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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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Perlen, den Tabak, den Kasten, der das merkwürdige Geräusch macht. Sag, daß ich auf der Reise starb, aber sag nicht, wie.«
    »Und du, Kah-Chucte, der weder Frau noch Kinder hat?«
    »Ich habe eine Schwester, die Frau des Faktors in Koshim. Er schlägt sie, und sie ist nicht glücklich. Gib ihr, was mir nach der Vereinbarung zukommt, und sag ihr, sie möge lieber zu ihrem eigenen Volk zurückkehren. Solltest du den Mann treffen und es dir einfallen, so wäre es eine gute Tat, wenn er stürbe. Er schlägt sie, und sie fürchtet sich.«
    »Seid ihr es zufrieden, nach dem Gesetz zu sterben?«
    »Wir sind es!«
    »Dann lebt wohl, meine guten Kameraden. Mögt ihr, ehe der Tag um ist, in warmen Wohnungen und an wohlgefüllten Töpfen sitzen.«
    Während er noch sprach, hob er die Büchse und ein vielfaches Echo durchbrach die Stille. Kaum war es verklungen, als andere Büchsen in der Ferne antworteten. Sitka Charley fuhr zusammen. Mehr als ein Schuß hatte geknallt, und doch gab es nur noch eine Büchse in der Gesellschaft. Er sandte den Männern, die so still dalagen, einen hastigen Blick, und lächelte höhnisch über die Weisheit der Reise. Dann eilte er fort, den Männern von Yukon entgegen.

 
Das Weib eines Königs
     
     
     
    Als das Nordland noch sehr jung war, dachte sowohl der einzelne wie die Gesamtheit sehr einfach über Recht und Gerechtigkeit. Wenn die Abenteurer aus dem Süden müde wurden, sich selbst ihr Essen zu kochen, allein am Herde zu sitzen und über ihre traurige Einsamkeit zu grübeln, beschlossen sie aus Mangel an etwas Besserem den verlangten Preis zu zahlen und sich Frauen unter den Eingeborenen zu nehmen. Für die Frauen war das ein Vorgeschmack des Paradieses, denn man muß gestehen, daß die weißen Abenteurer zärtlicher zu ihnen waren und sie weit besser behandelten, als indianische Männer es getan hätten. Natürlich waren die weißen Männer selbst auch zufrieden, und die Indianer im übrigen auch. Nachdem sie ihre Töchter und Schwestern für baumwollene Decken und alte Gewehre verkauft und ihre warmen Felle für dünnen Kattun und schlechten Whisky verschachert hatten, starben die Söhne des Schmutzes prompt und heiter an galoppierender Schwindsucht und andern schnell wirkenden Krankheiten, die untrennbar mit dem Segen einer überlegenen Zivilisation verknüpft sind.
    In diesen Zeiten arktischer Einfachheit geschah es, daß Cal Galbraith, der das Land durchreiste, am Lower krank wurde. Es war eine angenehme Abwechslung im Leben der guten Schwestern vom Heiligen Kreuz, die ihm Unterkunft und Pflege gewährten; aber sie ließen sich nicht träumen, welch heißes Elixier sie ihm in die Adern gossen, wenn ihre weichen Hände ihn berührten und sie freundlich um ihn geschäftig waren. Cal Galbraith wurde von unruhigen, seltsamen Gedanken erfüllt, die ihn ganz in Anspruch nahmen, bis seine Augen auf Madeline, die Missionsmagd, fielen. Er ließ sich jedoch nichts merken, sondern wartete geduldig seine Zeit ab. Mit dem kommenden Frühling wuchsen seine Kräfte, und als die Sonne wieder in einem großen goldenen Bogen über den Himmel ging und das Land von Freude und Leben erfüllt wurde, brach er auf, obwohl sein Körper noch schwach war.
    Madeline, die Missionsmagd, war eine Waise. Ihr weißer Vater hatte eines Tages das Unglück gehabt, im Schnee einem alten Grislybären zu begegnen, es war schnell mit ihm zu Ende gewesen.
    Dann hatte ihre indianische Mutter, die jetzt keinen Mann mehr hatte, der für den Wintervorrat sorgen konnte, den verzweifelten Versuch gemacht, sich mit fünfzig Pfund Mehl und halb so viel Speck bis zur nächsten Lachszeit durchzuschlagen. So kam es, daß die kleine Chookra bei den guten Schwestern blieb und von nun an bei einem andern Namen genannt wurde.
    Aber Madeline stand nicht ganz allein in der Welt; ihr nächster Verwandter war ein verkommener Onkel, der seine Gesundheit mit riesigen Mengen vom Whisky des weißen Mannes ruinierte. Er kämpfte täglich, um sich auf dem Pfade der Nüchternheit zu halten, aber leider fanden seine Füße immer wieder den kürzeren Weg zum Grabe. Wenn er nüchtern war, litt er unerträgliche Qualen. Ein Gewissen hatte er nicht. An diesen alten Herumtreiber wandte sich Cal Galbraith, und bei der folgenden Unterhaltung wurden viele Worte und viel Tabak verbraucht. Auch Versprechungen wurden gemacht; und schließlich nahm der alte Heide einige Pfund getrockneten Lachs und sein Birkenrindenkanu und paddelte nach der Mission vom

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