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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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sich, ob er tapfer genug war, gut genug, um eines Tages das Erbe der Domäne Hastur anzutreten. Als Regis noch gelebt hatte, war die Aussicht, später einmal zu regieren, in weiter Ferne gelegen. Und wie er sich eingestehen musste, strebte er nicht sehr ehrgeizig nach dem Platz, den das Schicksal für ihn ausersehen hatte. Er war davon ausgegangen, dass Regis mindestens noch zwanzig Jahre leben würde; bis dahin wäre er selbst Vater gewesen, und sein Sohn hätte zum Erben ernannt werden und die Regentschaft antreten können. Wie seltsam, dass er sich diese Fantasie nie vorher eingestanden hatte – dass er nie ernsthaft geglaubt hatte, die Aufgabe, Darkover zu regieren, könnte tatsächlich einmal ihm zufallen.
    Er wusste, was Regis gesagt hätte – wenn ihm sein Leben nicht passte, hätte er sich nur andere Eltern aussuchen müssen. Das hatte er mehr als einmal gehört, aber jetzt brachte ihn dieser Satz nicht mehr zum Lächeln. Er wusste mit Sicherheit nur, dass er das Gefühl hatte, als würden die Mauern um ihn herum immer näher rücken, als wäre er ein Tier in einer Falle, bereit, sich die Pfote abzubeißen, um zu entkommen. Man würde ihn beobachten, noch mehr, als es bereits der Fall war, und dieser Gedanke erschien ihm unerträglich. War er nicht sein ganzes Leben lang nahezu ein Gefangener auf Burg Comyn gewesen? Das hatte ihn bisher nicht gestört – warum also Verspürte er nun diesen seltsamen Wunsch wegzulaufen, einfach die Straße entlangzuspazieren, in diese Stadt, die er kaum kannte, obwohl er sein ganzes Leben dort gewohnt hatte, und dann weiter, bis er den Wall um die Welt erreichte? Er überlegte kurz, ob sein Vater diese Regelung eventuell ändern würde – die Hasturs hatten sich nicht immer so eingemauert, wie es Regis getan hatte –, aber er kam zu dem Schluss, dass dies sehr unwahrscheinlich war.
    Es gab Gefahren auf Darkover, dessen war er sich sehr wohl bewusst. Terranische Agenten trieben sich herum, wenngleich nur wenige und offenbar keine Meister ihres Fachs, wenn man nach dem Schlamassel urteilte, den sie beim Versuch, Unruhe in der Stadt zu schüren, angerichtet hatten. Es gab Tiere wie Wildkatzen und Banshees – allerdings würde er nie erfahren, wie die aussahen, wenn er immer auf Burg Comyn blieb. Und es gab Leute im Rat der Comyn, die ihm schaden würden, wenn sie konnten. Seiner eigenen Großmutter Javanne entschlüpfte gelegentlich die Bemerkung, sie sähe ihn lieber tot.
    Aber das war nur die Torheit einer unglücklichen alten Frau, und er war sich ziemlich sicher, sie würde niemals versuchen, ihm tatsächlich etwas zu Leide zu tun.
    Domenic schauderte. Sie würde bald eintreffen, um an der öffentlichen Totenfeier teilzunehmen, und dann den Trauerzug für Regis Hastur auf dem Weg zur Rhu Fead begleiten.
    Domenic war noch nie an diesem Ort gewesen, der einen schaurigen Ruf hatte, aber dort wurden die Leichname der darkovanischer Herrscher zur letzten Ruhe gebettet. Und zweifellos würde Javanne wieder die außergewöhnlichen Umstände seiner Zeugung zur Sprache bringen und behaupten, sein Status sei eher Nedestro als der eines legitimen Kindes.
    Wären seine Eltern doch nur auf die normale Art und Weise verheiratet worden anstatt von Varzil dem Guten in der fernen Vergangenheit. Obwohl mehrere Leroni, darunter seine Tante Liriel, die Wahrheit der von Mikhail und Marguerida berichteten Erlebnisse bezeugt hatten, gab es immer noch Leute, die den beiden nicht glauben wollten. Und obwohl er es nicht gerne zugab, nicht einmal vor sich selbst, fragte er sich manchmal, ob seine Großmutter nicht etwa doch Recht hatte.
    Nicht dass es noch eine Rolle spielte, jetzt, nachdem sein Vater ihn zum designierten Erben erklärt hatte, aber der Zweifel und das Misstrauen hinsichtlich seiner Empfängnis verletzten ihn mehr, als er sich eingestehen wollte.
    Seine Mutter meinte, wenn sich Javanne etwas in den Kopf gesetzt hatte, konnte es höchstens noch ein Blitz von Aldones erschüttern, und damit war so ziemlich alles gesagt. Doch seine Großmutter zettelte bestimmt Ärger im Rat an. Er hatte zu Mittsommer das erste Mal an einer Versammlung dieser Körperschaft teilgenommen, unmittelbar nach seinem fünfzehnten Geburtstag, und er war erstaunt gewesen, wie viel dort geschrien wurde. Irgendwie hatte er sich eine Ratssitzung immer steif und langweilig vorgestellt, stattdessen war sie eine Abfolge von Streitereien über die verschiedensten Themen gewesen, vom Zustand der Türme bis zum Status

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