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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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hat eine geringe Bevölkerungszahl, und jahrhundertelang war die Kindersterblichkeit sehr hoch. Deshalb wurden die Frauen strengstens beschützt – an manchen Orten mehr als an anderen. Oben in den Trockenstädten werden sie zum Beispiel wie Verbrecher in Fesseln gelegt. Einiges davon hat sich seit der Ankunft der Föderation geändert, aber nicht in einem Maße, wie ich es gern hätte. Auch heute noch genießen Frauen hier nicht viel Freiheit, es sei denn, sie wählen den Weg der Entsagenden, und der ist nicht leicht.“ „Du meinst diese Frauen am Ende des Zugs? Gisela hat mir ein bisschen von ihnen erzählt. Wir haben sogar Witze gemacht, dass ich mich ihnen anschließen kann, wenn es mit Herm nicht klappt. Sie sehen eisenhart aus.“ „Ja, das sind die Entsagenden.“ „Es gibt so vieles, das ich nicht verstehe, und das macht mich wütend, und ich fühle mich noch mehr … na, egal. Erzähl mir von dieser Rhu Fead. Wenn sie so bedeutend ist, warum gibt es dann keine Stadt oder einen größeren Ort in der Nähe? Und überhaupt, warum begrabt ihr eure Könige dort und nicht in Thendara, wenn das die Hauptstadt ist, wie du sagst? Ich werde noch wahnsinnig bei dem Versuch, aus diesem Planeten schlau zu werden, auf den mich mein Mann so mir nichts, dir nichts ge worfen hat.“ Marguerida lachte laut und nickte. „Das leuchtet mir absolut ein, liebe Kate. Mit einem Wort lautet die Antwort: Tradition. Alle wichtigen Dinge auf Darkover werden altehrwürdigen Traditionen entsprechend erledigt, an deren Ursprünge sich kein Mensch mehr erinnert. Und eine davon ist eben, dass unsere Herrscher in der Rhu Fead beerdigt werden, was zunächst einmal ein ganz besonderer Platz ist. Sie steht in der Nähe des Sees von Hali.“ Marguerida hielt inne und atmete tief durch. „Ich habe einmal mehrere Wochen in den Wassern des Sees von Hali verbracht – allerdings ist es kein richtiges Wasser –, und ich weiß nicht mehr darüber als vorher. Es hilft also nichts, mich danach zu fragen. Ich wünschte, ich könnte dir mehr erzählen. Nimm einfach zur Kenntnis, dass Hali ein heiliger Ort ist und Darkover ein Planet, der mehr zu Traditionen neigt als zu Innovationen.“ Sie grinste. „Man denkt hier nicht viel über solche Dinge nach. Ich glaube, wenn du hundert beliebige Leute fragst, warum dies und jenes auf eine bestimmte Weise gemacht wird, werden dir neunzig nur antworten, was gut genug für ihren Großvater war, ist auch gut genug für sie.“ „Ach so, eine religiöse Stätte. Solche Dinge lassen sich eigentlich nicht erklären. Selbst wenn du mit einem bestimmten Glauben aufwächst, verstehst du ihn nicht ganz. Ich vermute, Religion ist nur ein Behälter, in den echte Geheimnisse geworfen werden wie alte Kleidung.“ Marguerida sah Kate erfreut an. Sie hatte fast schon vergessen, wie schön ein Gespräch über geistige Vorstellungen sein konnte, denn nur wenige Leute auf Darkover verfügten über die Bildung und intellektuelle Neugier, nach der sie sich sehnte. Und bis jetzt war ihr gar nicht in den Sinn gekommen, dass Katherine eine Frau mit eigenen, ungewöhnlichen Vorstellungen sein könnte. „Das ist aber eine interessante Einstellung. So habe ich es noch nie betrachtet, aber es hört sich vernünftig an. Ich hatte aus manchen Dingen, die du erwähnt hast, den Eindruck gewonnen, dass Renney ein ziemlich komplexes religiöses leben hat – eure heiligen Wäldchen und alles. Lässt du diese Dinge denn nicht mehr gelten?“ „Vielleicht hat mich meine Zeit in der Föderation ein bisschen zynisch gemacht.“ Katherine seufzte nachdenklich. „Wir haben Göttinnen auf Renney, und die Leute dort glauben an sie. Es vergeht kein Tag, an dem meine Nana nicht ihre Gebete spricht und ihre kleinen religiösen Handlungen verrichtet. Als ich noch ein Kind war, fand ich das wundervoll, aber als wir dort zu Besuch waren, damit Nana Terese kennen lernen konnte, da … war es mir fast peinlich. Es kam mir so rückständig und abergläubisch vor, einfach ein bisschen dumm. Ich würde das natürlich nie ihr gegenüber anklingen lassen. Meine Nana mag alt sein, aber ich bin immer noch Wachs in ihren Händen, wenn sie will, und sie muss sich nicht einmal übermäßig anstrengen dabei.“ Katherine lachte. „Nach einigen Jahren in der Föderation, wo ich Dutzende von Religionen beobachten konnte, deren Anhänger alle hartnäckig behaupten, ihre sei die einzig wahre – da begann mir das alles ein bisschen lächerlich zu erscheinen. Es

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