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Der Sohn des Verräters - 21

Der Sohn des Verräters - 21

Titel: Der Sohn des Verräters - 21 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Zurückhaltung zu schätzen, da ich keinen Wert darauf lege, dass Rhodri noch mehr Kraftausdrücke lernt, als er ohnehin schon kennt. Lassen Sie sich von seinem angenehmen Auftreten nicht täuschen – er hat nichts als Unfug im Kopf.“ Sie sah ihren rothaarigen Sohn liebevoll an, und der errötete heftig.
„Alle Jungs in dem Alter sind so, selbst Amaury.“ Marguerida schüttelte den Kopf. „Nicht mein Domenic. Er war immer ein äußerst angenehmes Kind, so sehr, dass ich mir inzwischen Sorgen um ihn mache. Ich weiß, es klingt idiotisch, aber ich habe mir schon oft gewünscht, er würde irgendwelche Dummheiten anstellen. Er ist manchmal einfach zu gut.“ „Reden Sie bloß keine Probleme herbei, Domna . Das ist eine gefährliche Sache.“ „Ich weiß. Aber manchmal kann ich nicht anders.“ Sie sah Lew Alton zärtlich an. „Schließlich bin ich das Kind meines Vaters.“ Zu ihrer Freude lachte Hermes Aldaran gellend, so dass ihn alle Leute am Tisch anstarrten. „Zum Ärger bestimmt. Ja, das kenne ich sehr gut“, gluckste er.
    6
    Domenic stand auf seinem Posten vor der Kaserne der Garde und blickte auf das Mauerwerk der Gebäude, die auf der gegenüberliegenden Seite der schmalen Straße lagen. Ein stetiger Strom Fußgänger zog an ihm vorbei, die vertrauten Gesichter einheimischer Kaufleute und Haushälterinnen, die fröhlich im milden Herbstwetter ihrer Wege gingen. Ganz schwach nahm er den Geruch von Holzfeuerwahr, den ein frischer, aber nicht unangenehmer Wind zu ihm herübertrug. Er kam aus der Richtung der Küche auf Burg Comyn, so dass sich der Duft von gebratenem Geflügel und gebackenem Brot in den Rauch mischte. Normalerweise lief Domenic dabei das Wasser im Mund zusammen, aber heute hatte er keinen Appetit.
    Er rührte sich und stampfte mit den Füßen, an denen er leicht fror, weil er seit mehr als einer Stunde im Schatten stillstand. Dann wackelte er in seinen Stiefeln mit den Zehen, um die Blutzirkulation wieder in Gang zu bringen. Das Problem, das ihn im Schlaf gequält hatte, kam ihm wieder in den Sinn, und er biss sich auf die Unterlippe, während er nach einer Antwort darauf suchte. Düster starrte er zu der massiven weißen Burg zu seiner Rechten und fluchte unbewusst, was seinen Kameraden veranlasste, ihn neugierig anzusehen.
    „Ist irgendwas, Vai Dom?“ „Nein, Kendrick. Ich hab nicht gut geschlafen und fühle mich furchtbar, das ist alles.“ „In deinem Alter müsstest du eigentlich schlafen wie ein Holzstock, egal was kommt, mein Junge. Und wenn die Welt untergeht.“ „Wenn du das sagst.“ Domenic zuckte mit den Achseln und wandte sich ab. Er hatte das Haar straff nach hinten gekämmt und mit einem kleinen Riemen zusammengebunden, da Francisco Ridenow, der Kommandant der Garde, langes Haar nicht billigte. Es war so straff, dass Domenic Kopfschmerzen davon bekam.
    Er wünschte, er würde sämtliche Aspekte seines Problems kennen, aber er brachte nicht alle Fäden zusammen, und das machte die Sache umso quälender. Zum Teil, so viel war ihm klar, hing es mit Regis’ plötzlichem Tod zusammen, denn der hatte alles verändert. Domenic war tieftraurig, aber nicht allein das störte seinen Seelenfrieden. Es war hauptsächlich das Gefühl, dass er nie die Gelegenheit haben würde, etwas zu tun, das ihm nicht durch Brauch oder Erbe bereits vorgezeichnet war. Komisch, früher hatte das keinen Unterschied gemacht.
    Und er konnte nicht einmal sagen, was er eigentlich genau tun wollte, außer nicht Domenic Gabriel-Lewis Alton-Hastur zu sein. Rhodri war der Glücklichere von ihnen beiden, denn der durfte tun und lassen, was er wollte.
    Wieder scharrte er mit den Füßen und sah auf die Pflastersteine hinab, während er das Chaos in seinen Gedanken zu ordnen versuchte. Er hatte am Vorabend mehr Wein getrunken, als er gewöhnt war. Das lag am angenehmen Einfluss von Katherine Aldaran, der interessantesten Frau, die er abgesehen von seiner Mutter je kennen gelernt hatte. Und tapfer war sie dazu, denn er hatte ihr angemerkt, dass sie in der Gesellschaft von Telepathen schreckliche Ängste ausstand, dennoch hatte sie es fertig gebracht, nicht die Beherrschung zu verlieren. Ihre ruhige Standhaftigkeit hatte dazu gerührt, dass er sich im Vergleich zu ihr ein wenig feige vorkam. War es das, was ihn beunruhigte, und lag vielleicht eine Spur Wahrheit darin? War er womöglich ein Feigling?
    In wenigen Augenblicken wuchs der Gedanke in seinem Kopf von einem Kieselstein zu einem Felsblock. Er fragte

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