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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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Awin beschwichtigte den Yaman, indem er ihm klarmachte, dass sie nicht wussten, was sie in Karno erwartete. »Es mag sein, dass der Hafen in der Hand der Hakul ist, es ist aber auch möglich, dass Eri weitergezogen ist, dann sind dort vielleicht Akradhai, die auf Rache aus sind. Drei verwundete Hakul würden ihnen leicht zum Opfer fallen.« Damit war Jeswin überzeugt, und seine Männer halfen den Verwundeten auf die Pferde.
    Sie hatten ein Pferd übrig, aber Praane war noch nie geritten, und Wela bot ihm den Platz hinter sich im Sattel an. Awin sah es mit Missfallen. Er hätte den Ore gerne zu einem anderen Hakul aufs Pferd gesetzt, aber er spürte, dass es unklug gewesen wäre, deswegen mit der Schmiedin einen Streit anzufangen. Plötzlich tauchte Isparra am Ufer auf. Niemand hatte mit ihr gesprochen, keiner hatte ihr von ihrem Vorhaben berichtet oder sie gefragt, ob sie mitkommen wolle, aber natürlich hatte die Windskrole ihre Gespräche gehört. Jetzt nahm sie einem widerstrebenden Hakul das Halfter des herrenlosen Pferdes aus der Hand, sprang auf und wartete.
    »Willst du sie wirklich mitnehmen?«, fragte Jeswin leise.

    »Er will«, antwortete Isparra mit ihrer Flüsterstimme, die jeden von ihnen erreichte. Awin nickte grimmig. Er war sogar stillschweigend davon ausgegangen, dass sie ihn weiter begleiten würde, obwohl er wusste, dass er ihr nicht trauen konnte. Er war sich sicher, dass er ihre Hilfe noch brauchen würde. Er wusste aber auch, dass er schlecht mit einer Unsterblichen ganz offen in eine Stadt reiten konnte. Also sagte er: »Die Alfholde begleitet uns. Doch wenn jemand nach ihr fragt, so sagt, sie sei eine Zauberin aus dem Süden.« Dann gab er das Zeichen zum Aufbruch, und sie zogen im Schutz der Dunkelheit hinaus ins Feindesland.

Karno
    DAS LAND WAR jenseits der Flussaue so leer, dass sich die Hakul an die Steppe ihrer Heimat erinnert fühlten. Sie kamen gut voran und stießen zunächst auf kein Hindernis und keinen Feind. Gegen Morgen tauchten die schwarzen Umrisse eines großen Gehöfts vor ihnen auf, aber ihre Späher meldeten, dass es verlassen und geplündert war. Brandgeruch stieg ihnen in die Nase. Bis zum Morgengrauen hatten sie drei weitere zerstörte Höfe hinter sich gelassen. Dann schwenkten sie nach Nordwesten. Kurz darauf sahen sie von weitem eine Schar Reiter durch die Ebene ziehen.
    »Hakul«, stellte Jeswin überflüssigerweise fest.
    »Sollen wir uns auf einen Kampf vorbereiten?«, fragte Lamban.
    Awin beschattete die Augen, aber er war sich nicht sicher, mit wie vielen Hakul sie es zu tun hatten. »Dare! Kannst du sie zählen?«, rief er.
    »Es sind siebzehn, mit neunzehn Pferden, Yaman Awin«, lautete die Antwort.
    »Wir sind ihnen zwar überlegen, aber natürlich wollen wir einen Kampf vermeiden«, meinte Awin. Und als Jeswin zustimmend nickte, bat Awin den Bogner, ein Hornsignal zu geben. Die fremden Hakul bemerkten sie, hielten an und ließen sie herankommen. Lamban und Wela richteten die Sgerlanzen auf und auch die Wartenden zeigten ihr Feldzeichen. Langsam ritten sie näher. »Jemand, den du kennst, Yaman Jeswin?«, fragte Awin halblaut.

    »Es sind Weiße Hakul, so viel kann ich dir sagen, aber es ritten unzählige Klans im Hereban, Yaman Awin, wer könnte die alle kennen?«, lautete die Antwort.
    »Was sagen sie, Isparra?«, wandte sich Awin jetzt an die Windskrole.
    Isparra sah ihn herablassend an, als sei es unter ihrer Würde, diese Frage zu beantworten, aber dann bequemte sie sich doch zu einer Auskunft: »Sie sehen, dass wir nicht vom selben Stamm sind, und sie fragen sich, ob wir versuchen werden, ihnen ihre Beute wegzunehmen.«
    Der Yaman des anderen Sgers war alt, sehr alt sogar, sein Gesicht drückte Misstrauen aus, und wie es Brauch war, überließ er es den Neuankömmlingen, sich zuerst vorzustellen.
    »Ich bin Yaman Awin vom Klan der Dornen, das ist Yaman Jeswin vom Klan des Wassers, mit wem haben wir die Ehre zu sprechen?«
    »Ich bin Yaman Wesgian vom Klan des Weißen Wolfs. Ich habe von dir gehört, Yaman Awin«, sagte der Alte mit heiserer Stimme.
    »Dann hoffe ich, du weißt, dass nicht alles, was auf der Steppe erzählt wird, der Wahrheit entspricht.«
    Yaman Wesgian zuckte mit den Schultern und spuckte auf den Boden. »Ich gab noch nie viel auf das Geschwätz der Hirten, Yaman. Dennoch ist offensichtlich, dass du dem Tiudhan die Heerfolge verweigert hast. Das bringt mich zu der Frage, was dich so weit nach Norden führt.«
    Seine Männer hatten die

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