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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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zurückzieht.
    Ich sagte nichts. Ich sah ihn nicht einmal an. Ich wollte ihn nicht verschrecken. Es war wie damals, als ich richtig hohes Fieber hatte und alles sich so unwirklich anfühlte, wie in einem Nebel, und sich um mich zu drehen schien. Genauso fühlte es sich auch jetzt wieder an. Ich wusste nur, dass er bitte nicht aufhören sollte.
    Aber dann tat er es doch. Ich beobachtete ihn im Rückspiegel. Er machte die Augen zu und seufzte. Ich tat es ihm nach.
    »Belly«, begann er.
    Mit einem Mal war alles in mir im Alarmzustand. Das schläfrige Gefühl war verschwunden, jeder Teil meines Körpers hellwach. Ich hielt die Luft an, wartete, was er sagen wollte. Ich antwortete nicht, um den Zauber nicht zu brechen.
    In diesem Moment kam Jeremiah zurück, zog die Tür auf und knallte sie wieder zu. Dieser Moment zwischen uns, der so zart und zerbrechlich gewesen war, war kaputt. Er war vorbei, und es hätte keinen Sinn, darüber nachzugrübeln, was Conrad wohl hatte sagen wollen. Verlorene Momente findet man nicht wieder. Sie sind einfach weg.
    Jeremiah warf mir einen seltsamen Blick zu. Er begriff, dass er in etwas hineingeplatzt war. Ich zuckte die Achseln, und er schaute nach vorn und ließ den Motor an.
    Ich streckte die Hand aus und drehte das Radio an, ganz laut.
    Auf dem ganzen Nachhauseweg hielt diese seltsame Spannung an. Keiner sagte etwas. Conrad auf dem Rücksitz war jetzt endgültig hinüber, und Jeremiah und ich auf den Vordersitzen sahen einander nicht an. Erst als wir zu Hause vorfuhren, sagte Jeremiah in für ihn ungewöhnlich scharfem Ton zu Conrad: »Pass auf, dass Mom dich so nicht sieht.«
    Erst in diesem Moment begriff ich, was tatsächlich passiert war. Ich erinnerte mich, dass Conrad richtig blau gewesen war, dass er sich nicht wirklich im Klaren darüber war, was er gesagt oder getan hatte. Am nächsten Morgen würde er sich vermutlich an nichts mehr erinnern. Es würde sein, als wäre nichts davon geschehen.
    Sobald wir im Haus waren, rannte ich hoch in mein Zimmer. Ich wollte vergessen, was im Auto vorgefallen war, und mich nur daran erinnern, wie Cam mich angesehen hatte, als wir auf der Treppe gesessen hatten und sein Arm meine Schulter berührte.

24
    Am nächsten Tag: nichts. Nicht, dass er mich komplett ignoriert hätte, das wäre ja immerhin etwas gewesen. Eine Art Beweis dafür, dass etwas vorgefallen war, etwas sich verändert hatte. Aber nein, er behandelte mich wie immer. Als wäre ich noch die kleine Belly, das Mädchen mit dem Pferdeschwanz, aus dem sich Strähnen lösten, und den knochigen Knien, das am Strand immer hinter den Jungs herdackelte. Ich hätte es wissen müssen.
    Die Sache war nur die: Egal, ob er mich wegstieß oder an sich zog – meine Richtung blieb immer dieselbe: auf Conrad zu.
    Cam rief mich während der nächsten Tage nicht an. Ich konnte es ihm auch nicht übel nehmen. Umgekehrt rief ich ihn auch nicht an, obwohl ich immer wieder daran dachte. Ich wusste einfach nicht, was ich zu ihm sagen sollte.
    Als er sich schließlich meldete, erwähnte er die Party mit keinem Wort. Er fragte, ob ich mit ihm ins Autokino wolle. Ich sagte Ja. Gleich darauf allerdings machte ich mir schon wieder Sorgen: Autokino – hieß das, ich musste mit ihm knutschen? So richtig wild, meine ich? Liegesitze runter? Vom Dampf beschlagene Fenster?
    Genau das war es doch, was man im Autokino machte. Vorn parkten die Familien, hinten die heißen Pärchen. Ich war noch nie als Teil eines Pärchens da gewesen, immer nur als Familie – mit Susannah und meiner Mutter und den anderen oder auch mal nur mit den Jungs, aber noch nie mit einem Jungen allein, zu einem Date.
    Einmal waren Jeremiah und Steven und ich da, um Conrad nachzuspionieren, der mit einem Mädchen hingefahren war. Susannah hatte Jeremiah erlaubt, das Auto zu nehmen, obwohl er damals eigentlich nur in Begleitung von Erwachsenen fahren durfte. Das Autokino war fünf Kilometer entfernt, und in Cousins fuhr einfach jeder, sogar kleine Kinder, die bei ihren Eltern auf dem Schoß saßen. Conrad war so wütend geworden, als er mitbekam, dass wir ihm hinterherspionierten. Er wollte gerade zum Kiosk, als er uns entdeckte. Es war so komisch – er brüllte uns an, die Haare völlig verstrubbelt, die Lippen rosa glänzend. Jeremiah lachte sich halb tot.
    Als es so weit war, wünschte ich fast, Steven und Jeremiah wären irgendwo da draußen, würden uns beobachten und sich schieflachen. Ich fände es irgendwie tröstlich. Ich würde

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