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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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das Land der Akradhai erobern, Schmiedin, auch wenn das alleine schon eine gewaltige Aufgabe wäre. Sie sitzen auf fruchtbarem Land, diese Bauern, und sie wissen sich zu wehren. Aber das Bernsteinland ist dem Tiudhan nicht genug. Er will weiter, bis zum Rand der Welt. Das können die Götter nicht gutheißen, mag er den Lichtstein haben oder nicht. Und deshalb ist sein Heer dem Untergang geweiht.«
    »Du bist ein weiser Mann, Yaman Corian vom Huf«, erwiderte Awin höflich. »Ich sehe die Dinge ganz ähnlich, und deshalb werde ich den Tiudhan aufhalten. Ich weiß, er will nach Norden, über diese Berge, doch kenne ich die Pässe und Wege nicht. Ich hoffe, du kannst mir weiterhelfen?«
    Der Hirte rieb sich nachdenklich seine Bartstoppeln, bevor er antwortete: »Ich hörte viel Schlechtes über dich, Yaman Awin, doch nun sehe ich dich und muss meine Meinung vielleicht ändern. Wenn du den Tiudhan und sein Heer suchst, so kannst du sie kaum verfehlen. Es sollen viele, sehr viele Männer sein, Tausende. Das größte Heer, das die Hakul jemals versammelten. Reitest du immer nach Westen, kannst du ihre Spur nicht verfehlen.«
    Awin dachte nach. Der Mann sagte ihm nur das Offensichtliche, aber er sagte nicht alles.
    »Du hast vielleicht gehört, Yaman Corian, dass ich auch ein
Seher bin, und ich sehe, dass du einen Weg weißt, der mich schneller an mein Ziel bringen würde.«
    Corian lächelte zurückhaltend. »Je weiter du nach Westen kommst, desto mehr Wege wirst du über diese Berge finden, die doch jetzt sehr bald niedriger werden. Das Heer wird sich westlich vom Tewerin halten und über die Wasserhöhen ziehen. Dort gibt es gute Weiden, um die wir schon lange mit den Bauern streiten. Sie haben einige wehrhafte Dörfer und Gehöfte auf die Höhen gesetzt. Das Heer kann dort reichlich Beute machen, aber es wird Blut und Zeit kosten. Da du es aber eilig hast, sage ich dir einen etwas gefährlicheren Weg: Es gibt einen Händlerpfad, etwa sechs oder sieben Tage von hier. Er führt dich hinauf auf eine Hochebene, den letzten Ausläufer des Vorgebirges, wenn du so willst, denn westlich davon beginnen schon die Wasserhöhen. Diese Ebene liegt wie ein breiter Riegel zwischen unseren Weiden und dem Grünland, wie die Ackerleute ihr Land dort nennen. Du kannst dich auf der Ebene nach Nordwesten wenden, wie es die Händler mit ihren Karren tun, oder du steigst im Norden hinab in das schmale Tal der Jurma, und folgst diesem Fluss, der das Kornland der Akradhai vor uns beschützt. Auf beiden Wegen gelangst du zu ihrer Stadt Borre. Es gibt dort eine Brücke, doch glaube ich nicht, dass sie dich hinüberlassen. Es kann sein, dass du deinen Freund Eri dort triffst, denn es ist der einzige Übergang über die Jurma auf viele Tage. Oft haben wir die Brücke schon nehmen wollen, aber noch nie ist es uns gelungen.«
    »Wo finde ich diesen Pfad?«
    »Du kannst ihn nicht verfehlen, Yaman. An seinem Anfang stehen große steinerne Geister, die ihn bewachen. Deshalb meiden ihn die Hakul.«
    »Geister?«, fragte Tuge beunruhigt.

    »Die Ahnen der Akradhai wohnen in diesen Steinen, heißt es, doch sind sie nicht an sie gebunden, und es heißt, dass sie in bestimmten Nächten ruhelos umhergehen. Ihr findet sie dort am Beginn des Pfades und dann auch viele auf der Hochebene, die ja deshalb auch die Ebene der Steingeister genannt wird. Ihr solltet euch fern von ihnen halten, vor allem in der Nacht.«
    »Ich danke dir, ehrwürdiger Yaman. Du hast uns sehr geholfen. Ich frage mich, ob du vielleicht die Zeit hast, uns bis dorthin zu führen?«, erkundigte sich Awin höflich.
    Aber jetzt lachte Corian. »Verzeih, Yaman Awin, aber du bist ein Abtrünniger, vielleicht sogar ein Feind. Ich habe mit dir gesprochen, weil ich nur einer bin, und ihr seid neun, ich habe dir sogar einen Weg über diese Berge verraten, aber mehr will ich mit dir und deinem Sger nicht zu tun haben. Weder lade ich euch ein, an meinem Feuer zu sitzen, noch werde ich euch führen. Ich werde hierbleiben und weiter versuchen, diese Flöte besser zu verstehen, die ich vor vielen Jahren einem toten Akradhai abgenommen habe. Ich hoffe, ihr Lied führt meine Söhne eines Tages zu mir zurück.«
     
    »Sehr höflich war er nicht«, meinte Tuge, als sie weiterzogen.
    »Aber mutig«, erkannte Awin an. »Er hat mir immerhin ins Gesicht gesagt, was er von mir hält. Und das, obwohl er ganz alleine gegen uns stand.«
    »Saß«, berichtigte Tuge mürrisch, »nicht mal aufgestanden ist er.«
    »Er

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