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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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kennen gelernt. Cassilde, die Älteste, und die beiden Jungen Damon und Gabriel, hatten sich sehr angenehm benommen, und Terese und Amaury waren in der Gegenwart ihrer neuen Verwandten recht lebhaft geworden. Gisela sah entsetzt drein. „O nein! Niemals. Nicht einmal, wenn ich es verdient hatte!“ „Wer dann? Erzähl mir nicht, du bist gegen die Tür gelaufen oder so etwas – jemand hat dich geschlagen!“ „Ja.“ Gisela sprach erst nach einigen
    Augenblicken weiter.
„Mein Vater.“ „Dein Vater? Aber wieso?“ In diesem
Augenblick tauchte Rosalys, das Dienstmädchen, am anderen
Ende der Gemächer auf, wo es ein Zimmer in der Nähe der
Kinder hatte. „Bringst du uns bitte Tee und etwas zu essen,
Rosalys?“ Kate nahm Gisela das Bündel Kleidung ab und
streckte es dem Mädchen hin. „Und sorg bitte auch dafür, dass
die hier aufgehängt werden.“ „Gewiss, Domna .“ Die Dienerin
sah die beiden Frauen neugierig an, nahm die Kleider und eilte
geschäftig davon, um den Auftrag zu erledigen.
Kate zog Gisela in Richtung der Sessel, die vor dem Kamin
im Salon standen. Das Feuer war über Nacht heruntergebrannt,
deshalb legte sie ein Kleines Scheit nach und stocherte in der
glühenden Holzkohle, bis die Flammen wieder aufloderten.
Dann drehte sie sich um und begann die eiskalten Hände ihrer
Schwägerin zu reiben. Sie fühlte eine Schwiele, die sich auf der
rechten Handfläche bildete, in der Gisela das Schnitzmesser
hielt, und an einem der schlanken Finger bemerkte sie außerdem
einen winzigen Schnitt. Eine einzelne Träne lief Gisela über die
Wange. „Erzählst du mir, was passiert ist?“ Kate wischte die
Träne mit der Hand weg, dann nahm sie ihr Umhängetuch und
legte es ihrer Schwägerin um die Schultern.
Gisela saß kauernd in einem der Sessel und schauderte nur. Dann blickte sie auf und sagte mit dünner Stimme: „Ich weiß
nicht, wohin ich gehen soll.“ Und in kräftigerem Ton fügte sie
an; „Und ich will keinen blöden Tee.“ „Oh.“ Kate schaute im
Zimmer umher, sie hörte das Klagen der Pfeifen außerhalb der
Burg und das leise Seufzen des Morgenwindes. Dann fiel ihr
Blick auf ein Tablett mit einer Karaffe Feuerwein und mehreren
Bechern auf dem Tisch. Sie ging hinüber und schenkte einen
Becher ein, den sie ihrer Schwägerin brachte. Gisela trank ihn
mit wenigen Schlucken, schnappte nach Luft und begann zu
husten.
Katherine klopfte ihr auf den Rücken, bis der Anfall vorüber
war und die Farbe in Giselas Gesicht zurückkehrte.
„Noch ein Becher?“ Gisela nickte. Diesmal trank sie langsam,
dann lehnte sie sich zurück und seufzte tief und lange. „So habe
ich ihn seit Jahren nicht erlebt“, fing sie an. „Was immer gestern
bei der Ratssitzung passiert sein mag, es hat ihn zur Raserei
gebracht, und irgendwie war alles meine Schuld.“ Katherine war
verwirt. „Aber du warst doch nicht einmal dabei – du warst in
meinem Atelier! Sie haben alle an dieser Versammlung
teilgenommen, oder, dein Vater und alle, und sie sind nicht
einmal zum Abendessen gekommen.“ Gisela lachte bitter. „Ich
hatte ihm nicht erzählt, dass Mikhail und Rafael wieder versöhnt
sind, hauptsächlich, weil es ihn nichts angeht. Also ging er mit
der festen Absicht in den Kristallsaal, meinen Mann als
Nachfolger von Regis vorzuschlagen, da Mikhail nicht für alle
Ratsmitglieder akzeptabel sei. Soweit ich verstanden habe, kam
er nicht einmal dazu, den Vorschlag zu machen, bevor
irgendwie die Hölle losbrach. Ich weiß nicht genau, was passiert
ist, aber die Matrixfallen im Saal zersprangen in tausend Stücke,
und es gab eine Menge Geschrei und Tumult. Ich bin so froh,
dass ich bei dir war!“ „Ich auch.“ Kate hatte keine Ahnung, was
eine Matrixfalle war, aber es klang beängstigend. Es gab so
viele Dinge, die sie nicht wusste, und andere, die sie nicht
verstand. „Hat Rafael dir denn nicht erzählt …?“ „Ich habe ihn
noch nicht gesehen. Ich weiß nur, dass alle Ratsmitglieder bis
spät in der Nacht im Kristallsaal waren und dass Rafael danach
loszog, um irgendeinen Auftrag für Mikhail zu erledigen. Er hat
mir eine Nachricht geschickt.“ Der Wein schien Gisela ein
wenig belebt zu haben.
„Wann hast du dann deinen Vater getroffen?“ „Vor ungefähr
zwei Stunden – er kam mit lautem Getöse in die Gemächer,
zerrte mich aus dem Bett und fing an, mich anzuschreien. Das
hat die Kinder aufgeweckt, und Gabriel wollte, dass er mich in
Ruhe lässt, woraufhin Vater ihn zu Boden schleuderte. Es war schrecklich,

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