Der Sokrates-Club
müsste, warum man bestimmte Dinge nicht machen darf, einen Grund, der für alle Beispiele gleichermaßen genannt werden könnte, was würde man sagen?
Die Kinder werden unruhig und rutschen auf ihren Stühlen herum. Dann meldet sich das chinesische Mädchen mit den langen schwarzen Haaren: » Man darf nie Sachen tun, die den Leuten wehtun!« (Mehr wissen)
Ich denke, das ist eine gute Formel: Man sollte Menschen nach Möglichkeit kein Leid zufügen. Gibt es vielleicht Verhaltensweisen, mit denen man niemandem direkt schadet und die auch nicht verboten sind, aber die man trotzdem nicht tun sollte?
Die Kinder denken nach, dann meldet sich ein Mädchen mit einer Wollmütze auf dem Kopf.
» Ich darf zum Beispiel nicht über die Straße gehen, ohne vorher genau zu schauen, ob ein Auto kommt. Wenn ich das trotzdem mache, und ein Auto kommt und fährt über meinen Fuß, dann habe ich zwar dem Autofahrer nicht wehgetan, aber mir selber!«
Sehr gut, man sollte also auch darauf achten, sich selbst nicht wehzutun. Gibt es noch andere Beispiele?
» Man sollte nicht so viel Zucker essen, weil man davon dick und krank wird!«, sagt ein schmales Mädchen, das so aussieht, als könne es ruhig etwas Zucker vertragen.
» Oder ganz viel bei McDonald’s essen. Das ist schlecht für den Körper!«, sagt ein dunkelhaariger Junge.
» Oder das Gengemüse, also der Mais, der aus der Genfabrik kommt!«, sagt ein kleines Mädchen aufgeregt.
Könnten wir also hinzufügen, dass man manche Dinge nicht tun sollte, auch wenn sie nicht verboten sind, weil wir uns damit selbst schaden?
» Ja, so kann man das sagen«, meinen die Kinder. (Mehr wissen)
Was haltet ihr denn von Folgendem: Eine Mama mag die Freundin ihrer Tochter nicht. Deshalb redet sie eines Nachmittags heimlich mit diesem Mädchen und sagt ihr, dass ihre Tochter immer lügt und klaut, damit die Freundin nicht mehr mit ihr spielen will. Jetzt frage ich euch: Darf die Mutter das?
Sofort gehen viele Hände in die Luft.
» Das wäre total gemein. Und außerdem dürfen die Menschen nicht lügen!«, sagt ein kleiner rothaariger Junge mit vielen Sommersprossen.
» Und eigentlich ist es doch ihre Freundin, und man darf doch spielen, mit wem man will!«, sagt ein blondes Mädchen empört. (Mehr wissen)
Also würdet ihr sagen, dass jeder die Pflicht hat, dafür zu sorgen, die Erfüllung der Wünsche anderer nicht zu behindern?
Die Kinder nicken entschieden. Dann meldet sich der kleine Junge mit der Augenklappe.
» Außer die Freundin ist wirklich total blöd und es ist der einzige Weg für die Mama, dass sie nicht mehr zusammenspielen. Dann ist es vielleicht okay.«
» Ich finde es trotzdem nicht okay«, sagt der rothaarige Junge. » Das darf die Mama einfach nicht machen.«
Was haltet ihr davon: Man darf andere nicht daran hindern, ihren Wünschen nachzukommen, außer es gibt einen triftigen Grund dafür.
Die Kinder stimmen zu.
Nehmen wir einmal an, es gibt eine Mama, die ziemlich dick ist, und ihr Mann findet, dass ihr Übergewicht ihrer Gesundheit schadet. Also beginnt er, ihr das Essen wegzunehmen und die Schokolade zu verstecken. Darf er das? Was würdet ihr sagen?
» Also wenn sie wirklich dick ist, so richtig dick, dann darf der das schon!«, sagt ein Junge, der selber nicht gerade schlank ist.
» Nee«, sagt seine Nachbarin empört, » wenn du erwachsen bist, darf dir niemand was wegnehmen!«
» Genau«, pflichtet ihr ein anderer Junge bei, » das muss sie dann schon selbst wissen, ob sie dick bleiben will oder nicht.« (Mehr wissen)
Und wie ist das, wenn die gleiche Frau sagt, okay, ich sehe ein, dass ich zu dick bin, und will abnehmen, deshalb kette ich mich an das Sofa im Wohnzimmer und werfe den Schlüssel aus dem Fenster, weil ich dann nicht mehr an den Kühlschrank komme.
» Das ist aber krass!«, sagt ein Junge in einem froschgrünen T-Shirt und pfeift.
» Das ist total doof«, meint ein blasses Mädchen, das ein kariertes Hemd trägt, » ich meine, was ist, wenn sie verhungert? Ich finde, das darf sie nicht machen!« (Mehr wissen)
Die anderen Kinder pflichten ihr bei. Eine Frau, die sich freiwillig ans Sofa kettet, nur um abzunehmen, muss vor sich selbst beschützt werden.
Hier ist noch ein anderes Beispiel: Sagen wir, ihr versprecht einem Freund, am nächsten Samstag um elf Uhr zu Besuch zu kommen. Dann ist der Samstag da, und ihr habt gar keine Lust mehr, weil ihr lieber zu Hause Gameboy spielen möchtet, und ihr entscheidet euch, nicht zu eurem
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