Der Sohn des Verräters - 21
nicht, aber ich gebe zu, dass ich mir Sorgen mache.“ Javanne starrte ihn an, in ihrem Gesicht spiegelten sich widersprüchliche Regungen. „Du meinst es ernst, oder?“ „Sehr.“ Javanne senkte den Kopf und nahm einen Bissen von ihrem Rabbithorn. Sie kaute und schluckte, trank von ihrem Wein und sah dann wieder Lew an, nachdenklich und nicht mehr so zornig. „Ich glaube, ich habe die Dinge ein wenig falsch eingeschätzt bei meinem Bemühen, die Terraner von …
Verzeih mir, Vetter. Ich erkenne jetzt, dass ich deine Anstrengungen nicht gebührend gewürdigt habe.“ „Es gibt nichts zu verzeihen“, antwortete Lew, verblüfft von der untypischen Entschuldigung. Er achtete nicht auf die leichten Gewissensbisse angesichts dieser Lüge. Es gab sehr viel zu verzeihen, angefangen bei Javannes Zurückweisung von Domenic. Aber er hielt es für klüger, ihre momentan gute Laune auszunutzen, statt alte Rechnungen zu begleichen.
Noch ehe der Tisch abgeräumt war, würde sie vermutlich mit Dom Francisco Ridenow neue Ränke schmieden, weil sie dem Drang. sich einzumischen, einfach nicht widerstehen konnte.
„Wir sind zwar sehr unterschiedlicher Auffassung, aber wir wollen beide das Beste für Darkover.“ Javanne nickte, dann sah sie zu Danilo Hastur hinab, der neben seiner Mutter nahe der Tischmitte saß, ein gutes Stück entfernt von den launischsten Gästen. „So ist es“, antwortete sie schließlich und warf Mikhail einen plötzlichen und lieblosen Blick zu, bevor sie sich wieder ihrem Abendessen widmete.
Ich muss dich nach dem Essen sehen, Mik – es ist wichtig.
O nein! Noch mehr Aufruhr und ungewöhnliche Vorfälle?
Bei Aldones, ich wünschte, Regis hätte mich nie zu seinem Erben gemacht! Also gut – in meinem Arbeitszimmer. Wenigstens entkommne ich so meiner Mutter.
10
Zwei Stunden später saßen Lew Alton und Mikhail Hastur in dem behaglichen und schäbigen Arbeitszimmer, in dem im Laufe der Jahre schon so viele wichtige Dinge entschieden worden waren. Danilo Syrtis-Ardais, Donal Alar und Herm Aldaran waren ebenfalls zugegen. Lew sah Mikhail an und kaute nachdenklich auf der Unterlippe. Sein Schwiegersohn sah erschöpft aus, und er selbst war auch nicht gerade der Munterste. Trotz des ausgezeichneten Essens und der angenehmen Gesellschaft Katherine Aldarans schien das Bankett kein Ende nehmen zu wollen. Er war unruhig gewesen, da er seinen Enkel allein in unsicheren Umständen wusste. Es war zwar unwahrscheinlich, dass Domenic inmitten so vieler Leute etwas zustoßen würde. Dennoch fragte er sich, ob er den Jungen nicht einfach hätte nach Hause befehlen sollen, anstatt ihm eigenmächtig zu erlauben, beim Tor zu bleiben.
Javanna hatte sich von dem Anfall guter Laune erholt und war zu ihrem Konfrontationskurs zurückgekehrt, und er musste all seine Energie aufbieten, um einen Streit mit ihr zu vermeiden. Das hatte ihm die Freude am Essen verdorben, bis ihm einfiel, Katherine nach den Geisterwäldern zu fragen, die sie erwähnt hatte. So hatte das Gespräch weniger tückisches Gelände erreicht, und nach einer Weile gab Javanne den Versuch auf, ihm oder Mikhail Vorwürfe wegen Angelegenheiten zu machen, auf die sie nicht den geringsten Einfluss hatten.
Nach dem Dessert hatte sich Javanne auf Dani Hastur gestürzt. Sie lächelte strahlend und ließ ihren Charme spielen, und Lew schwankte beim Zuschauen zwischen Belustigung und Ärger über die Durchsichtigkeit ihrer Handlungen. Sie hatte sich nie damit abgefunden, dass Dani die Domäne Elhalyn der Domäne Hastur vorgezogen hatte, und sie versuchte nun eindeutig, den Mann in ihre Klauen zu bekommen. Dani war ihren Bemühungen höflich ausgewichen, und Gareth hatte etwas gesagt, das sie lachen und ihm zärtlich das schöne, goldene Haar zerzausen ließ. Lew hatte erneut einen Blick des Jungen aufgefangen, und wieder hatte ein Ausdruck auf seinen hübschen Zügen gelegen, den er nicht deuten konnte.
Dani sah abgespannt aus und schien kurz davor, die Geduld zu verlieren, schließlich hatte Dom Gabriel eingegriffen und seine nervtötende Frau fast gewaltsam zurück in ihre Gemächer geschleift.
Dieser belanglose Augenblick fiel Lew nun wieder ein. Irgendetwas ging vor sich, etwas, woran er nicht teilhatte, und er wusste, er konnte sich nicht auf das vorliegende Problem konzentrieren, bevor er das Rätsel um Gareth Hastur-Elhalyn zu seiner Zufriedenheit gelöst hatte. Der Junge hatte bei seinen beiden bisherigen Besuchen auf Burg Comyn nie Interesse für
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