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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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»Lasst die Leute am Feuer ruhig unser Sgertan sehen. Wir haben nichts zu verbergen. Aber noch einmal - wir sind nicht im Krieg mit jenen dort.«
    »Noch nicht«, brummte Tuge.
    Sie ritten weiter in Zweierreihe, auch wenn Tuge vorgeschlagen hatte, den Sger zum Kampf auffächern zu lassen. Awin wollte jedoch nicht kriegerischer erscheinen als unbedingt nötig. Langsam näherten sie sich der Rauchfahne. Bald sahen sie in der Ferne eine kleine Herde Pferde friedlich grasen, dann entdeckten sie das Rundzelt. Es war nur eines, wie Awin erleichtert feststellte. Er hielt nach den Hirten Ausschau, die es geben musste, aber er konnte sie nicht finden. Erst als sie dem
Feuer schon sehr nahe waren, sah er, dass dort ein einzelner Mann saß. Der Wind trug Awin ein seltsames, aber angenehmes Geräusch zu. Es klang beinahe wie Vogelgesang.
    »Was ist das für ein Geräusch, Yaman?«, fragte Tuge misstrauisch.
    »Gefährlich klingt es jedenfalls nicht«, antwortete Awin. »Vielleicht eine Hirtenflöte?«
    »Dann ist es keine, wie ich sie je gehört hätte«, knurrte Tuge.
    Sie ritten weiter. Der Hirte musste sie irgendwann bemerkt haben, aber er blieb am Feuer sitzen, bis Awin den Sger anhalten ließ. Der Mann war kahlköpfig, und weiße Bartstoppeln zeigten sich auf seinem wettergegerbten Gesicht. Er spielte wirklich auf einer Flöte, doch war ihr Klang vielfältiger und schöner als der der schlichten Hirtenpfeifen der Schwarzen Hakul. Der Hirte ließ einen letzten Ton verklingen, dann setzte er die Flöte ab und blickte endlich auf.
    »Ich grüße dich, Hakul. Ich bin Yaman Awin vom Klan der Schwarzen Dornen. Darf ich fragen, an wessen Feuer unsere Pferde stehen?«
    Der Mann ließ seinen Blick über den kleinen Sger schweifen, erst dann antwortete er ruhig: »Awin von den Dornen? Ich glaube, ich habe von dir gehört. Ich bin Yaman Corian vom Roten Huf.«
    »So gehörst du zum berühmten Stamm der Roten Hakul?«, fragte Awin höflich. Eigentlich war es üblich, dass ein Hakul einen Reisenden an ein Feuer bat und ihm heißen Kräutersud anbot, bei dem man sich gegenseitig Neuigkeiten aus der Steppe erzählen konnte. Dieser Mann schien jedoch keinerlei Lust auf diese sonst selbstverständliche Geste zu haben. Er nickte nur flüchtig und sagte: »Was führt dich an mein Feuer, Yaman Awin vom Schwarzen Dorn? Du bist weit von den Weiden deines Stammes entfernt.«

    »Ich bin auf der Suche nach Eri, der sich nun Tiudhan aller Stämme der Hakul nennt«, erklärte Awin.
    »Den Tiudhan suchst du also, Awin von den Dornen? Er war hier, das heißt, einige seiner Leute kamen hier durch. Ein Yaman mit seinen Kriegern, der meine besten Pferde und meine drei Söhne mitnahm. Zum Hereban hat er sie gerufen.«
    »Aber dich nicht, Yaman Corian?«, fragte Tuge.
    »Ich war ihnen zu alt«, sagte der Hirte seltsam gleichgültig, »und die vielen Wunden, die ich bei unseren Beutezügen gegen die Ackerleute erworben habe, machen mir das Reiten beschwerlich. Der Yaman wusste das, denn wir kennen uns gut. Früher hätte ich ihn vielleicht einen Freund genannt. Doch hat er meine Söhne mitgenommen für den großen Krieg, und mir nicht einen gelassen.«
    »Er hat deine Söhne gezwungen , ihm zu folgen?«, fragte Awin ungläubig.
    Der Hirte schüttelte den Kopf. »Sie sind gerne mitgeritten, und ich habe ihnen nicht die Schande bereitet, den Yaman um Schonung zu bitten. Ich bin ein Hakul und ein Yaman, auch wenn mein Klan vielleicht gerade seinem Ende entgegenreitet.«
    Er ist verzweifelt, aber er bewahrt Haltung , dachte Awin, und laut sagte er: »Vielleicht kann ich dir deine Söhne wiederbringen, denn ich habe vor, Eri aufzuhalten und sein Heer zur Umkehr zu bewegen.«
    Der Yaman starrte ihn an, dann schüttelte er den Kopf. »Es ist ein großes Heer, und seine Anführer sind zu allem entschlossen. Niemand kann sie aufhalten, kein Feind, und sicher auch kein einzelner abtrünniger Yaman. Nein, meine Söhne kehren siegreich zurück - oder gar nicht.«
    Die Hoffnungslosigkeit in seiner Stimme ließ Awin vermuten, dass Corian mit Letzterem rechnete.

    Wela trieb ihr Pferd ungeduldig an Awins Seite. »Aber wenn sie nicht aufzuhalten sind, warum glaubst du dann, dass sie nicht siegreich zurückkehren, Yaman?«
    »Du bist die berühmte Schmiedin, das Weib, das Männerhandwerk tut, nicht wahr?«, fragte Corian.
    Wela nickte und schien sich an den warnenden Blicken, die ihr Tuge und Awin wegen ihrer Einmischung zuwarfen, nicht zu stören.
    »Sie wollen nicht nur

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