Der Sohn des Verräters - 21
distanziert.
„Ich wollte nicht in irge ndein Labor verschwinden, und das wäre mein Schicksal gewesen, wenn man mich entdeckt hätte.“ Er unterdrückte ein Seufzen und überlegte, was er als Nächstes sagen sollte. „Zunächst einmal ist nicht jeder auf Darkover Telepath, tatsächlich tritt diese Gabe nur bei einem kleinen Teil der Bevölkerung auf. Und von denen haben nur wenige große Kräfte, allerdings sind es genügend, um …“
„Wie viele? Und wie kommt es, dass die Föderation nichts davon weiß?“
„Ich kenne keine genaue Zahl – vielleicht zwei Prozent der Gesamtbevölkerung.“ Er rieb sich den kahlen Schädel. „Und was das andere angeht, das ist eine lange Geschichte und keine sehr fröhliche dazu. Einmal, vor Jahren, erklärten wir uns bereit, bei einem so genannten Projekt Telepathie mitzumachen. Gerade noch rechtzeitig merkten wir, dass kein Verlass darauf war, dass die Föderation unsere Talente nicht missbrauchen würde. Es gelang Lew Alton, gewissen einflussreichen Wissenschaftlern einzureden, die Behauptungen seien übertrieben gewesen, es gebe viel wenige r Telepathen auf Darkover als angenommen, außerdem handle es sich um eine seltene und unbeständige Fähigkeit, die es kaum weiter zu verfolgen lohne. Dann ließ er die Mittel für das Projekt streichen. Er befürchtete, genau wie ich, als ich seinen Platz einnahm, dass wir uns wie Blaise II als besetzter Planet wiederfinden würden, wenn herauskäme, dass Darkover über eine Population fähiger Telepathen verfügt.“
„Aber ich bin deine Frau! Ich dachte, zwischen uns gibt es keine Geheimnisse.“ Nein, das stimmt nicht ! Ich wusste, es gab Geheimnisse, und ich fürchtete mich davor, zu entdecken, wie sie aussahen. Aber darauf wäre ich nie gekommen …
„Es tut mir leid, Katherine. Ich habe einmal versucht, es dir zu sagen, als wir auf Renney waren, aber ich wusste einfach nicht, wie ich anfangen sollte.“ Er hielt inne, ihm war klar, wie armselig das von ihm klang, dem zungenfertigen und schlauen Herm Aldaran. „Ich wünschte, ich hätte mir eine Mätresse gehalten und einen Haufen unehelicher Bälger gezeugt, anstatt dir nichts von dieser Sache zu sagen.“ Er seufzte erneut, schwer diesmal, und zwang sich, die ganze Wahrheit zu sagen, weil er befürchtete, er hätte kein zweites Mal den Mut dazu. „Ich hätte es dir bald sagen müssen, weil die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass Terese etwas von meinem Laran , meinen paranormalen Fähigkeiten geerbt hat. Ich habe keine Ahnung, welcher Art das sein könnte, ich habe nur das starke …“ Er wollte Katherines Zorn, ihre Aufmerksamkeit von seiner Dummheit weglenken.
„Für eine Mätresse hätte ich dich tatsächlich umgebracht“, unterbrach Katherine ihn, fast als könnte sie es nicht ertragen, die Worte zu hören, die er über ihre Tochter sagen wollte, und als versuchte sie, die Stimmung mit einem harmlosen Scherz aufzuheitern.“ „Du schwörst, dass du nie absichtlich in meine Gedanken eingedrungen bist?“
„Ich schwöre es, beim Wort eines Aldaran! Ebenso wenig, wie ich dein Tagebuch lesen würde, Liebes. Verstehst du, damit eine Gemeinschaft von Telepathen fortbestehen kann, mussten wir von frühester Jugend an lernen, die Privatsphäre von anderen zu achten. Wir Darkovaner sind ein sehr moralischer Haufen.“
„Du? Moralisch?“ Katherine brach in ein schallendes, aber freudloses Gelächter aus. „Du bist der verschlagenste Mensch in der ganzen Föderation, Hermes-Gabriel Aldaran, und du weißt es! Nana hat mir gesagt, dass du etwas verbirgst, aber ich habe ihr nicht geglaubt. Vielmehr, ich wollte ihr nicht glauben.“ Sie sah ihn mit einer Mischung aus Kummer und Misstrauen an, bei der sich sein Herz zusammenzog. Dann richtete sie sich auf und reckte das Kinn vor, als wappnete sie sich, das Beste aus der Sache zu machen. „Vermutlich kann ich dir in zehn oder zwanzig Jahren verzeihen – vielleicht aber auch nicht. Telepathen! Das muss das bestgehütete Geheimnis in der ganze n Föderation sein.“
„Ja, wahrscheinlich.“
Sie behielt die steife Haltung vielleicht eine halbe Minute lang bei, dann sank sie kraftlos gegen seine Schulter. Er roch ihre Müdigkeit und den Gestank des Raumschiffs auf ihrer Haut. Ihr Haarknoten löste sich, und er spürte ihr seidenes Haar über seine Hand streichen. „Was noch? Da ist doch noch etwas.“
„Ja. Regis Hastur, der Darkover zwei Generationen lang geführt hat, liegt im Sterben. Jedenfalls behauptet Rafael das, und ich
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