Der Sommer, als ich schön wurde
lachte, auch wenn es nicht besonders witzig war. Es schien mir einfach passend zu sein. »Hi, ich bin Belly.«
»Also, Belly, wie ist das – kommst du morgen zu mir zum Feuerwerk?«, fragte er.
»Ähm – okay.« Ich bemühte mich, nicht allzu aufgeregt zu klingen.
Conrad und Steven und Jeremiah gingen jedes Jahr am vierten Juli, also am Nationalfeiertag, zum Feuerwerk. Es fand bei Clay zu Hause statt, weil an seinem Teil vom Strand immer besonders viele Raketen gezündet wurden. Seine Mutter besorgte immer die Zutaten für S’Mores . Einmal hatte ich Jeremiah gebeten, mir einen dieser leckeren Schoko-Marshmallow-Cracker mitzubringen, und er hat auch tatsächlich daran gedacht. Es schmeckte verbrannt und ziemlich gummiartig, aber ich hab es trotzdem gegessen und war Jeremiah dankbar. Wie ein kleines Stück von der Party kam es mir vor. Mitgehen ließen sie mich nie, und ich versuchte auch nie, sie zu überreden. Ich sah dem Feuerwerk von unserer rückwärtigen Veranda aus zu, im Pyjama, zusammen mit Susannah und meiner Mutter. Die beiden tranken Sekt und ich Apfelsaftschorle.
»Hast du nicht gesagt, du wolltest schwimmen gehen?«, fragte Conrad abrupt.
»Lieber Himmel, lass sie doch in Ruhe, Con«, sagte Jeremiah. »Wenn sie schwimmen will, dann wird sie schon schwimmen.«
Wir tauschten einen Blick, unseren vertrauten Blick, der so viel hieß wie: Wieso zum Teufel spielt Conrad sich so auf, als wäre er mein Vater? Conrad schnippte seine Zigarettenasche in seine halb leere Bierdose. »Mach doch, was du willst«, sagte er.
»Das tu ich auch«, sagte ich, streckte Conrad die Zunge raus und stand auf. Ich ließ mein Handtuch fallen und tauchte kopfüber ins Wasser. Ein perfekter Schwalbensprung. Eine Minute lang blieb ich unter Wasser. Dann drehte ich mich auf den Rücken, damit ich die Jungen heimlich belauschen konnte.
Gerade sagte Clay: »Mann, Cousins wird langsam öde. Ich will endlich zurück.«
»Ja, geht mir auch so«, sagte Conrad.
Conrad war also innerlich auf dem Sprung. Das tat weh, auch wenn ich das irgendwo in mir drin gewusst hatte. Am liebsten hätte ich ihm gesagt: Dann geh doch. Wenn du nicht hier sein willst, dann lass es. Geh einfach. Aber ich wollte mir von Conrad die Stimmung nicht vermiesen lassen, nicht jetzt, wo es gerade mal besser zu werden versprach. Ich war zu Clay Bertolets Feuerwerksparty am vierten Juli eingeladen – endlich! Jetzt gehörte ich zu den Großen. Das Leben war schön. Oder jedenfalls auf dem Weg dahin.
Den ganzen Tag lang dachte ich darüber nach, was ich anziehen sollte. Da ich noch nie mit gewesen war, hatte ich keine Ahnung. Vermutlich würde es kalt werden, aber wer wollte sich zu so einem Feuerwerk schon dick einmummeln? Ich nicht, nicht zu meinem allerersten. Andererseits – aufbrezeln wollte ich mich auch nicht, sonst würden Conrad und Jeremiah nur die ganze Zeit Witze machen. Barfuß und mit Shorts und Tank Top war ich wohl auf der sicheren Seite.
Sobald wir ankamen, war klar, dass ich mich falsch entschieden hatte. Alle anderen Mädchen trugen Sommerkleider und Mini-Röcke und Uggs. Hätte ich in Cousins Freundinnen, hätte ich es wissen können. »Hättest du mir nicht sagen können, dass die Mädels sich hier aufstylen?«, zischte ich Jeremiah an.
»Spinn nicht rum, du siehst doch gut aus«, sagte er und marschierte gleich zum Bierfass hinüber. Ein Bierfass gab es, aber von Graham-Crackern und Marshmallows war weit und breit nichts zu sehen.
Ehrlich gesagt hatte ich noch nie im Leben ein Bierfass in natura gesehen. Bloß in Filmen. Ich wollte hinter Jeremiah her, aber Conrad packte mich am Arm. »Du trinkst nichts heute Abend«, warnte er mich. »Meine Mom bringt mich um, wenn ich dich was trinken lasse.«
Ich schüttelte ihn ab. »Du hast mich überhaupt nichts zu lassen .«
»Komm! Bitte!«
»Mal sehen.« Ich ließ ihn stehen und ging zum Feuer. Ich war mir nicht einmal sicher, ob ich überhaupt etwas trinken wollte. Natürlich hatte ich Clay am Abend davor trinken sehen, aber eigentlich war ich trotzdem davon ausgegangen, dass es auch dieses Mal wieder die berühmten S’Mores geben würde.
Theoretisch war es schön, zu einer Feuerwerksparty zu gehen, aber tatsächlich da zu sein war etwas anderes. Jeremiah redete mit einem Mädchen in Jeansrock und einem rot-weiß-blauen Bikini-Oberteil, Conrad redete mit Clay und ein paar Typen, die ich nicht kannte. So wie Clay noch am Vorabend mit mir geflirtet hatte, dachte ich, er würde wenigstens
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