großen Schild aus den Händen riss und andere gar von den Füßen hob. Dahin war die wohlgeordnete Reihe der Speere, die jeden Reiter aufgehalten hätte. Und gleich nach dem Sturm kamen die verfluch …, verzeih, es kamen die Hakul.«
    »Nyet«, murmelte Tuge.
    Awin lauschte. Die Reihe der Speerträger, eine Staubwolke, Hakul, die daraus hervorbrachen - er hatte dieses Bild gesehen.
Er fragte sich, ob seine Gabe ihm auch irgendwann ein Bild der Hoffnung zeigen würde.
    »Nyet? Ist das einer der mächtigen Windskrole, von denen Praane mir schon berichtete?«, fragte ihn Kerre jetzt und riss ihn damit aus seinen Gedanken. »Ich würde gerne mehr über sie erfahren.«
    Awin blickte hinunter zum Fluss. Kräftige Männer schoben dicke Baumstämme ins Wasser, um das Floß zu verbreitern. Wie es aussah, würden sie noch eine Weile hier festsitzen. Sie hatten also notgedrungen Zeit, um Geschichten auszutauschen. Er berichtete Kerre vom Lichtstein, von Slahan, ihren Winden und von ihrem gefährlichen Plan, das Skroltor zu öffnen.
    »Ich sehe, dass eine Kariwa mit euch reitet. Gehört sie zu jenen, die über Zauberkräfte verfügen?«, fragte Kerre, als Awin zum Ende gekommen war.
    Awin nickte.
    »Ich traf in Karno einige dieses Volkes, was ein seltenes Vergnügen ist. Sie kommen nicht oft in unsere Städte, nur wenn sie Felle oder eiserne Werkzeuge gegen Dinge tauschen müssen, die sie im Schneeland nicht haben. Sie sind keine sehr guten Händler, aber jeder weiß, dass einige von ihnen über Zaubermacht verfügen, und niemand wagt es, sich mit ihnen anzulegen. Doch wenn es stimmt, dass die Hakul mit vier Unsterblichen in ihr Land einfallen, werden diese Zauberer es schwer haben, sie aufzuhalten. Ich habe auch noch nicht ganz verstanden, wie dir dieses Kunststück gelingen soll, Yaman Awin.«
    »Es sind Hakul, und ich bin ein Yaman und Seher. Mein Wort hat Gewicht, und wenn es mir gelingt, ihnen ihre Verblendung zu offenbaren, dann werden sie Eri nicht länger folgen.«
    »Ich bin sehr gespannt, ob du ein Wort findest, das so viel Macht besitzt, und wenn du es finden solltest, bitte ich dich,
wiederzukommen, und mir dieses Wort zu verraten.« Es klang halb bewundernd, halb spöttisch, wie Kerre das sagte.
    »Meister Kerre, diese Schlacht, wann hat die stattgefunden?«, wollte Jeswin wissen.
    »Vor fünf, nein, sechs

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