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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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hat uns geholfen, und da er ehrlich zu uns war, als es gefährlich für ihn werden konnte, gehe ich davon aus, dass er auch die Wahrheit sagte, was den Pass angeht.«
    Tuge sah Awin nachdenklich von der Seite an. »Ich habe es schon einmal gesagt, und ich sage es wieder - du glaubst
einfach zu sehr an das Gute im Menschen, Awin, und das ist erstaunlich für einen Seher, der schon so viel an Verrat und Niedertracht erlebt hat.«
    »Du denkst an Eri?«
    »Nein, eigentlich an unseren alten Freund Curru. Aber ich kann dir nicht sagen, warum ich jetzt gerade an den Alten denken muss. Wir haben doch lange nichts mehr von ihm gehört.«
    Awin nickte. Curru war nach der Schlacht um Pursu von Eri verstoßen worden, denn er hatte Harmin den Schmied erstochen und versucht, Awin zu töten, als dieser noch kein Abtrünniger, sondern ein Stammesbruder gewesen war. Seither war er verschwunden. »Das ist wahr«, sagte Awin. »Auch ich musste vorhin an ihn denken, vielleicht, weil der Yaman ihm in gewisser Weise ähnlich sah.«
    »Möglich. Aber eines ist gewiss: So schön die Flöte zu spielen verstand Curru nicht.«
    Wieder stimmte Awin ihm zu. Noch lange folgte ihnen der wehmütige Klang der Akradhai-Flöte über die Ebene.
     
    Sechs Tage später entdeckte Dare den ersten Steinernen Geist. Sie waren sich auf dem Ritt lange in Vermutungen ergangen, wie so ein Geist wohl aussehen mochte. Jetzt, da sie ihn sahen, stellten sie fest, dass er ihren Vorstellungen nicht entsprach. Zwischen verkrüppelten Büschen saß ein unbehauener Stein auf einem zweiten. Wäre er nicht bemalt gewesen, hätten sie ihn vermutlich gar nicht bemerkt. So aber sah Dare schon von weitem etwas Rotes im grauen Felshang leuchten. Sie ritten näher heran. Der Yaman hatte ihnen zwar abgeraten, sich den Geistern zu nähern, aber es war heller Tag, und sie wollten sich das Ding aus der Nähe ansehen. Es stand fast am Fuß des steilen Hügels, ein wenig oberhalb der offenen Ebene. Die Farbe war verwittert und abgeblättert, auf dem Rücken war der Geist von
Moos überwachsen. Aus der Nähe sah Awin, dass einst weiße Streifen auf die rote Grundfarbe aufgetragen worden waren, aber das war nur noch zu erahnen.
    »Und darin wohnen die Ahngeister der Akradhai?«, fragte Wela.
    »Yeku sagt, kein Geist. Stein ist leer«, meinte Mahuk.
    »Aber glaubst du, ehrwürdiger Raschtar«, fragte Wela weiter, »dass darin einst ein Geist gewohnt hat?«
    »Vieles ist möglich«, lautete die ausweichende Antwort des Ussar.
    »Seht ihr hier irgendwo einen Weg?«, fragte Tuge unruhig. Er schien sich in der Nähe dieser Steine unwohl zu fühlen.
    »Er kann nicht mehr weit sein«, meinte Awin.
    Damit sollte er Recht behalten. Sie entdeckten nach und nach weitere Steinfiguren. Die nächste war hoch oben auf den Hügeln nur aus der Ferne zu sehen, dann fand sich eine Gruppe von dreien auf halber Höhe eines Hanges. Sie wirkten alt, und es war nur noch wenig Farbe auf ihnen. Eine hatte sogar ihren runden Kopf verloren. Er lag am Fuße des Hügels, und Tuge achtete sorgsam auf Abstand. Aber Mahuk warf nur einen mitleidigen Blick darauf und sagte: »Keine Geister. Tote Steine.«
    Dann, am späten Nachmittag, stießen sie endlich auf den gesuchten Pfad. Er führte steil den Hügel hinauf. Wagenspuren zeigten an, dass er wenigstens von Zeit zu Zeit benutzt wurde. Eine besonders große Steinfigur beschützte ihn. Sie bestand im Gegensatz zu denen, die sie bisher gesehen hatten, aus vier Steinen. Zwei waren wie Beine nebeneinander in den Hang eingegraben, darüber folgte ein mächtiger blau und rot bemalter Körper, auf dem ein roter, viel zu kleiner Kopf saß.
    »Wie haben sie diese Steine aufgestellt, Yaman Awin?«, fragte Limdin.

    Das war eine gute Frage, denn es bedurfte sicher der Kraft vieler Männer, um diese mächtigen Blöcke zu bewegen.
    »Wir sind bald im Land der Akradhai, vielleicht können die es uns erklären, denn ich weiß keine Antwort«, sagte Awin beeindruckt.
    Mahuk Raschtar sprang vom Pferd. Er kletterte den Hang hinauf, bis er am Fuß der Figur angekommen war. Tuge schüttelte den Kopf über diesen Leichtsinn. Dann presste der Ussar sein Ohr und seinen Stab an den Stein. Als Karaks Pferd schnaubte, machte Mahuk unwillig ein Zeichen, es möge still sein. Der junge Krieger versuchte beinahe ängstlich, sein Tier zu beruhigen, was ihm schließlich auch gelang. Lange horchte Mahuk in den Fels hinein. Schließlich richtete er sich auf, nickte düster und erklärte: »Geist war

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