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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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schöner als dieses Nest. Herren der Welt werden wir sein.« Die letzten Worte waren kaum noch zu verstehen. Blohetan erhob sich mühsam von seinem Stuhl, deutete auf Awin und lallte: »Und du wirst es nicht verhindern!« Er lachte, griff unsicher nach dem Becher, der vor ihm auf dem Tisch stand, verfehlte ihn und warf ihn um. Der verbeulte Bronzebecher rollte über den Tisch und fiel mit blechernem Klang zu Boden. Eine dunkle Lache breitete sich aus, wo er liegen blieb. Awin starrte auf den braunen Fleck. Genau dieses Bild hatte er in seinem Traum auf dem Floß gesehen. Ihm wurde heiß und kalt. Ein Zeichen. Hieß das etwa, dass stimmte, was der Alte sagte? Dass er es nicht schaffen würde, Eri aufzuhalten?
    Blohetan murmelte einen Fluch, dann fiel sein Blick auf Isparra. »Dieses Weib da bei dir, wer ist das? Sie erinnert mich an jemanden. Aber an niemanden, an den ich mich erinnern möchte. Schön sieht sie aus, doch hässlich denkt sie, das kann ich riech …« Weiter kam Blohetan nicht. Isparra zischte, und ein plötzlicher Windstoß fegte durch die Halle. Der Alte verlor das Gleichgewicht und versuchte, sich an dem dreibeinigen Tisch festzuhalten. Dieser gab nach und glitt von dem Fass, das als sein viertes Bein diente. Blohetan rutschte mit dem Tisch ungelenk zu Boden und schlug mit dem Kopf auf. Er stöhnte, rollte zur Seite und blieb reglos liegen. Der Wind war fort. Erschrocken starrten die Gefährten auf den alten Hakul, der wie tot am Boden lag.
    »Was hast du getan?«, fragte Awin entsetzt.
    Aber Isparra war verschwunden.
    Mahuk lief zu Blohetan und sah sich seinen Kopf an. »Tot ist er nicht. Kopfschmerzen wird er aber haben. Yeku sagt, auch ohne Sturz«, erklärte der Raschtar grinsend. Sie hoben den
Alten auf und legten ihn auf einen Tisch. Blohetan schnarchte, als sie die Halle verließen.
     
    Der Zweikampf war noch nicht vorüber, und die Menge vor dem Ordal feuerte immer noch die beiden Kämpfer an. Awin betrachtete die gedrängte Menge, das Geschiebe und Gezerre, die geballten Fäuste, die einander beschimpfenden Männer. Er hatte keine Ahnung, worum es bei diesem Kampf ging, aber er baute darauf, dass es die Hakul davon ablenken würde, sich mit anderen Dingen zu beschäftigen. Als sie die Treppen vor dem Ordal hinunterliefen, um zum Lager zurückzukehren, spürte er jedoch, dass ihm Feindseligkeit entgegenschlug. Eine Gruppe Hakul hielt sich abseits des allgemeinen Getümmels. Das war mehr als ungewöhnlich. Sie schienen auf ihn zu warten, und er hätte gerne gewusst, was sie einander zuraunten. Als er sich nach Isparra umsah, war sie nirgends zu sehen. Er fragte die anderen.
    »Ich brauche keine Windskrole, um zu erkennen, dass sich da Unheil zusammenbraut«, brummte Tuge. »Offenbar wissen inzwischen einige, wer heute in die Stadt gekommen ist.«
    »Vorsicht, Awin«, rief Merege leise. Die Gruppe hatte sich in Bewegung gesetzt. Awin musterte die Männer. Es waren mehr als zwanzig, ihren Mänteln nach stammten sie von verschiedenen Stämmen, aber sie alle folgten einem großen, hageren Mann, der mit vorgerecktem Kinn und wildem Blick auf Awin zumarschierte.
    »Du bist der, den man den Abtrünnigen nennt, oder?«, schrie der Hagere laut.
    Aus den Augenwinkeln sah Awin, dass sich am Rande des Getümmels einige Hakul umdrehten. Sie hatten den Schreihals trotz des Lärms gehört. Das konnte gefährlich werden. Awin dachte nicht lange nach. Er lief dem Hageren kurz entschlossen
entgegen und legte die Hand auf den Dolchgriff. »Wenn du mich noch einmal so nennst, wirst du mit deinem Blut dafür bezahlen«, rief er mit fester Stimme. Der Hagere stockte, seine Schritte verlangsamten sich. Seine Hand fuhr ein wenig fahrig zum Gürtel. »Also, wie nennst du mich, Hakul?«, setzte Awin scharf hinzu. Er wusste, er durfte nicht nachlassen.
    Der Hagere ließ seinen Blick nach rechts und nach links schweifen. Er suchte offensichtlich Unterstützung bei seinen Gefolgsleuten, aber die warteten ab.
    »Du bist doch der, den sie Awin nennen, oder?«, fragte der Hagere mit unsicherem Trotz in der Stimme.
    »Ich bin Awin, Kawets Sohn, Yaman der Schwarzen Dornen. Ich habe Alfskrole bezwungen, eine Göttin besiegt und bin dem Totengott selbst entgegengetreten, und ganz sicher werde ich nicht vor einem Hakul zurückweichen, der nicht wagt zu sagen, was er denkt!«
    »Es stimmt«, rief einer warnend aus der Menge. »Er hat Uo überlistet, und mächtige Zauberinnen beschützen ihn.«
    »Er soll sogar eine Seeschlange

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