Der Sommer, als ich schön wurde
doch zu Hause absetzen. Warte kurz. Ich bin gleich wieder da.«
Ich flitzte zu Conrad hinüber, so schnell, dass hinter meinen Füßen der Sand aufwirbelte. »Hey, ich kann bei jemandem mitfahren«, sagte ich atemlos.
Die Blondine mit der Red-Sox-Kappe betrachtete mich von oben bis unten. »Hallo«, sagte sie.
»Mit wem?«, wollte Conrad wissen.
Ich zeigte auf Cam. »Mit dem da drüben.«
»Du fährst mit niemandem, den du nicht mal kennst«, sagte Conrad entschieden.
»Und ob ich ihn kenne. Das ist Sextus.«
Conrad kniff die Augen zusammen. »Sex was?«
»Egal. Er heißt Cam, er studiert Wale, und du hast nicht zu bestimmen, mit wem ich nach Hause fahre. Ich habe dich nicht um Erlaubnis gebeten, ich war nur so höflich, es dir mitzuteilen.« Ich wollte weggehen, aber er packte mich am Arm.
»Es ist mir völlig egal, was er studiert. Es kommt gar nicht in Frage«, sagte er gleichmütig, aber seinen Griff lockerte er nicht. »Wenn du nach Hause willst, dann fahre ich dich.«
Ich holte tief Luft. Jetzt bloß Ruhe bewahren! Ich würde mich von ihm nicht wie ein Baby behandeln lassen, nicht vor all den Leuten. »Nein, danke«, sagte ich und machte einen erneuten Versuch wegzugehen. Aber Conrad ließ mich nicht los.
»Ich dachte, du hättest schon einen Freund?« Sein Tonfall war ironisch, und mir war klar, dass er meine Lüge am Abend zuvor durchschaut hatte.
Am liebsten hätte ich ihm eine Handvoll Sand ins Gesicht geschmissen. Ich versuchte mich loszuwinden. »Lass mich los! Das tut weh!«
Er lief rot an und ließ mich sofort los. Es hatte nicht wirklich wehgetan, ich wollte ihn nur genauso bloßstellen vor den anderen, wie er es mit mir tat. »Lieber fahre ich mit jemandem, den ich nicht kenne, als mit einem, der getrunken hat!«
»Ich hatte ein einziges Bier«, fuhr Conrad mich an. »Und ich wiege achtzig Kilo. Warte eine halbe Stunde, dann fahre ich dich. Und jetzt hör auf, dich wie eine verzogene Göre aufzuführen.«
Ich spürte, wie mir die Tränen kamen. Ich warf einen Blick über die Schulter, um zu sehen, ob Cam herübersah, und so war’s. »Du bist so ein Arschloch«, sagte ich.
Conrad sah mir tief in die Augen. »Und du benimmst dich wie eine Vierjährige.«
Im Weggehen hörte ich noch, wie die Blondine fragte: »Ist das deine Freundin?«
Ich fuhr herum, und beide sagten wir im selben Moment: »Nein!«
Verwirrt fragte das Mädchen weiter: »Deine kleine Schwester?«, so als stünde ich nicht gleich daneben. Ihr Parfüm war schwer. Es war, als wäre die ganze Luft um uns herum davon angefüllt, als würden wir sie einatmen.
»Nein, auch nicht seine kleine Schwester.« Ich hasste das Mädchen dafür, dass sie die ganze Szene mitbekommen hatte. Es war demütigend. Außerdem war sie hübsch. Auf dieselbe Art hübsch wie Taylor, was es nur noch schlimmer machte.
»Ihre Mom und meine sind beste Freundinnen«, sagte Conrad. Mehr war ich also nicht für ihn? Die Tochter der Freundin seiner Mutter?
Ich atmete tief durch, und ohne nachzudenken sagte ich zu der Blondine: »Ich kenne Conrad, solange ich lebe. Deshalb kann ich dir sagen, dass du auf dem falschen Dampfer bist – Conrad wird nie jemanden so sehr lieben wie sich selbst, wenn du verstehst, was ich meine.« Ich hob eine Hand und wedelte mit dem Zeigefinger.
»Halt die Klappe, Belly«, warnte mich Conrad. Seine Ohren liefen oben knallrot an. Es war ein Schlag unter die Gürtellinie gewesen, aber das war mir egal, er hatte es verdient.
Red Sox runzelte die Stirn. »Wovon redet sie eigentlich, Conrad?«
Ich drehte mich zu ihr und platzte heraus: »Oh, tut mir leid, weißt du nicht, was das bedeutet – auf dem falschen Dampfer sein?«
Ihr hübsches Gesicht verzerrte sich. »Du kleines Miststück«, zischte sie.
Ich spürte, wie sich alles in mir zusammenzog. Ich wünschte, ich könnte meine Worte zurücknehmen. Noch nie im Leben hatte ich mich mit einem Mädchen öffentlich gezofft, auch sonst mit niemandem.
Zum Glück mischte sich Conrad ein und zeigte zum Feuer hinüber. »Belly, geh da rüber und warte, bis ich dich holen komme«, sagte er barsch.
Im selben Moment kam Jeremiah angeschlendert. »Hey, hey, was ist denn hier los?«, fragte er und lächelte uns auf seine lockere, immer leicht naive Weise an.
»Dein Bruder ist ein Vollidiot«, sagte ich. »Das ist los.«
Jeremiah legte einen Arm um mich. Er roch nach Bier. »Jetzt zankt euch nicht, Leute, ja?«
Ich stieß seinen Arm weg. »Sag das deinem Bruder. Ich hab nicht
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