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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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können«, meinte Tuge, als sie leise an den Rand der Lichtung schlichen.
    »Yeku sagt, Kraut ist besser, mehr Spaß.«
    »Und was hast du ihm da gegeben, Mahuk?«, fragte Awin stirnrunzelnd.
    »Ziegenblatt. Gut, wenn Bauch schmerzt. Aber furchtbarer Geschmack.«
    Tuge grinste breit. »Die Ussar sind wahrhaft Grauen erregende Gegner, voller List und Tücke«, flüsterte er anerkennend.
    »Weiter jetzt«, befahl Awin streng und verbiss sich das Lachen. Noch war die Sache nicht ausgestanden.
    Limdin und Tuge nahmen ihre Bögen zur Hand. Im Schatten der Höhle war wieder eine schemenhafte Bewegung erkennbar. Eine rothaarige Frau trat aus der Höhle, einen Ledereimer in der Hand. Sie hatte die Ärmel ihres Gewandes hochgekrempelt und lief rasch zu einem kleinen Bach, der durch die Wiese floss. Sie schöpfte Wasser, dann lief sie eilig zurück. Awin gab das Zeichen. Kaum war die Frau im Inneren der Höhle verschwunden, hasteten Tuge und Limdin los. Sie hielten sich am Rand der Wiese und nutzten, wo möglich, die Deckung der Büsche. Jetzt waren sie am Eingang der Höhle vorbei. Schon bogen sie auf den Pfad zur Stadt ein. Plötzlich stieß jemand einen hellen Warnruf aus. Tuge und Limdin hielten nicht an, und Awin
sah, dass Tuge noch im Laufen einen Pfeil auf die Sehne legte. Dann verschwanden sie hinter der Kante. Aus der Höhle kam ein Krieger hervorgestürmt, begleitet von der Frau, die eben den Eimer am Bach gefüllt hatte. Der Krieger trug Speer und Schild, ließ aber jetzt beides fallen und rief nach seinem Bogen. Eine zweite, jüngere Frau kam aus der Höhle gestolpert und brachte Pfeil und Bogen. Der Krieger riss ihr beides aus der Hand und lief zum Weg. Es sah aus, als würde er nun Tuge und Limdin in den Rücken fallen können. Er starrte den Weg hinab, nahm einen Pfeil zur Hand und spannte den Bogen. Awin hörte ein leises Zischen. Mabak hatte nicht erst auf einen Befehl gewartet, sondern schon sein Geschoss von der Sehne schnellen lassen. Awin verfolgte den Flug des gefiederten Schaftes. Leichthin, wie ein harmloser Vogel, flog er über die sonnige Wiese. Der Krieger bemerkte das Verhängnis erst, als es ihn in die Brust traf. Er taumelte einen Schritt zurück, starrte ungläubig auf das schlanke Stück Holz, das aus seinen Rippen hervorragte und brach dann stöhnend zusammen. Die junge Frau schrie entsetzt auf.
    »Los jetzt!«, rief Awin und sprang mit gezogenem Schwert auf die Lichtung. Die anderen folgten ihm. Die beiden Frauen schienen vor Schreck erstarrt. Dann verlor die jüngere die Nerven und rannte davon. Sie lief den Weg hinunter. Vermutlich wollte sie in die Stadt, Hilfe holen. Ein markerschütternder Schrei durchschnitt die klare Bergluft. Awin unterdrückte einen Fluch. Offenbar war es dem Bogner nicht gelungen, den dritten Wächter lebend zu bekommen.
    »Was hat das zu bedeuten?«, donnerte eine volltönende Stimme aus der Höhle. Awin spähte in das Halbdunkel. Ein älterer Mann trat ins Sonnenlicht. Er war groß und dick, trug ein reich besticktes hellgraues Gewand, und sein Gesicht war vielfach vernarbt. Nur sein unsteter Blick trübte den Eindruck
von Würde, den dieser Mann ganz offensichtlich zu vermitteln suchte. Zu Awins Beruhigung trug er keine Waffe.
    »Mörder!«, schrie die Frau, die bei dem getroffenen Wächter geblieben war. Er lag in seinem Blut, und es sah aus, als würde es mit ihm zu Ende gehen.
    »Dieser Mann ist noch nicht tot. Und er muss vielleicht auch nicht sterben«, erklärte Awin ruhig. »Wir haben eine Heilerin und diesen Raschtar bei uns. Sie werden ihm helfen«, sagte Awin.
    »Ein Fremder?« rief der Alte aufgebracht. »Und dieses Weib dort« - er deutete auf Merege - »ist wohl ebenfalls eine Fremde! Ihr bringt Fremde an diesen heiligen Ort? Ihr vergießt Blut an dieser heiligen Stätte?«
    »Kein Fremder wird meinen Schwager anrühren!«, keifte die Frau.
    »Ich verlange Auskunft! Wer seid ihr, und was geht hier vor?«
    Awin hatte den Mann schon gleich für einen Wichtigtuer gehalten und beschloss, ihn vorerst nicht zu beachten. Der Deuter sollte ruhig begreifen, wer hier das Sagen hatte. Awin gab Mahuk einen Wink. »Sage Wela, sie kann den Gefangenen herbringen. Und du kannst ihm jetzt ruhig das Gegenmittel geben.«
    Mahuk grinste unter seinem schwarzen Bart. »Yeku meint, ich soll ihm Steinwurz geben. Schmeckt schlimmer als Ziegenblatt.«
    Awin lächelte schwach. Sie hatten kämpfen müssen. Das war schlechter gegangen, als er gehofft hatte. Gerade, als er sich

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