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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich genommen, und nicht immer war es eine kluge Wahl gewesen.
    Er blickte sich um. Donal Alar stand hinter Mikhail, sein junges Gesicht war ernst. Danilo Syrtis-Ardais sah fürchterlich aus, grau und abgespannt, und nur Herm Aldaran wirkte nicht so, als könnte er jeden Moment umkippen. Die Trauer über den Tod von Regis Hastur hatte von allen ihren Tribut gefordert, aber den härtesten Schlag hatte wahrscheinlich Regis’ lebenslanger Gefährte Danilo empfangen.
    „Warum wolltest du mit mir reden, Lew?“ Mikhail klang müde, seine Stimme war belegt und ein wenig heiser. „Mein Bedarf an Gesprächen ist bis Mittwinter gedeckt, und noch ist kein Ende in Sicht.“ „Ja, ich weiß. Es ist fast so schlimm wie damals, als du aus der Vergangenheit zurückkamst, hab ich Recht?“ „Schlimmer. Damals war ich achtundzwanzig und nicht dreiundvierzig und habe mich schneller erholt.“ „Nun, mein Sohn, ich habe Neuigkeiten.“ „Worum geht es? Ich habe gesehen, dass dich etwas mitten in der Suppe innehalten ließ. Hätte es nicht bis morgen Zeit gehabt?“ „Domenic ist von zu Hause weggelaufen.“ Er wollte es Mik eigentlich schonend beibringen, aber es gab einfach keine Möglichkeit, das zu tun.
    Mikhail starte Lew mit offenem Mund an, und Danilo stieß einen leisen Schreckensruf aus. Donal reagierte lediglich mit einem Stirnrunzeln, und Herm sah verwirrt aus.
    „Was soll das heißen, Lew?”, fauchte Mikhail und seine Wangen röteten sich. „Domenic liegt mit einer Erkältung oder was weiß ich oben im Bett.“ „Ich fürchte, nein. Er hat sich nur krank gestellt, damit er sich aus der Burg schleichen konnte, um eine Vorstellung des Fahrenden Volks draußen beim Nordtor anzuschauen.“ Mikhail war sichtlich empört, kurz davor, die Beherrschung zu verlieren, und Lew bereute sein spontanes Handeln. „Domenic ist mitten in der Nacht draußen bei den …“ „Psst, mein Sohn! Nur weil Domenic bisher keinen Unsinn gemacht hat, bestand kein Grund zu der Annahme, dass er es nie tun würde. Er ist nicht in Gefahr. Und er war klug genug, mir zu sagen, was los ist, statt dir oder seiner Mutter.
    Er wusste, ihr würdet nur wütend werden.“ Lew unterdrückte erneut seine eigene Besorgnis darüber, dass sich sein ältester Enkel allein vor den Toren der Stadt herumtrieb. Es war zwar unwahrscheinlich, dass ihn jemand erkannte, da sich Domenic nur bei seinem Wachdienst außerhalb der Burg aufhielt, doch die Möglichkeit bestand immerhin. Aber er war nur einer in der Menge, und wie er Domenic kannte, achtete der Junge wahrscheinlich sorgsam darauf, nicht aufzufallen. Für den Augenblick mussten sie damit zufrieden sein.
    Mikhail hielt seine Empörung mit unverkennbarer Mühe zurück. Dann spielte der Anflug eines Lächelns um seinen Mund. Er schüttelte den Kopf und fuhr sich mit der bloßen Hand durch die dichten, immer noch goldenen Locken. „Einfach aus der Burg geschlichen, hm? Er hat sich eine fürchterliche Zeit ausgesucht, für so einen Unfug, aber ich hätte nie gedacht … Rhodri ja, aber nicht Domenic. Aber wenn er sich bei dir gemeldet hat, wieso hast du dem kleinen Halunken nicht befohlen, wieder hierher zu kommen?“ „Na ja, die Geschichte ist noch nicht zu Ende, und ich fürchte, der Rest ist nicht ganz so harmlos.“ „Du willst doch wohl nicht sagen, dass er entführt wurde, oder so etwas?”, warf Danilo ein.
    „Nein, er ist absolut frei, sitzt an einem Feuer und wärmt sich, soviel ich weiß. Nein, die schlechte Nachricht lautet, dass Domenic zufällig auf eine Verschwörung gestoßen ist.“ „Was!“ Mikhails teilweise Ruhe war wie weggeblasen.
    „Verschwörung? Umso mehr Grund, ihn sofort …“ „Er ist ein Mann, Mikhail, wenn auch ein sehr junger. Und wäre er nicht dort gewesen, hätten wir vielleicht nie geahnt, dass die Terraner einen Anschlag auf den Trauerzug und auf dein Leben planen!“ Die Worte sprudelten unvermittelter heraus, als Lew beabsichtigt hatte, und unterbanden alle weiteren Fragen. Stattdessen starrten alle Lew an, als hätte er den Verstand verloren. „Deshalb ist Domenic nicht zurück nach Hause gelaufen – er hielt es für das Beste, wenn er an Ort und Stelle bleibt und alles im Auge behält. Er kennt einen der Verschwörer und kann die anderen beschreiben. Und ich habe ihm versprochen, dass jemand zu ihm hinaus ans Nordtor kommen wird. Die Frage ist nur, wer.“ „Mich töten …“ Mikhail war wie betäubt. „Aber warum?“ „Wie könnte man besser die Macht über

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