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Der Sohn des Tuchhändlers

Der Sohn des Tuchhändlers

Titel: Der Sohn des Tuchhändlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Dübell
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Donauwörth. Der Besuch war kurz gewesen, und Maria hatte unsere Gespräche ausgefüllt – Maria, die ich in Augsburg hatte zurücklassen und darauf vertrauen müssen, dass sie genauso wie ich selbst ihr Leben wieder im Hier und Jetzt würde verankern können. Das war acht Jahre her. Als ich meine Familie hatte auseinander brechen lassen, hatte Maria darunter gelitten, dass ich sie in ihrem eigenen Schmerz allein gelassen hatte und unter ihrem Unverständnis darüber, dass ich mich meiner Trauer um meine Frau hingegeben hatte; Sabinas Schmerz war jedoch von der Art gewesen, dass sie mich verstand und es doch nicht vermochte, mich aus meinem Stupor wachzurütteln – sie hielt dies für ihre Schuld. Ich hatte mich davor gefürchtet, Maria wiederzusehen, weil ich in ihr das Abbild ihrer Mutter sah; vor dem Wiedersehen mit Sabina hatte ich mich gefürchtet, weil ich mir selbst dabei ins Antlitz sehen musste und die Jahre erblicken konnte, die ich verschwendet hatte. Ich sperrte mich gegen das Drängeln von Daniel, der mir auf den Fuß folgte, und zögerte plötzlich, weiterzugehen. Schließlich räusperte ich mich.
    »Wie ich geahnt habe, Ihr Weinlieferant haut Sie übers Ohr«, sagte Sabina, ohne aufzusehen. »Er hat es zwar geschickt gemacht, aber die Listen sprechen Bände – gut, dass Sie wenigstens Buch geführt haben. Als Sie heute Morgen so überrascht waren, dass nur noch ein Fass Wein da war, hat es sich mir förmlich aufgedrängt. Ich schätze, in dieser Hinsicht bin ich die Tochter meines …« Sie blickte endlich auf und starrte mich an. Ihre Augenbrauen hoben sich erstaunt. »… Vaters.«
    Als sie ein kleines Mädchen gewesen war, hatte mich ihre Mutter Maria immer damit geneckt, Sabina würde einmal ebenso verwegen wie ich aussehen. Ebenso hässlich , hatte ich stets geantwortet. Sie hatte meine breite Gestalt geerbt, ohne so viele überzählige Pfunde wie ich im Lauf des Lebens anzusammeln; ihr Gesicht war weniger hübsch als vielmehr markant, zu aufwendige Gewänder ließen sie aussehen wie verkleidet, und ich wusste, dass sie im Lager ihres Mannes selbst mit anzupacken pflegte, wenn die Dienstboten ihrer Meinung nach zu langsam waren.
    Sie maß mich mit Blicken. Ich dachte daran, dass sie seit Stunden in diesem Bordell feststeckte – es war scheinbar nur einem Zufall zu verdanken, dass keine lärmende Horde ausgehungerter Ochsentreiber vom nächsten Treck hier eingefallen war – und dass ich nicht erwarten konnte, bei meiner Tochter auf allzu viel Begeisterung zu stoßen. Ich holte Atem und lächelte sie an.
    Sabina setzte sich wieder auf die Truhe und beugte sich über die Listen. Ich spürte, wie ich beiseite geschoben wurde und Jana an meine Seite trat.
    »Der Wirt war so gefällig, uns ein Dach über dem Kopf zu bieten«, sagte Sabina und begann zu blättern. »Ich komme, wenn ich hier fertig bin.«
    Ich warf Jana einen Seitenblick zu. Sie gab ihn ausdruckslos zurück. Dann wandte sie sich abrupt ab und ging hinaus. Daniel schob sich an mir vorbei und stapfte auf Sabina zu. »Na komm schon …«, hörte ich ihn sagen, dann folgte ich Jana nachdraußen. Sie stand ein paar Schritte neben dem Eingang und starrte zur Stadt hinüber wie jemand, der seine wertvolle Zeit an eine völlig sinnlose Mission verschwendet hat und es nun von Herzen bedauert. Als sie mich kommen hörte, drehte sie sich um. Sie sah mein Gesicht, hob die Schultern und ließ sie wieder fallen.
    »Das war kein Meisterstück von dir, Peter Bernward«, sagte sie. »Deine Familie ist noch gar nicht richtig angekommen, und schon kommen Zwietracht und Erbitterung in unser Heim.«
    Die werden sich hier wie zu Hause fühlen , dachte ich.
    Laut sagte ich: »Da Erklärungsversuche wohl nichts helfen, gehe ich zum nächsten Teich und ertränke mich darin.«
    Sie musterte mich. »Was du für einen Grund zu haben glaubst, schmollen zu können, möchte ich mal wissen.«
    »Ich gehe jetzt wieder rein und warte mit meinen Kindern zusammen unter dem Dach der Unmoral, bis der Schreiber mit dem Wechsel kommt.« Dann konnte ich mir nicht verkneifen hinzuzufügen: »Ich werde dir deine Auslagen natürlich zurückzahlen.«
    Jana machte schmale Augen. Sie holte Luft, um etwas zu erwidern, tat es dann jedoch nicht. Schließlich starrte sie zu Boden. »Manchmal, nach langer Zeit«, sagte sie rau, »wird einem klar, dass man einen großen Fehler gemacht hat, und dann weiß man nicht, wie man ihn rückgängig machen soll.«
    Ich versuchte mit tauben

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