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Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman

Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman

Titel: Der Sommer, als der Regen ausblieb - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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Lichtschalter haben die Seite gewechselt. Was geht hier vor?
    Sie wischt sich mit einem Geschirrtuch die Hand ab. Der Anblick der Teedosen nimmt sie gefangen. Sie hat in den letzten Jahren nicht einmal an sie gedacht, und doch erkennt sie an ihnen jedes Detail wieder. Den leicht eingedrückten Deckel der roten Dose, die Roststelle an der grünen. »Bewley’s« schmettern die Dosen in ihrer geschwungenen Goldschrift. Liegt es am Jetlag, an ihrer Heimkehr, der Abwesenheit ihres Vaters? Sie ist völlig überdreht und weiß nicht, was sie tun oder sagen soll.
    Gretta kommt in die Küche und entdeckt den Wasserkessel (ohne Deckel) auf der Abtropffläche der Spüle. Die Tassen sind offenbar noch im Schrank. Ein Geschirrtuch auf dem Arm starrt Aoife auf das Regal.
    Sie sagt jetzt nichts. Gretta nimmt den Kessel, füllt ihn mit Wasser und stellt ihn auf den Herd. Sie greift nach Aoifes Geschirrtuch.
    »Der Breakfast Tea ist nicht mehr da«, sagt Aoife.
    »Was?«
    »Die Dose mit dem Breakfast Tea.« Aoife deutet aufs Regal. »Rechts von dem Afternoon Blend stand immer der Breakfast Tea.«
    »Ach, wirklich?«
    »Ja.«
    »Wenn du willst, kannst du ihn ja wieder hinstellen.«
    Jetzt betritt auch Michael Francis die Küche. Er will Aoife nicht zu lange allein lassen, sonst könnte es sein, dass sie einfach wieder davonfliegt wie die Kinder in Peter Pan.
    »Soll ich dir mal meine Haarbürste leihen?«, fragt seine Mutter.
    Aoife fährt sofort herum. »Wie war das?«
    »Ich meinte nur…« Gretta zuckt mit den Schultern und setzt sich an den Küchentisch.
    »Du meintest was?«
    »Dass es vielleicht nicht schaden könnte.«
    »Willst du damit andeuten, mit meinen Haaren stimmt etwas nicht?«
    Und schon geht es los, denkt er. Warum geraten Aoife und Gretta schon nach kurzer Zeit in Streit? Gretta verpackt ihre kleinen Gemeinheiten immer in Bonbonpapier, aber Aoife, wenig diplomatisch, schmeißt sie ihr direkt zurück an den Kopf. Jetzt sagt Aoife, dass sie sich eigentlich nie die Haare bürste, nie, kapiert? Und Gretta sagt, das glaubt sie glatt und ob es in New York keine Frisöre gibt. Er will einschreiten: Aoife, lass sein, nur dieses eine Mal, sie macht schon genug durch.
    Er versucht, sich Gehör zu verschaffen: »Okay, was ist für heute geplant?«
    Beide, Mutter wie Schwester, drehen sich zu ihm und schauen ihn aus bemerkenswert ähnlichen großen Augen an, in denen soeben die Erkenntnis dämmert, dass sie der blöde Streit nur ablenkt und dass sie hier alle ihre Zeit verschwenden.
    Achtzig Meilen nordwestlich dieser Küche hebt Monica die Spitzengardine (19. Jahrhundert) des Badezimmers, um durch die Strukturglasscheibe in den Garten zu spähen. Sie hat irgendwo gelesen, dass eine Glasscheibe mit den Jahren unten immer dicker wird. Äußerlich fest, ist der Aggregatzustand von Glas in Wahrheit flüssig, woraus folgt, dass es einem unsichtbaren, aber unaufhaltsamen Versackungsprozess unterworfen ist, der alles immer weiter nach unten zieht.
    Sie legt die Hand an die Scheibe, als könne man dieses zähe Triefen tatsächlich spüren, aber da ist nichts. Nur unbelebte Kühle.
    Draußen im Garten, neben dem Apfelbaum, gräbt Peter ein Loch. Mach es tiefer, denkt sie, ehe ihr einfällt, dass sie diesen Satz schon einmal gehört hat, in einer ganz ähnlichen Situation. Es ist immer seltsam, wenn man sich bei einer Äußerung ertappt, welche die eigenen Eltern schon gesagt haben. Offenbar wiederholt sich alles. Mit kleinen Änderungen. Diesmal heulen zwei kleine Mädchen, keines davon ist ihres.
    Peter trägt seinen Arbeitsoverall. Ihr Mann Peter. Sie würde es ja nie laut sagen, aber die Bezeichnung kommt ihr schon komisch vor, selbst nach drei Jahren. Bleibt das so, oder wird es irgendwann mal anders? Neulich wollte eine Verkäuferin wissen, ob das ihr Mann sei, der draußen vor dem Fenster wartete. Monica hatte sich umgedreht und komischerweise mit Joe gerechnet, Joe in seiner typischen Haltung, schlaksig, die Hände in den Hosentaschen. Erst dann sah sie Peter, und es dauerte eine Sekunde, ehe sie zurückwinken konnte. Das war ziemlich dumm, denn was um alles in der Welt suchte Joe in einem Kaff in Gloucestershire?
    Immer wieder sagten ihr Leute, wie viel Glück sie gehabt habe, dass sie jetzt auf dem Land lebe und nicht mehr im dreckigen London. Die Landluft tue so gut, sagten sie. Raus aus der Hektik und dem ganzen Stress, wer wollte das nicht?
    Ehrliche Antwort: sie. Das Leben auf dem Land macht ihr Angst. Sie hasst auch das

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