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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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umher, sie glaubte, der Blick sei auf sie gerichtet; Lew hörte das Holz unter ihrem schlanken Körper knarren. Er erwiderte Javannes Blick mit einem höflichen Lächeln, weil er wusste, dass sie sich darüber gewaltig ärgerte. Es war ein Jammer, dass sie so viele alte Rechnungen zu begleichen hatten. Javanne war eigentlich eine intelligente Frau, deren Kleinlichkeit und Verbohrtheit nur ihrer Frustration und einem Gefühl der Ohnmacht entsprangen.
Lew wandte den Kopf zu Katherine und dachte, wie überaus hübsch sie in dem weißen Wollkleid mit der schwarzen Stickerei aussah, das er seiner Tochter vor Jahren geschenkt hatte. Die Farben standen ihr perfekt, und das Kleid folgte der Wölbung ihrer Brüste auf eine geziemende und dezente Weise, die gerade deshalb umso reizvoller wirkte. Er mochte Katherine und fand, dass Herm Glück gehabt hatte, eine solche Frau zu finden. Dann sah ihn Mikhail vom Tischende her stirnrunzelnd an, und plötzlich traf ihn die ganze Wucht seines leichtfertigen Versprechens an Domenic. Er hätte dem Jungen befehlen sollen, nach Hause zu kommen! Wie sollte er Mik das erklären, von Marguerida ganz zu schweigen?
„Verzeihung, Domna Katherine. Mir ist entfallen, wovon wir gerade sprachen – ich musste an etwas anderes denken, und jetzt habe ich völlig den Faden verloren.“ „Was hast du nun schon wieder vor?”, fragte Javanne misstrauisch.
Lew antwortete nicht sogleich, sondern betrachtete erst die Frau, die er seit mehr als sechzig Jahren kannte. Die Zeit hatte es gut mit ihr gemeint, und auch wenn ihr Haar inzwischen fast so weiß war wie das von Regis zuletzt, war ihre Haut immer noch glatt und weich, und sie wirkte jünger, als sie war.
Lew überlegte, ob ihre kämpferische Veranlagung sie so jugendlich erhielt – jedenfalls war sie mit den Jahren nicht umgänglicher geworden, und er konnte seinem ältesten Enkel beinahe verzeihen, dass er weggerannt war, um ihr aus dem Weg zu gehen. Sie war schon immer ein eigensinniger und schwieriger Mensch gewesen, ein Tyrann – selbst als kleines Mädchen, aber Lew hatte sie nie für niederträchtig oder böse gehalten. Wie er selbst war sie nur ziemlich dickköpfig, wenn es um ihre eigenen geschätzten Ansichten ging.
„Mutter, hör doch auf, Lew zu quälen, als ob er nur auf der Welt wäre, dich zu ärgern.“ Einen Moment lang schien es, als wollte Javanne einen Wutanfall bekommen und auf ihren jüngsten und am wenigsten geliebten Sohn losgehen. Doch sie beherrschte sich, als ließe die Anwesenheit von Katherine Aldaran sie innehalten.
Lew konnte nicht umhin, das Geschick seiner Tochter hinsichtlich der Sitzordnung zu bewundern. Sie hatte Gabriel Lanart-Alton zu ihrer Rechten ans andere Tischende gesetzt, Javanne hingegen rechts von Mikhail, und so das Paar durch die ganze Länge der Tafel voneinander getrennt. Dann hatte sie Lew gegenüber von Javanne platziert, um deren Zorn von Mikhail wegzulenken, und ihm Katherine als Tischdame zugewiesen, um wenigstens einen Anschein von Höflichkeit zu gewährleisten. Marguerida war unter der Anleitung von Dio in deren letzten Lebensjahren von einer eher unbeholfenen jungen Wissenschaftlerin zu einer tüchtigen, sogar meisterhaften diplomatischen Gastgeberin geworden, die selbst unter den schwierigsten Umständen äußerst kultiviert blieb. Lew sah zu seiner Tochter hinüber, und diese schaute, als sie seinen Blick bemerkte, ein wenig verwirrt zurück. Einen Moment lang ließ er sich von der tiefen Liebe zu seinem einzigen Kind gefangen nehmen, dann drehte er sich in Erwartung von Javannes Antwort um.
„Ich bilde mir überhaupt nicht ein, dass Lew nur auf der Welt ist, um mich zu ärgern, auch wenn es häufig den Anschein hat.“ Dieses Eingeständnis klang aufrichtig. „Aber er war zu lange von Darkover weg, als dass ich ihm völlig trauen könnte. Ich glaube, er ist der Föderation freundlicher gesinnt, als uns gut tut.“ Seit Jahren wiederholte sie diese Klage, und es kümmerte Lew nicht im Geringsten. Darüber hinaus war Javanne ehrlich erschüttert über den plötzlichen Tod ihres Bruders und über die Tatsache, dass man sie erst gerufen hatte, nachdem er gestorben war. Dass Lady Linnea in diesem Punkt so unnachgiebig gewesen war, wusste Javanne nicht, und Lew hoffte, sie würde es auch nie erfahren. Zweifellos hielt sie es für Lews Schuld, und es war das Beste so. Was sie wirklich brauchte, war ein handfester Streit als Ventil für ihre brodelnden Gefühle.
„Sag, Javanne, wenn du die

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