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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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kümmern, die das Banngesetz verletzen.«
    Der Ore schien davon auszugehen, dass Nokke ähnlich dachte, doch der lehnte entschieden ab, sie zu begleiten. »Ich will mich weder auf ein Pferd setzen noch nebenherlaufen, und schon gar nicht will ich gegen das Gesetz verstoßen, Praane. Hast du vergessen, dass es jeden, der vor der Zeit zurückkehrt, mit dem Tode bedroht?«

    Aber Praane blieb bei seinem Entschluss.
    Etwas später sprach er Awin an, als dieser alleine am Rand des Floßes stand und die endlosen Schilfflächen am Ufer betrachtete. »Du erinnerst dich, dass ich eine Bedingung stellte, als ich euch durch den Femewald führte?«, begann Praane.
    »Und jetzt willst du deine Forderung stellen? Wir sollten Jeswin dazurufen, denn …«
    »Das wird nicht nötig sein, Yaman Awin, denn meine Forderung, die doch mehr eine Bitte ist, betrifft nur dich und deinen Klan.«
    Awin runzelte die Stirn. Der Ore wirkte verlegen und begann nun umständlich, sein Anliegen vorzutragen: »Es ist so, Yaman, dass unsere Gesetze streng sind, und nicht alle gelten nur im Kornland, wie das Banngesetz. So ist es zum Beispiel unseren Töchtern verboten, einen Fremden zum Mann zu nehmen, und ein Mann darf eine Fremde nur heiraten, wenn der Älteste der Siedlung oder des Hofes es gestattet.« Praane schien nach den richtigen Worten zu suchen. »Ich frage mich, ob das bei den Hakul ebenso ist«, begann er jetzt.
    Awin glotzte den Akradhai ungläubig an, denn er ahnte, worauf der Mann hinauswollte. »Auch wir Hakul haben strenge Gesetze, Ore«, erwiderte er zurückhaltend.
    »Und verbieten sie euren Töchtern, einen Fremden zum Mann zu nehmen?«, fragte Praane mit unsicherem Blick.
    Awin zögerte. Mit einer kleinen Lüge konnte er beenden, was sich da anbahnte, aber dann hörte er sich sagen: »Nein, jedoch kann ein Yaman die Ehe verbieten, oder Bedingungen stellen, wenn es das Wohl der Sippe erfordert.«
    Praane holte tief Luft. »Und würde ich, wenn ich dich fragte, die Erlaubnis bekommen, Wela, ich meine …«
    Plötzlich musste Awin grinsen. Die Sache war zu verrückt. Dieser Bauer machte sich Hoffnungen, Wela zu erobern? Sie
hatte schon ganz andere Bewerber abgewiesen. Er sagte: »Unsere Frauen entscheiden selbst, wen sie zum Mann nehmen wollen, Ore Praane. Ich kann dir jedoch die Erlaubnis geben, sie zu fragen. Doch wie immer sie sich entscheidet, ich kann ihr nicht erlauben, meinen Klan zu verlassen, denn sie ist unsere Schmiedin. Das solltest du wissen, Akradhai.«
    »Aber ich darf um sie werben, Yaman Awin?«
    »Wenn du den Mut dazu hast. Ich werde es dir jedenfalls nicht verbieten, Ore Praane.«
    Der Akradhai atmete sichtlich erleichtert auf. »Ich danke dir, Awin, du hast eine schwere Sorge von mir genommen.«
    Awin nickte freundlich und verbiss sich ein noch breiteres Grinsen. Der Akradhai würde sich schon noch wundern. Er erzählte Tuge davon, um den Bogner von seinen Sorgen abzulenken. Der sah ihn mit einem seltsamen Blick an und sagte: »Du solltest diesen Mann nicht unterschätzen, Yaman. Er ist zwar jung, doch hat er bei seinen Leuten viel Ansehen erworben. Und wenn mich nicht alles täuscht, hat meine Nichte das auch wohlwollend bemerkt. Ich weiß, du warst mit anderen Dingen beschäftigt, aber ist dir wirklich nicht aufgefallen, dass die beiden sich gut verstehen?«
    »Wela versteht sich auch mit Nokke gut«, sagte Awin mit wenig Überzeugungskraft.
    »Für einen Seher bist du manchmal erstaunlich blind«, sagte Tuge lächelnd. »Ich habe übrigens auch Zweifel, dass du sie aufhalten kannst, wenn sie den Klan verlassen will. Du weißt, wie stur sie sein kann«, fügte er hinzu.
    Awin blickte hinüber zu den Pferden. Wela kümmerte sich um die Tiere und überprüfte ihre Hufe. Praane half ihr dabei. Wela den Klan verlassen? Sie war doch schon da gewesen, solange er denken konnte. Awin schüttelte den Kopf. Nein, dazu
würde es sicher nicht kommen. Sie verstand sich eben gut mit dem Ore, mehr nicht. Oder?
     
    Am späten Abend brachten die Flößer das schwere Gefährt ans Ufer. Pallwe brummte etwas Unverständliches zum Abschied, und seine Männer machten sich daran, das verräterische Gatter für die Pferde abzureißen. Jeswin fragte den Floßmeister, ob er wenigstens die drei Verwundeten bis nach Karno mitnehmen könne, aber das lehnte dieser rundheraus ab: »Eure Heiler sagen, sie überleben es.«
    Das brachte Jeswin zwar auf, aber tatsächlich waren die Wunden der Männer nicht schwer, und sie würden reiten können.

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