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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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unzufrieden ist und nicht ohne Beute heimkehren will, der möge bedenken, dass er doch
immerhin sein Leben zurück zu den Seinen bringt, und dass er in diesem Land keine andere Beute als den Tod finden wird.«
    Die Yamane sahen einander betreten an. »Ist das dein Rat an uns, Seher?«,
    Awin nickte. »Nehmt ihn, oder lasst es bleiben, aber ich sage denen den Tod voraus, die weiter Krieg führen wollen.«
    »Und weiß der Seher auch einen Weg, wie wir wieder in die Heimat gelangen können?«, fragte ein anderer Yaman ungehalten. »Kein Pfad führt durch die Nebelsümpfe, und der Rückweg durch das Bernsteinland ist uns wohl versperrt, jetzt, da keine Zauberer mehr an unserer Seite sind.«
    »Es waren keine Zauberer, sondern Windskrole, Hakul«, entgegnete Awin, zornig über die Uneinsichtigkeit des Yamans. »Und was den Weg betrifft, nun, nicht ich habe das Land verbrannt, durch das ihr nun reiten müsst. Aber vielleicht kann ich ein Zeichen finden, das euch hilft. Ich werde danach suchen.«
    »Wir werden deine Worte weitergeben, Seher«, sagte Dheryak. »Mareket möge uns die Weisheit schenken, daraus die richtigen Lehren zu ziehen.« Und damit begaben sie sich wieder zurück zu ihrer großen Versammlung.
    Awin sah ihnen nach. Er fühlte sich müde. Die Anspannung der Schlacht war von ihm abgefallen, seine Wunden schmerzten, und er hätte sich gerne ausgeruht. Aber es sah so aus, als hätte er wirklich zu viel zu tun. Die Hakul waren uneins. Er hatte die Yamane fortgeschickt, aber er wusste, dass er sie eigentlich nicht sich selbst überlassen konnte. Es waren Hakul - sich zu streiten lag ihnen im Blut. Doch nun mussten sie einig sein - und nach Hause reiten oder zugrunde gehen. Wie konnte er ihnen helfen? Einer Eingebung folgend, ging er hinüber zu Norgis, die sich am Rande der Rampe aufhielt und in die Weite schaute. Es war ein frischer, schöner Frühsommermorgen. Der
Kramar hatte sich beruhigt, er spuckte keine Asche mehr über das Land, und auch die Beben hatten aufgehört.
    »Ich habe vergessen, wie schön meine Heimat ist«, sagte sie.
    »Ich würde sie nicht gegen die Steppe tauschen«, erwiderte Awin. Verstohlen betrachtete er die Ahnmutter der Kariwa in ihrem alten, mit Flechten und Moos bewachsenen Mantel - Norgis, die nach Sumpf und Wald roch -, und er begriff, dass sie wirklich nicht mehr hierhergehörte.
    »Ich sehe dir an, dass du ein Anliegen hast, junger Seher«, sagte sie nun lächelnd.
    Er nickte und suchte nach den richtigen Worten. »Die Hakul«, begann er, »sie müssen nach Hause, doch wenn sie keinen Weg finden, kann es sein, dass sie hierbleiben und weiter Krieg führen.«
    »Und nun fragst du mich nach einem solchen Weg?«
    »Das Nebelland. Es ist dein Reich, ehrwürdige Norgis. Es heißt, kein Mensch könne die Sümpfe durchqueren und jeder, der es versuchte, habe sich in den Nebeln rettungslos verirrt. Aber vielleicht, wenn du …«
    Norgis schwieg eine Weile. Dann sah sie ihn mit ihren unheimlichen, gelben Augen ernst an. »Du fragst mich, ob ich euch führen werde?«
    Awin hielt dem Blick ihrer Wolfsaugen stand und nickte.
    Norgis lächelte wieder. »Ich werde eines meiner Kinder schicken, euch zu führen. Glaubst du, deine Hakul werden einem Wolf genug vertrauen, um ihm in den Sumpf zu folgen?«
    »Einem Wolf vielleicht nicht, aber mir, und ich vertraue dir.«
    Norgis lachte. »Nein, du traust mir nicht, denn du weißt, wer ich bin. Und das ist auch klug, Seher. Ich habe dir geholfen, doch geschah es nur aus Eigennutz, denn auch ich wollte diese Welt noch nicht enden sehen, und es geschah um deiner
Hartnäckigkeit willen, junger Seher, denn dreimal hast du mich gefragt, und beim dritten Mal hast du mich überzeugt.«
    »Mein Traum, vor der Schlacht!«, rief Awin.
    Norgis nickte. »Da hast du mir die Augen geöffnet. Du wirst eines Tages ein echter Meister deiner Kunst sein, Awin. Setze deine Gabe mit Bedacht ein und vertraue ihr nicht zu sehr, denn sie wird dich oft täuschen.«
    Awin dachte an die schrecklichen Bilder, die er gesehen hatte. Es war genau so gekommen, aber dann doch wieder nicht.
    »Nun, Seher«, fuhr Norgis fort, »da ich nicht will, dass der Krieg weitergeht, werde ich deine Männer durch mein Reich reiten lassen - für dieses eine Mal! Doch krümmen sie auch nur einem meiner Kinder, sei es Mensch oder Wolf, ein Haar, so sind sie verloren. Sag ihnen das! Ich nehme an, sie werden wirklich auf dich hören, da du sie gerettet hast.«
    »Ich? Mein Beitrag war gering, wenn

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