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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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meist mit der Kariwa, und ich bin nicht sicher, was ich davon halten soll. Er schläft unruhig, das wird dir nicht entgangen sein, Yaman, aber es ist nicht wie in Pursu, als er noch fast jede zweite Nacht schreiend aufgewacht ist.«
    »Der Ritt scheint ihm also gutzutun«, meinte Awin.
    »Ich möchte dir zustimmen, doch schmerzt es mich, zu sehen, wie schwermütig er stets am Ende unseres Sgers reitet. Ich bin gar nicht sicher, ob es gut ist, dass er so viel mit der Kariwa zusammen ist. Auch dir wird nicht entgangen sein, dass sie seit ihrer Rückkehr zu den Lebenden noch schweigsamer und zurückhaltender als zuvor geworden ist.«
    Awin nickte. Natürlich war ihm das aufgefallen. »Es scheint, dass sie etwas verbindet, was wir nicht verstehen, Tuge. Vielleicht, dass sie beide ins Antlitz einer schrecklichen Gottheit blicken mussten.«
    »Ein seltsames Band, wenn du mich fragst. Aber ist das nun gut oder schlecht, Awin?«, fragte Tuge.

    »Gut«, behauptete Awin, aber sicher war er sich da nicht.
    Am selben Abend sprach er Merege vorsichtig darauf an, doch sie war kühl und abweisend und gab vor, nicht zu verstehen, was Awin meinte.
     
    Am Nachmittag des zehnten Tages entdeckte Limdin die von Mahuk beschriebene Bergspitze.
    »Und jetzt?«, fragte Awin den Raschtar.
    »Ich kam von oben, nicht aus der Ebene. Ich sehe den Weg nicht. Wir müssen hinauf. Ein langer Hügel, ohne Bäume«, antwortete der Ussar.
    Das Land stieg rasch an. Sie erkletterten einige sanfte Hügel. Bald jedoch mussten sie absteigen, um ihre Pferde steilere Hänge hinaufzuführen.
    »Wo liegt Tiugar?«, fragte Awin, als sie auf einer schmalen Kuppe rasteten.
    »Hinter jener Bergkette dort«, antwortete Mahuk und wies auf einen weitläufigen Grat, der sich wie ein langer Riegel hinaus in die Ebene schob. Sie schienen sich schon etwas oberhalb der Stadt zu befinden.
    »Und das Orakel?«
    »Dort ist der dreispitzige Berg. Wir müssen nicht ganz hinauf. Der Pfad verläuft darunter.«
    Sie mussten weitere Hänge erklimmen und noch zweimal in schmale Täler hinabsteigen, bevor sie am Fuße des besagten Berges angekommen waren. Dort beschlossen sie zu rasten, denn es wurde bereits dunkel. Awin schickte Limdin und Mabak hinauf. Sie sollten Ausschau nach Wachposten der Hakul halten.
    Als die beiden fort waren, kam Dare zu Awin und sagte: »Ich sah vor einigen Tagen, dass du lange mit meinem Bruder Limdin gesprochen hast, Yaman.«

    »Nun, er kam zu mir, so wie du jetzt, Dare.«
    »Darf ich dich fragen, welches Anliegen er an dich hatte, Yaman Awin?«
    »Ich schlage vor, dass du ihn das selbst fragst«, entgegnete Awin freundlich.
    »Das habe ich längst getan, doch wich er mir aus. Er behauptete, er habe mit dir über Yaman Auryd und das Orakel gesprochen, doch glaube ich, dass er mir etwas verschweigt.«
    Awin runzelte die Stirn. »Ihr solltet einander nicht misstrauen, Dare. Ihr seid Brüder, Söhne derselben Mutter.«
    »Daran solltest du Limdin erinnern, nicht mich, Yaman«, antwortete Dare und ging Feuerholz suchen.
    Awin sah ihm nach. Die beiden Brüder waren bisher, wie Gunwa es gesagt hatte, sehr innig miteinander verbunden gewesen. Er nahm sich vor, darauf zu achten, dass es auch so blieb.
    Die beiden Kundschafter kamen bald darauf wieder vom Berg heruntergestiegen. Mabak meldete, dass keine Spur eines Feindes zu sehen war. Awin dankte dem jungen Krieger, aber dann fügte er hinzu: »Es sind deine Stammesbrüder, Mabak, du solltest sie noch nicht als Feinde betrachten.«
    Mabak lief rot an und erwiderte: »Verzeih, Yaman, ich werde es nicht wieder tun. Auch wenn sie mich, als Krieger eines angeblich abtrünnigen Klans, ihrerseits vermutlich kaum als Freund ansehen werden.«
    »Er hat nicht Unrecht, Awin«, sagte Tuge leise, als Mabak weitergegangen war. »Ich weiß, dass du es verabscheust, gegen dein eigenes Volk die Waffe zu erheben, und mir geht es ebenso, aber sie werden nicht zögern, uns als Feinde zu betrachten und uns auch entsprechend zu behandeln. Für sie sind wir Abtrünnige«, fuhr der Bogner fort.
    »Siehst du das ebenso, Tuge, dass wir abtrünnig sind?«, fragte Awin.

    »Was meinst du?«
    »Ich sehe doch, wie es dich schmerzt, dass wir die Gemeinschaft des Stammes verlassen haben, aber vielleicht solltest du es anders herum betrachten. Nicht wir haben Eri verraten - sondern er uns. Nicht wir haben die Gesetze des Staublandes gebrochen, sondern er. Wenn du so willst, sind alle, die ihm folgen, Abtrünnige, denn sie bedrohen die

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