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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Javanne gezeigt. Warum gab er sich also jetzt so viel mit ihr ab – bevor das Mahl begann, war er auch schon an ihrer Seite gewesen!
    Lew ließ den Blick über die behagliche Einrichtung von Regis’ Arbeitszimmer schweifen und dachte an eine Versammlung, die fünfzehn Jahre früher in diesem Raum stattgefunden hatte. Er erinnerte sich an die Spannung und an die nervöse, ängstliche Stimme von Dani Hastur, als er seinem Vater erklärte, er wolle nicht der Erbe von Hastur sein. Und plötzlich wusste er die Antwort auf das Rätsel. Sein Magen zog sich zusammen. Wie hatten sie nur übersehen können, dass sich Danis Sohn möglicherweise um ein Erbe betrogen fühlte, das ihm andernfalls zugefallen wäre? Das Königtum der Elhalyn war nichts im Vergleich zu der echten Macht, die Regis ausgeübt hatte, und würde es auch nie sein.
    Wenn Lew Recht hatte, woran er nicht mehr zweifelte, dann würde Gareth Javanne als seine natürliche Verbündete betrachten. Der Junge war noch nicht offiziell zum Erben von Elhalyn erklärt worden – bis dahin war fast noch ein Jahr Zeit –, und deshalb konnte er durchaus Hoffnung auf eine Umkehr der Vereinbarung hegen, die Regis und Mikhail eingegangen waren. Und Javanne würde die Gelegenheit mit beiden Händen ergreifen. Lew unterdrückte ein Stöhnen.
    Was hatte sich Domenic doch für einen fürchterlichen Zeitpunkt ausgesucht für seinen untypischen und wahrscheinlich sehr törichten Streich. Glücklich zum einen, weil er ein Komplott entdeckt hatte – das sich allerdings immer noch als Hirngespinst herausstellen konnte –, aber andererseits unglücklich, weil seine Abwesenheit mit Sicherheit Probleme verursachen würde. Lew wog die Sache in Gedanken noch einmal ab, wobei er verschiedene Szenarien berücksichtigte. Nach einer Weile kam er zu dem Schluss, dass ihm Gareths Gesichtsausdruck ganz und gar nicht gefiel. Vielleicht war Domenic außerhalb der Burg sicherer als in ihr. Augenblicklich war Lew bestürzt von der tödlichen Richtung, die seine Gedanken genommen hatten. Gareth war noch ein Kind! Er musste wirklich müder sein, als er dachte, wenn er auf solche Ideen kam.
    Andererseits konnte es immer einen Unfall geben, und Vorsicht war die Mutter der Weisheit. Wenn er sich irrte, dann irrte er sich eben, aber falls sein argwöhnischer Verstand auf etwas gestoßen war, worüber er sich zu Recht Sorgen machte, dann musste er vorsichtig in diese Richtung weitergehen.
    Unbarmherzig spielte Lew alle Möglichkeiten durch. Falls Domenic etwas zustieße – was Aldones verhindern mochte –, hatte Mikhail immer noch einen zweiten Sohn. Aber auch wenn Rhodri ein prachtvoller Bursche war, das Zeug zum Regieren hatte er nicht, und er konnte sich niemanden vorstellen, nicht einmal Javanne, der ihn als Erben vorschlagen würde. Ohne Domenic wäre Gareth Elhalyn der logische Nachfolger Mikhails, was gewiss den Beifall von Javanne Hastur und verschiedener anderer Mitglieder des Rats finden würde. Plötzlich sah es nach einer ausgesprochen guten Idee aus, dafür zu sorgen, dass Domenic nicht in der Nähe war.
    Wahrscheinlich sah er Komplotte, wo es gar keine gab, und vorläufig würde er den Mund halten, aber für alle Fälle würde er auch ein Auge auf Gareth haben.
    Nachdem Lew diese Angelegenheit in Gedanken geregelt hatte, ging er noch einmal Domenics Bericht durch und vergewisserte sich, dass er nichts Wichtiges vergessen hatte. Je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er sich, dass Belfontaine handeln würde. Vielleicht würde er nicht genau das tun, was Granfell vorschlug, aber Lew konnte sich mehrere Dinge vorstellen, die der Stützpunktleiter versuchen könnte, darunter eine Besetzung von Burg Comyn. Was genau der kleine Mann unternehmen würde, ließ sich nicht sagen, aber auf keinen Fall konnte er die Gelegenheit verstreichen lassen, seine eigenen Ziele voranzubringen. Es war einfach zu verlockend! Solange sich nichts anderes herausstellte, mussten sie also davon ausgehen, dass dieses Komplott existierte, das Domenic belauscht hatte. Lew spürte, wie eine plötzliche Aufgeregtheit die allgegenwärtige Trauer über Regis’ Tod vorübergehend in den Hintergrund rückte. Plötzlich war er froh über den dummen Streich seines Enkels. Selbst wenn nichts passierte, war es eine ausgezeichnete Erfahrung für den Jungen.
    Lew hatte Domenic versprochen, er würde die Sache regeln, aber nun, da es so weit war, wusste er nicht, wie er anfangen sollte. Er hatte schon so vieles auf

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