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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Beispiel, und schließlich trieb ihr Floß gemächlich hinaus auf den breiten Strom. Schon tauchten die Akradhai am Ufer auf. Sie drohten und schrien, und einige schlecht gezielte Pfeile kamen geflogen.
    »Ich glaube, sie haben kaum Pfeile«, meinte Limdin, der mit den Reitern zurückgekommen war. »Mit Steinen haben sie nach uns geworfen, und nicht einmal Schleudern hatten sie dabei.«

    »Das war ein friedliches Land, Hakul«, sagte Praane, »sie sind nicht auf Krieg und Kampf vorbereitet.«
    »Selbst wir Wenigen hätten sie eben leicht besiegen können, Yaman Awin«, erklärte Limdin, »aber ich denke, es war in deinem Sinne, dass wir dem Kampf ausgewichen sind. Der Sieg hätte wenig Ehre gebracht.«
    »Hast du die Krieger geführt?«, fragte Jeswin mit einem Stirnrunzeln.
    Limdin zuckte mit den Achseln. »Es hat sich so ergeben, Yaman Jeswin«, erwiderte er bescheiden und ging, um nach seinem Pferd zu sehen.
    Etwas später kam Dare zu Awin. »Ich hörte, mein Bruder hat Ruhm erworben«, begann er.
    Awin nickte.
    »Ich bin hier an Bord geblieben, weil du es so befohlen hattest, Yaman Awin, aber ich hoffe sehr, dass du auch mir Gelegenheit geben wirst, mich auszuzeichnen. Oder hast du deine Entscheidung schon getroffen?«
    »Es ist nicht meine, sondern die Entscheidung meiner Schwester, Dare, wie du wohl weißt. Ich bin außerdem sehr sicher, dass du noch viel Gelegenheit haben wirst, deine Tapferkeit unter Beweis zu stellen, und ich hoffe sehr, dass du deinem Bruder seinen Ruhm nicht neidest, Dare vom Klan des Fuchses.«
    »Er ist mein Bruder, das habe ich nicht vergessen, Yaman Awin. Ich hoffe aber, dasselbe gilt auch für ihn«, erwiderte der Krieger.
     
    Als die Sonne aufging, hatten sie die Stromschnellen schon weit hinter sich gelassen. Die Krieger der roten Hakul waren niedergeschlagen, denn sie hatten mit Borwe nicht nur einen Gefährten verloren, sie hatten ihn noch nicht einmal bestatten
können. Awin bemerkte, dass einige der Männer damit haderten, dass es Borwe und nicht Karak getroffen hatte.
    »Es ist wieder einer unserer Krieger, nicht eurer, der den Tod fand, Yaman Awin«, sprach Lamban der Pferdezüchter schließlich offen aus, was einige andere wohl dachten.
    »Wir reiten in einem Sger, Lamban«, erwiderte Awin.
    Lamban sah ihn beinahe hasserfüllt an und sagte: »Manche meinen, es läge an dir, Yaman Awin. Du warst im Reich des Todes, und wer weiß, was du Uo versprochen hast, damit er dich wieder zurückkehren ließ. Jedenfalls scheint es, dass der Totengott an deiner Seite reitet, dich beschützt, aber dafür deine Gefährten holt.«
    Awin trat näher an Lamban heran und legte die Hand auf seinen Dolch. »›Manche meinen‹? Wer? Nenn mir ihre Namen, und ich werde mich mit ihnen unterhalten«, sagte er. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, war ein Streit oder gar ein Messerkampf im Sger, aber er hatte eine gewisse Vorstellung davon, wie weit Lamban gehen würde. Lambans Augen flackerten unsicher, dann gab er klein bei. »Es ist nur Gerede, Yaman«, sagte er.
    »Dann solltest du nichts darauf geben, Lamban vom Roten Wasser«, forderte Awin.
    Der Pferdezüchter nickte schwach, kämpfte wohl noch einen Augenblick mit sich, zog sich dann aber wortlos zurück.
    »Er ist nicht der Tapferste, aber er ist auch kein völliger Feigling - und er hat Einfluss. Eine Menge meiner Männer sind ihm zu Dank verpflichtet«, warnte Jeswin etwas später.
    »Er ist ein Mann deines Sgers, und ich bin sicher, du weißt, wie du mit ihm umzugehen hast, Yaman«, erwiderte Awin ernst.
    Jeswin seufzte. »Ich habe den Eindruck, dass du ihn weit besser zu nehmen weißt als ich. Doch achte darauf, ihn nicht
zu sehr zu kränken, denn sonst könnte er eines Tages vielleicht doch noch zum Messer greifen.«
    »Ich fürchte ihn nicht«, behauptete Awin. Es stimmte, er hatte schon ganz anderen Gegnern gegenübergestanden, dennoch war es immer gefährlich, einen Feind in den eigenen Reihen zu haben. Er versuchte später, mit Tuge darüber sprechen, doch der Bogner hörte kaum zu. Er ließ seinen Sohn nicht aus den Augen, der still bei den Pferden saß und in das dunkle Wasser starrte.
     
    Pallwe hielt das Floß nach Möglichkeit von nun an in der Mitte des Stromes. Bald sah Awin, dass das angebracht war, denn immer wieder tauchten auf dem rechten Ufer Gruppen von Akradhai auf, die auf sie zu warten schienen. Sie brüllten Drohungen, manchmal schossen sie auch mit Pfeilen, aber die Jurma war breit, und selbst ein Hakul

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