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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Pfeilschuss vom Ufer entfernt ragte ein Stein aus dem Fluss - und es schien, als bewege er sich! »Eine Fackel, ich brauche hier Licht!«, rief er.
    »Hast du etwas gefunden, Awin?«, rief Tuge atemlos.
    »Dort drüben. Vielleicht«, fügte er hinzu, um dem Bogner keine falsche Hoffnung zu machen.
    »Karak? Karak?«, rief Tuge.
    »Borwe? Bist du das?«, rief Jeswin hinüber. Aber der Umriss auf dem Stein bewegte sich nicht mehr.
    »Bist du sicher, dass dort drüben etwas ist, Yaman?«, fragte Jeswin zweifelnd.
    Awin nickte. »Wir brauchen Merege!«, rief er.
    Zu seiner Überraschung war die Kariwa schon da. »Es war sinnlos, weiter den offenen Fluss abzusuchen«, erklärte sie ruhig.
    »Dann schaff uns endlich Licht, Zauberin!«, drängte Tuge.
    Merege folgte der Aufforderung. Sie murmelte etwas, eine Lichtkugel stieg über ihrer Hand auf und wanderte langsam hinaus über den Strom. Sie schwebte zu dem Stein, den Awin ihr gezeigt hatte, und dann sahen sie das bleiche Gesicht Karaks. Der Krieger saß bewegungslos dort, die angezogenen Beine mit den Armen umschlungen, und starrte stumm herüber.
    Tuge ächzte und wollte sich sofort wieder ins Wasser stürzen, was Merege verhinderte. Sie stellte sich ihm einfach in den Weg und legte ihm die Hand auf die Schulter. Er kämpfte einen Augenblick mit sich, dann nickte er.
    »Ein Seil, wir brauchen ein Seil«, rief Jeswin dann schon.

    »Yeku sagt, es wird schwer, denn der Krieger will vielleicht gar nicht gerettet werden«, raunte Mahuk Awin zu.
    Awin starrte hinüber. Das Licht war wieder erloschen, aber auch ihm war nicht entgangen, dass Karak keinerlei Regung gezeigt hatte.
    »Wir werden ihn dennoch da rausholen, und wenn ich es selbst tun muss«, erwiderte er leise.
    »Habt ihr nichts zu tun, ihr Männer?«, rief Jeswin jetzt. »Borwe ist immer noch nicht gefunden, also sucht ihn!«
    Aber sosehr sie auch das Schilf durchsuchten, sie konnten den Krieger nicht finden.
    Mabak brachte zwei lange Seile vom Floß, doch es blieb immer noch die Frage, wie sie es dort hinüberbringen sollten. Es war zu weit, um es zu werfen, und das Schwimmen im tosenden Wasser war selbst Nokke und Praane, die mit Mabak gekommen waren, zu gefährlich. Die Männer berieten noch, als Merege das zusammengeknotete Seil wortlos aus Mabaks Hand nahm, vorsichtig ein Stück hinaus ins Wasser watete, kurz innehielt und dann laut »Skir suola!« rief. Das Seil schnellte fort in die Dunkelheit. Auf dem Stein bewegte sich etwas. Offenbar hatte Merege ihr Ziel getroffen. Die Hakul schwiegen beeindruckt. Merege drehte sich um: »Was ist? Wollt ihr nicht helfen, ihn herüberzuziehen?«
    »Aber hat er denn das Seil auch sicher?«, fragte Tuge besorgt.
    Merege seufzte und sandte eine weitere Lichtkugel hinüber. Falls die Hakul bemerkten, dass um die Kariwa herum das Schilf verdorrt und zu Staub zerfallen war, behielten sie ihre Gedanken für sich. Karak hatte sich das Seil tatsächlich um den Leib geschlungen. So gelang es den Männern, ihn durch die reißende Strömung ans Ufer zu ziehen. Die von Awin ausgesandten Späher kamen herangaloppiert. »Yaman Jeswin! Die Akradhai, sie kommen!«, meldeten sie.

    Jeswin warf einen Blick zu Awin, der ergeben nickte. »Wer ein Pferd hat, reite ihnen entgegen. Haltet sie auf, und lockt sie vom Ufer weg, wenn es möglich ist«, befahl Jeswin. Die Berittenen, kein ganzes Dutzend, sprangen auf ihre Pferde und preschten davon. Im Osten wurde es schon wieder hell. Karak war endlich am Ufer angelangt. Er befreite sich vom Seil und stieg selbst aus dem Wasser. Bleich und unsicher blieb er vor seinem Vater stehen, der ihn ansah und schließlich einfach umarmte.
    »Nun kommt!«, rief Jeswin verbittert. »Ich habe meine Krieger nicht dem Feind entgegengesandt, damit ihr hier auf ihn wartet.«
    Sie hoben den zitternden Karak auf Awins Falben, und dann machten sie, dass sie fortkamen. Awin blickte noch einmal zurück in das weiß schäumende Wasser. Er konnte den hohen Felsen gerade noch erahnen, der einem von ihnen zum Verhängnis geworden war. Aber der andere Bräutigam war der Schwarzen Braut noch einmal entronnen.
    Lamban blies ins Horn, kaum dass sie das sichere Floß erreicht hatten. Die Reiter kamen, sprangen ab und führten ihre Pferde eilig an Bord. Pallwe stellte keine Fragen, und seine erschöpften Männer seufzten, aber machten sich an die Arbeit. Awin ging ihnen nun zur Hand, denn das Floß schien unwillig, sich aus dem zähen Schilf zu lösen. Andere Hakul folgten seinem

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