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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Himmel in Flammen stand. Ein Rauschen drang an ihn heran, wie von Rabenfedern. Er fuhr herum. Dort war nichts. Aber es hätte da etwas sein müssen, das spürte er, und es ängstigte ihn, dass er es nicht finden konnte.
     
    Am nächsten, dem dritten Tag ihrer Flussreise, wurde Pallwe allmählich unruhig, aber es dauerte eine ganze Weile, bis er mit der Sprache herausrückte. »Der Fluss teilt sich«, sagte er und blieb darauf abermals stumm. Nokke übersetzte: »Es ist nicht mehr weit bis Karno, und die Jurma verzweigt sich nun in zwei Arme. Nur einer davon ist für ein so großes Floß wie das unsere schiffbar. Unglücklicherweise ist es der östliche Arm. Wenn dort jemand auf uns wartet, werden wir in Schussweite seines Bogens kommen.«
    »Wir verstehen es, uns zu wehren, Akradhai«, erklärte Jeswin, »und wenn ihre Bögen uns erreichen können, dann erwischen sicher auch unsere einen jeden, der so dumm sein sollte, sich mit den Reitern der Hakul anzulegen.«
    »Mag sein«, brummte der Floßmeister missmutig, und Nokke erklärte: »Er will nicht in eine Schlacht zwischen euch und den Menschen unseres Volkes hineingezogen werden. Er überlegt, ob er euch bitten soll, das Floß vorher zu verlassen.«
    »Er will uns im Feindesland aussetzen?«, fragte Jeswin ungehalten.
    Awin hatte die ganze Zeit geschwiegen. Der Traum der vergangenen Nacht beschäftigte ihn. Feuer, wieder Feuer und Gefahr. Es war bedrückend. Und was hatte er dort in der Finsternis
gesucht? Es musste wichtig sein, aber er hatte nicht die leiseste Ahnung, was es war. Jetzt schob er diese Gedanken zur Seite. Es brachte nichts, diesen Traum deuten zu wollen, und es gab auch in der Welt jenseits der Träume Dinge, um die er sich kümmern musste. Also versuchte er zu vermitteln: »Ich glaube, Meister Pallwe hat Recht. Wenn wir das Floß ungesehen verlassen können, ist doch allen gedient. Wir halten uns vom Ufer und vom Ärger fern, und wir schaffen auf dem Landweg das letzte Stück der Reise nach Karno sogar etwas schneller, denn unsere Pferde sind ausgeruht und frisch. Und unser Freund Pallwe kann diese Baumstämme ungefährdet in die Stadt bringen.«
    »Das heißt, du willst wirklich in die Stadt?«, fragte Jeswin. »Was ist mit dem Vorschlag von Ore Praane, gleich auf der anderen Seite an Land zu gehen? Auch so könnten wir Zeit gutmachen.«
    »Nur, dass es dort keine Boote gibt, Yaman Jeswin«, antwortete Awin.
    »Aber wir wissen nicht, wer dort herrscht, wir wissen nur, dass sie uns vermutlich als Feinde betrachten werden. Denn sind es Hakul, so sehen sie uns als Abtrünnige, sind es aber Akradhai, so sind wir für sie Hakul«, meinte Jeswin.
    »Sie sind nicht in Borre geblieben, warum sollte Eri also Krieger in dieser Stadt zurücklassen?«, fragte Tuge jetzt. Der Bogner war schweigsam geworden seit dem Unfall an der Schwarzen Braut. Awin sah ihm an, dass ihm die Sorgen um seinen Sohn zusetzten. Aber das war etwas, wobei er ihm nicht helfen konnte.
    »Wenn sie klug sind, werden sie nicht das ganze Heer ins Schneeland führen«, sagte Merege jetzt.
    Die Männer starrten sie verblüfft an. Es war ungewöhnlich, dass sich die Kariwa ungefragt an der Beratung der Männer beteiligte.

    »Und was ist daran so klug, Männer zurückzulassen, da es doch nun endlich gegen den eigentlichen Feind geht?«, fragte Jeswin.
    »Sie sind noch lange nicht in meiner Heimat, und ihr Weg führt sie durch das Marschland, ein raues Land mit salzigem Wasser und saurem Gras, das die Pferde nicht fressen wollen. Es gibt auch kaum Siedlungen dort, die sie plündern könnten. Eri wird es sehr schwerhaben, Ross und Reiter zu verpflegen.«
    »Und werden wir unsere Tiere dort tränken und füttern können?«, fragte Lamban.
    »Es wird nicht leicht. Auch deshalb halte ich es für klüger, die Pferde zurückzulassen und auf Boote umzusteigen.«
    »Ich bin zwar kein Seher«, erwiderte der Pferdezüchter missmutig, »aber ich sage voraus, dass wir uns nicht von unseren Rössern trennen werden. Wir sind Hakul!«
    »Und ich sage noch einmal, dass wir das entscheiden, wenn wir in Karno sind«, erklärte Awin.
    Pallwe schlug vor, im Schutz der kommenden Nacht anzulanden, was einleuchtend war, und dann bot Ore Praane ihnen zu Awins Überraschung an, sie zu führen.
    »Aber es ist dir doch verboten, ins Kornland zurückzukehren«, rief Wela besorgt.
    Praane nickte. »Es sind Zeiten der Not, und ich denke, die Kornländer haben jetzt ganz andere Dinge zu tun, als sich um zwei Männer zu

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