Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
Vom Netzwerk:
Yamane, gehüllt in Wolfsfelle. Er warf jetzt seinen Bogen fort und griff zu Speer und Schild. Curru!
    »Seht ihr nicht, dass das der Untergang ist? Das Ende unseres Volkes? Der ganzen verfluchten Welt? Wollt ihr denn ewig leben, ihr Krieger? Heute gilt es! Heute erfüllt sich das Schicksal unseres Volkes!«, rief Curru. »Folgt mir, Hakul!«, schrie er dann, stieß seinen Speer in die Luft und jagte davon.
    Aber niemand folgte ihm, niemand außer Awin. Er schoss zwischen den verstörten Yamanen hindurch, Curru nach. Er wusste, der Alte hatte Unheil im Sinn, und er musste ihn aufhalten! Sein Pferd keuchte erschöpft, mit rasselndem Atem, aber Awin hetzte es weiter. Curru jagte auf das Tor zu. Awin sah, dass die Flügel langsam, ganz langsam in Bewegung gerieten. Sie begannen, sich zu schließen. Dahinter kämpften die Riesen mit Ungeheuern und Daimonen, den Ausgeburten der dunkelsten Träume des Weltenschöpfers. Es war ein unheimlicher, gewaltiger Kampf, der die Erde erbeben ließ. Die Wölfe
kreuzten Currus Weg, sie beachteten ihn nicht, sie stürzten sich in den Kampf der Xaima!
    Der Wirbelwind war abgeflaut, der Staub hatte sich gelichtet, Isparra stand dort im Ascheregen, und Skefer auch. Awin sah zerfetzte Kleider auf dem Boden liegen und begriff, dass Nyet und Dauwe schon nicht mehr waren. Skefer stieß einen hellen, ängstlichen Schrei aus. Die Wölfe packten ihn, ihn und seine Schwester - und zerrissen sie vor Awins Augen. Ein kurzer Schrei, ein letzter, stolzer Blick aus Isparras Gesicht, und dann waren sie beide fort, wie Seweti aufgelöst in nichts. Nur einige Federn von Isparras Gewand wehten noch im leichten Wind davon. Und dann verschwanden auch die Wölfe, waren auf einmal fort, als hätte es sie nie gegeben. Awin schluckte, spuckte Asche aus und jagte weiter. Curru!
    Awin sah Norgis, die die noch lebenden Kariwa antrieb, die gewaltigen Torflügel wieder zu schließen. Und Curru raste auf sie zu. Er senkte seinen Speer zum Stoß. »Norgis!«, schrie Awin, aber seine Warnung verhallte ungehört im Lärm der Schlacht. Norgis war am Tor, sie konnte den Reiter nicht kommen sehen. Awin sah Senis, die mit weit ausgebreiteten Armen immer noch dort unten im Talgrund stand, er sah einen Riesen, der jetzt vielfach von missgestalteten Armen umfangen donnernd zu Boden stürzte. Das Tor war nur noch einen Spalt weit geöffnet.
    Jetzt drehte Norgis sich um, sah den Reiter auf dem Schimmel, wich im letzten Augenblick zur Seite, und schon sprengte Curru mit dem irren Lachen eines Verrückten durch das Tor hindurch. Awin konnte gerade noch sehen, wie der alte Seher brüllend auf das turmhohe Bein eines Riesen losstürmte - und dann jäh von einem gewaltigen Fuß zermalmt wurde, dann schloss sich das Tor mit schwerem Krachen. Awin flog heran. Er sprang vom Pferd, stolperte, packte den Stab und hielt den
Heolin an das zerschmetterte Siegel. Einen Augenblick lang geschah nichts -, aber dann floss das Licht des Steins in das große Zeichen. Der hässliche Spalt, den Eris Axt geschlagen hatte, verschwand, und sanftes Glühen breitete sich in den Strahlen des Siegels aus. Norgis riss Awin den Stab aus der Hand, löste den Heolin und fügte ihn dort an, wo er einst abgebrochen worden war. Einen Augenblick später war er wieder fest mit Edhils Siegel verschmolzen. Von der anderen Seite drang das markerschütternde Schreien der Daimonen. Die eisernen Torflügel erbebten einmal, zweimal, aber das Siegel hielt. Das Skroltor war geschlossen.
    Awin ließ sich erschöpft zu Boden fallen. Um ihn herum lagen tote oder stöhnende Menschen, halb bedeckt von weißer Asche, und jenen, die noch stehen konnten, stand der Schreck tief ins Gesicht geschrieben.
    »Du bist verletzt«, sagte eine besorgte Stimme. Es war Wela, die am Tor geholfen hatte. Sie strich ihm mit sanfter Hand durchs Gesicht. Er zuckte zurück, denn jetzt bemerkte er, dass er dort blutete.
    »Er wird es überleben«, verkündete Norgis spöttisch.
    Awin betrachtete die Frau, die so alt war und so jung wirkte, wenn man ihre tief liegenden gelben Augen nicht sah. Wie anders war da …
    »Senis!«, entfuhr es Awin.
    »Meine Schwester hat sich entschieden, auf der anderen Seite zu bleiben«, erklärte Norgis, und Bewunderung schwang in ihrer Stimme mit.
    »Aber sie kommt doch dort wieder heraus, oder?«, fragte Awin.
    Norgis schüttelte den Kopf. »Das Siegel ist geschlossen, nichts und niemand kann das Daimonenland nun noch verlassen, auch Senis nicht.«

    Awin nickte wie

Weitere Kostenlose Bücher