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Der Sohn des Wolfs

Der Sohn des Wolfs

Titel: Der Sohn des Wolfs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack London
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viel, wie sie es bei den Schwestern vom Heiligen Kreuz gelernt hatte.
    Der Herbst kam und damit das erste Eis auf dem Yukon. Die Könige von Circle City kehrten zu ihrer Winterarbeit in den Minen zurück. Wer aber nicht kam, war Cal Galbraith. Tom Dixon mußte indessen einen Brief bekommen haben, denn seine Leute begannen Brennholz für sie einzufahren. Die Kompanie mußte ebenfalls einen Brief erhalten haben, denn die Hundeschlitten der Kompanie kamen angefahren mit dem Besten, was an Vorräten zu haben war, füllten Madelines Speisekammer und ihr wurde mitgeteilt, daß sie unbegrenzten Kredit hätte.
    Zu allen Zeiten sind die Männer stets die hauptsächlichen Urheber vom Kummer der Frauen gewesen. Diesmal hielten die Männer ihren Mund über das, was sie von einem der ihren, der sich in der Ferne befand, wußten, obwohl sie im stillen erbost auf ihn waren; aber die Frauen wetteiferten in dieser Beziehung nicht mit ihnen. Und durch sie erfuhr Madeline denn ohne unnötigen Aufschub, was man Merkwürdiges über Cal Galbraith und unter anderm auch über eine gewisse griechische Tänzerin erzählte, die mit den Männern spielte wie Kinder mit Seifenblasen.
    Nun war Madeline Indianerin, und zudem hatte sie keine Freunde, an die sie sich um Rat wenden konnte. Sie betete und schmiedete Pläne, und da sie nicht lange brauchte, um ihre Entschlüsse zu fassen, und sie auch sofort auszuführen pflegte, schirrte sie noch in derselben Nacht die Hunde an, zurrte den kleinen Cal gut auf dem Schlitten fest und fuhr in aller Stille fort.
    Der Yukon war noch offen; aber es kam immer mehr Eis, und mit jedem Tage wurde die Fahrrinne schmaler. Keiner, der es nicht selbst versucht hat, kann sich vorstellen, was sie auf diesen hundert Meilen erduldete, die sie am Ufer entlang auf dem Eise fuhr, welche Arbeit und Mühsal es war, die zweihundert Meilen Packeis zu überwinden, nachdem der Fluß endgültig zugefroren war.
    Aber Madeline war Indianerin, sie schaffte es, und eines Nachts klopfte es an Malemute Kids Tür. Er schirrte ein Gespann äußerst verkommener und verhungerter Hunde ab, hob einen kleinen Burschen, dem es sehr gut ging, vom Schlitten, legte ihn in sein Bett und wandte dann seine Aufmerksamkeit einer von der Reise tödlich ermatteten Frau zu. Er zog ihr die steifgefrorenen Mokassins von den Füßen, hörte zu, was sie erzählte, und stach ihr die Spitze seines Messers in die Füße, um zu sehen, wie weit sie erfroren waren.
    Trotz seines barschen Wesens war Malemute Kid im Grunde so weichherzig, daß der bissigste Wolfshund Vertrauen zu ihm faßte und das härteste Herz sich ihm anvertraute. Nicht, daß er sich darum bemüht hätte. Die Herzen öffneten sich ihm von selbst wie die Blumen der Sonne. Man sagte, daß selbst der Priester, Vater Roubeau, ihm gebeichtet hätte, und Männer und Frauen des Nordlandes klopften an seine Tür – eine Tür, die stets offen stand.
    In Madelines Augen war er unfehlbar. Sie kannte ihn seit der Zeit, als sie zum erstenmal mit den Stammesgenossen ihres Vaters in Berührung getreten war. Und in ihrer halb barbarischen Vorstellung war Malemute Kid ein Mann, in dem alle Weisheit der Zeit gipfelte, und für den selbst die Zukunft nicht verschleiert war.
    Es gab falsche Ideale im Lande. Die öffentliche Meinung von Dawson urteilte jetzt in vielen Dingen anders, als sie früher getan. Die schnelle Entwicklung des Nordlandes hatte vieles mit sich gebracht, das nicht gut war.
    Malemute Kid wußte das, und er wußte genau, was für ein Mensch Cal Galbraith war. Aber er wußte auch, daß ein übereiltes Wort viel Unheil anrichten konnte, und er wollte dem Mann gern eine tüchtige Lehre erteilen und ihn dazu bringen, daß er sich schämte.
    Am folgenden Abend wurde Stanley Prince, der junge Mineningenieur, zur Beratung hinzugezogen, und ebenso Jack Harrington mit seiner Geige. In derselben Nacht spannte Bettles, der aus alter Zeit Malemute Kids Schuldner war, die Hunde vor den Schlitten und fuhr ungesehen in der Dunkelheit nach dem Stuart.
     
     
    »Also: eins – zwei – drei, eins – zwei – drei, und nun der andere Fuß! Nein, nein! Noch einmal, Jack. Passen Sie auf – so!«
    Prince machte die Schritte, als führe er einen Kotillon an.
    »Noch einmal: eins – zwei – drei, eins – zwei – drei. Der andere Fuß! Jetzt ging es besser. Versuchen Sie es noch einmal. Sehen Sie nicht auf Ihre Füße. Eins – zwei – drei, eins – zwei – drei. Kürzere Schritte! Sie hängen jetzt nicht an

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