Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
gewesen, ihr die Möglichkeit eines Angriffs auf die Burg zu vermitteln, damit man die Kinder in Sicherheit bringen konnte.
„Bis Einbruch der Nacht?“ Katherine zitterte im Wind, als ginge ihr endlich auf, was es hieß, den ganzen Tag lang zu reiten. „Aber wo werden wir die Nacht verbringen? Gibt es dort eine Stadt? Davon hat niemand etwas gesagt.“ „Nichts dergleichen – nach deinen Begriffen ist Thendara die einzige richtige Stadt auf Darkover. Es gibt noch ein paar größere Orte wie Neskaya, die man fast als Stadt bezeichnen könnte, aber hauptsächlich gibt es Dörfer, Marktflecken und Weiler. Ich habe vor drei Tagen Leute vorausgeschickt, die alles vorbereiten. Mittlerweile müsste es dort ein Lager mit Küchen, Schlafzelten und Latrinen geben.“ „Ihr schlaft bei dieser Kälte draußen, in Zelten?“ Marguerida konnte gerade noch ein Lachen unterdrücken.
„Nach darkovanischen Maßstäben ist es nicht kalt, Kate.“ „Bei welcher Temperatur wird es euch dann ungemütlich?“ „Naja, weit unter dem Gefrierpunkt, würde ich sagen, und wenn einem der Schnee bis zur Nase reicht. Ich habe mich inzwischen so daran gewöhnt, dass ich gar nicht mehr darüber nachdenke. Bei meiner Rückkehr nach Darkover glaubte ich am Anfang, ich müsste hier erfrieren, aber ich habe mich angepasst, und dir wird es genauso gehen.“ „Da wäre ich mir nicht so sicher. Du warst damals doch viel jünger, als ich jetzt bin.“ „Ja, aber ich bin trotzdem überzeugt, dass du dich mit der Zeit an das Klima gewöhnen wirst.“ Katherine ließ den Blick über die Landschaft schweifen, bis zum Horizont, als suchte sie nach etwas, das weit entfernt war. „Herm hat immer vom Winter geschwärmt, und manchmal, wenn er vom Schnee sprach, wurde er richtig poetisch.
Ich habe ihn nie verstanden und dachte, er übertreibt, so wie man es macht, wenn man weit weg von zu Hause ist. Als wir zum Beispiel vor neun Jahren mit Amaury und Terese Renney besuchten, war ich verblüfft, wie klein das Pfarrhaus war, denn in meiner Erinnerung war es viel größer gewesen. Verglichen mit einer durchschnittlichen Unterkunft der Föderation war es natürlich riesig – sieben Schlafzimmer und zwei Salons. Aber die Decken kamen mir niedriger vor und die Zimmer nicht so geräumig wie in meiner Erinnerung. Jetzt glaube ich dagegen, dass mir Herm nicht einmal eine wahre Vorstellung davon vermittelt hat, wie anders Darkover ist – ich fürchte, die Hellers sind höher, als er sagte, und kälter dazu.“ Sie schauderte leicht und blickte in Richtung Norden.
    „Du gewöhnst dich daran. So wie ich. Inzwischen kann ich mir gar nicht mehr vorstellen, in einem oder vielleicht zwei Zimmern zu leben wie während meiner Universitätszeit. Meine Eltern hatten ein Haus auf Thetis, mit breiten Veranden, von denen man auf den Ozean blicken konnte. Es kam mir groß und prächtig vor, aber es hätte ohne weiteres in eine winzige Ecke von Burg Comyn gepasst. Das erscheint mir jetzt alles wie ein Traum, ein angenehmer allerdings – einer, in dem es nach Blumen und Salzwasser riecht.“ Sie gestattete sich einen Seufzer für die Welt, die sie bestimmt nie wieder sehen würde. „Wir werden uns für eine Nacht anspruchslos einrichten, aber mit anständigen Feldbetten und jeder Menge Decken, so dass ich verspreche, du wirst nicht erfrieren und dir nicht einmal eine Erkältung holen. Und mit ein wenig Glück haben wir deinen Hermes wieder, und du kannst dich an ihn kuscheln.“ „Der kann von Glück reden, wenn ich ihn nicht mit einer dünnen Decke auf dem Boden schlafen lasse, für all den Ärger, den er mir gemacht hat.“ Ihre tiefe Stimme klang verzerrt von widerstreitenden Gefühlen. Es waren so viele, dass Marguerida sie nicht auseinander halten konnte, ohne ungebührlich in ihre Gedanken zu dringen.
    „Ich will dir auf keinen Fall in deine ehelichen Beziehungen hineinreden, Kate, aber du solltest nicht zu hart gegen ihn sein. Er ist eben ein darkovanischer Mann, und die werden dazu erzogen, selbstherrlich zu sein, ihre Frauen wie zerbrechliche Porzellanfiguren zu behandeln und die meiste Zeit zu tun, was ihnen passt. Er kann nichts dafür, dass er sich nicht mit dir bespricht, genauso wenig, wie du nicht anders kannst, als dich darüber zu ärgern.“ „Porzellanfigur! Ja, genau so fühle ich mich von Herm behandelt, seit wir hier sind – ich konnte es nur nicht benennen. Und ich verstehe es überhaupt nicht.“ „Das liegt an unserer Geschichte, Kate. Darkover

Weitere Kostenlose Bücher