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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Awin, der nicht recht wusste, was er tun sollte, folgte ihr. Bei den Pferden konnte er wohl noch am nützlichsten sein. Ein hässliches Knirschen und Schleifen zeigte, dass das Floß wieder auf ein Hindernis gestoßen war.
    »Nach links, Männer, nach links!«, schallte es von vorn.
    »Heja!«, riefen die Flößer und hasteten mit ihren langen Stangen über das Floß, um es weiter nach links zu lenken. Es krachte und knirschte, und die Pferde wurden unruhig. Die Hakul hielten sie fest und sprachen leise auf sie ein.
    »Weiter nach links, weiter nach links, ihr Helden!«, brüllte Pallwe, aber es war zu spät. Mit einem heftigen Ruck fuhr das Floß auf ein Hindernis auf, die Erschütterung lief durch das ganze lange Gefährt. Die Hakul stöhnten erschrocken auf, und die Pferde wieherten. Holz knirschte, und das Floß begann sich zu drehen.
    »Sie kommt quer, Achtung Männer!«, rief Pallwe und wieder sah Awin die Flößer über die Baumstämme hasten, um sich gegen diese Drehung zu stemmen. Es gelang ihnen nicht. Das Floß geriet quer zur Strömung und wurde kurz darauf gegen ein weiteres unsichtbares Hindernis gedrückt. Wieder brüllte Pallwe seine Befehle und wieder rannten seine Flößer, um mit der schwachen Kraft ihrer Arme gegen die Jurma zu kämpfen. Und so ging es weiter. Das Floß trieb schwerfällig und nahezu unsteuerbar über die Stromschnellen, drehte und wendete sich,
kam quer und wurde mit viel Mühe wieder auf Kurs gebracht, nur um von neuen Strudeln gedreht zu werden. Wild schäumendes Wasser löschte eine Fackel nach der anderen, und in tiefer Dunkelheit schossen sie weiter den Strom hinab. Immer, wenn das Wasser etwas ruhiger wurde und die Hakul dachten, es sei überstanden, folgte eine neue Untiefe und die Fahrt ging wilder als zuvor weiter. Der sonst so schweigsame Pallwe brüllte und fluchte, und seine Männer hasteten von vorne nach hinten, von rechts nach links und wieder zurück, um noch halbwegs zu bestimmen, wohin ihr Gefährt steuerte.
    »Wir sind in Jurmas Hand, Yaman«, rief Nokke Awin zu, als er mit einer Flößerstange in der Hand an ihm vorüberhumpelte. Awin nickte ihm zu und versuchte weiter, Raiwes Falben ruhig zu halten. Merege war da. Sie rief den Pferden etwas zu, das Awin im Donnern des Flusses nicht verstand. Er konnte nur hoffen, dass es wirkte. Er blickte nach vorn. Die Jurma hatte sich verändert. Der unergründliche, schwarze Strom war zu einem weiß schäumenden Gewässer geworden, und ein Stück voraus, aber schnell näher kommend, sah Awin etwas hoch, mächtig und schwarz aus dem Wasser ragen. Für einen Augenblick glaubte er, es sei Uqib, der Seelenverweser aus dem Reich des Todes, der sie dort erwartete, aber dann erkannte er, dass es ein mächtiger, schwarzer Fels war.
    »Die Schwarze Braut, die Schwarze Braut! Nach rechts, schnell nach rechts, ihr Hunde!«, überbrüllte Pallwe das Tosen des Flusses. Seine Männer rannten. Sie schienen an dem Fels vorbeizukommen, aber dann wurde das ganze Floß von einer unsichtbaren Kraft getroffen, und die schweren Stämme wurden mit Wucht angehoben. Es war eine Welle, die bei den vorderen Stämmen begann und sich dann Reihe um Reihe durch das ganze lange Gefährt fortpflanzte. Awin sah sie auf sich zurollen, sie packte die Stämme unter seinen Füßen, drückte sie
jäh nach oben und ließ sie genauso schnell wieder fallen. Das Gatter brach, die Pferde scheuten, und ein zweiter Schlag hätte Awin fast von den Beinen geholt. Er klammerte sich an den verängstigten Falben, und es war nicht klar, wer hier wem Halt gab. Die Hakul fluchten, die Pferde wieherten, und dann sah Awin, wie drei Pferde sich losrissen und in die Fluten sprangen. Entsetzt musste er mit ansehen, wie zwei Männer, die sich an die Halfter ihrer Tiere klammerten, von ihnen mit ins Wasser gerissen wurden.
    »Karak!«, brüllte eine verzweifelte Stimme. Awin sah den Bogner, der drauf und dran war, in den Fluss zu springen. Ein weiterer Schlag erschütterte das Floß. Der Falbe bäumte sich auf, und Awin verlor das Gleichgewicht. Er stürzte, und die Hufe des Pferdes schwebten für einen Augenblick gefährlich dicht über seinem Kopf. Dann riss eine Hand das Ross zur Seite, und Wela war plötzlich da und half ihm auf. Kräftige Hände hatten Tuge gepackt und hielten ihn zurück. Die Hakul starrten entsetzt ins Wasser. Ein dritter Schlag und ein hässliches Knirschen folgten, dann lief ein gewaltiges Zittern durch das Floß, es drehte sich wieder quer, schien kurz

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