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Der Sohn des Sehers 03 - Renegat

Titel: Der Sohn des Sehers 03 - Renegat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Fink
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langer Zeit aus diesen Hügeln vertrieben haben. Du sagst, es ist verkehrt, und ich glaube dir, aber der eine oder andere unserer Verwandten wird dort unter den Kriegern sein. Denk nur an die Männer des Fuchs-Klans! Ich kann ihnen doch nichts Schlechtes und schon gar kein Unglück wünschen.«
    »Es bleibt dennoch falsch, Wela Schmiedetochter«, sagte Awin. »Eri geht es nicht darum, Unrecht zu rächen, Weiden für unsere Herden zu finden, oder Beute zu machen, die uns über den Winter bringt. Das hier ist sinnlose Zerstörung, und du weißt, was an ihrem Ende steht. Er will das Skroltor öffnen. Dann werden diese Feuer in allen Ländern der Welt brennen. Auch die Zelte der Hakul werden in Flammen aufgehen, und wenn du unseren Verwandten in diesem Heer etwas Gutes wünschen willst, dann wünsche ihnen Einsicht. Sie sollten umkehren, bevor sie im Schneeland den Daimonen gegenüberstehen, die Eri freilassen will.«
    Etwas später fanden sie einen guten Lagerplatz unter drei alten windgebeugten Buchen, der zu Tuges Beruhigung weit von den nächsten Steingeistern entfernt lag. Die Krieger sprachen über die fernen Feuer, und Awin merkte ihnen an, dass sie gerne mitgekämpft hätten. Wela war allerdings ruhig und nachdenklich geworden und beteiligte sich nicht an den Erzählungen von vergangenen oder künftigen Heldentaten, in denen sich, bis auf den schweigsamen Karak, die jungen Krieger des Sgers ergingen. Später trat Awin einige Schritte vom Lagerfeuer fort, um nachzudenken. Die Hochebene versperrte ihm den Blick auf das flache Land im Norden, aber am Himmel zeigte sich der helle Schimmer der brennenden Dörfer und Gehöfte von Westen bis nach Nordwesten.

    »Zwei Tage bis dort, vielleicht drei«, meinte Mahuk, der plötzlich aus der Dunkelheit auftauchte.
    »Wo bist du gewesen, ehrwürdiger Raschtar?«, fragte Awin.
    »Die Bäume. Einer erlaubte mir, ihn zu erklettern. Bessere Sicht. Anderer Wind. Es ist etwas hier oben.«
    »Was meinst du?«, fragte Awin besorgt. »Haben die Geister die Steine verlassen?«
    »Das ist möglich, Yaman. Aber ich höre ein Pferd.«
    »Ein Pferd? Vielleicht ein Hakul-Späher?«
    »Yeku sagt, es riecht vertraut, aber er verrät nicht, woher vertraut. Vielleicht meint er Pferd, vielleicht Späher, vielleicht etwas anderes.«
    »Dann werde ich den Wachen sagen, dass sie besonders aufmerksam sein müssen.«
    »Und ich frage die Steine«, sagte Mahuk und verschwand. Der Raschtar schien die Ahngeister der Akradhai nicht zu fürchten. Beunruhigt ging Awin zum Lagerfeuer zurück. Ein Reiter in der Nacht? Das konnte alles Mögliche bedeuten, aber vermutlich nichts Gutes.
    Die Nacht würde kurz werden, weshalb sie nur zwei Wachschichten brauchten. Awin übernahm die erste, obwohl Tuge missbilligend anmerkte, dass dies nicht Sache eines Yamans sei.
    »Ich muss nachdenken, Tuge, und das kann ich am besten in der Nacht.«
    »Aber du hast nicht vor, auf irgendwelche Reisen des Geistes zu gehen, oder? Nein? Gut, denn ich glaube, mit diesen Geistern hier auf der Hochebene wäre das noch gefährlicher als sonst.«
    Awin beruhigte den Bogner, und bald lauschte er auf die ruhigen Atemzüge der Schläfer und das unruhige Stampfen der Pferde. Die Tiere waren schon den ganzen Abend unruhig, als würde es ihnen auf dieser Geisterebene ebenso wenig
gefallen wie Tuge. Awin schüttelte diese Gedanken ab. Er war allein am Lagerfeuer und betrachtete das Sternenzelt. Hinter ihm stöhnte der Sohn des Bogners in einem seiner dunklen Träume. Awin fragte sich, ob er selbst je wieder träumen würde. Nachdenken wollte er, aber sein Kopf war wie leergefegt. Die Feuer im Nordwesten brannten lange. Vielleicht würde er Eri und seinen Windskrolen schon in zwei oder drei Tagen gegenüberstehen. Und dann? Er war weit davon entfernt zu wissen, was er dann unternehmen sollte. Wenn er nur seine Sehergabe nicht hergegeben hätte.
    Leise Schritte unterbrachen seine Gedanken. Am regelmäßigen Klopfen des schweren Stabes, das diese Schritte begleitete, erkannte er Mahuk. Der Ussar trat aus der Dunkelheit und setzte sich schweigend ans Feuer. Eine Weile saßen sie stumm unter den Sternen.
    »Es sind Geister in diesen Steinen«, begann der Raschtar nach einer Weile. »Alte Geister. Schwach. Beinahe verblasst.«
    Er stocherte mit einem Zweig lange im Feuer, bevor er schließlich leise raunte: »Sie fürchten sich.«
    »Die Geister? Aber wovor denn?«, fragte Awin erstaunt.
    »Sie raunen. Yeku versteht sie kaum. Es ist etwas auf

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