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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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und hatte eine magere Hühnerbrust. Wie ein Drogendealer sah er wirklich nicht aus, eher wie ein Zeitungsbote.
    Er nahm einen Schluck aus seiner Bierflasche und sagte: »Eigentlich heiße ich nicht Kinsey, sondern Greg. Ich werde bloß von allen so genannt.«
    »Ich heiße auch nicht wirklich Flavia, sondern Belly. Nur Cam nennt mich Flavia.«
    Kinsey nickte, als wäre ihm alles völlig klar. »Wenn ihr was trinken wollt, Leute – in der Küche steht eine Kühlbox.«
    »Magst du was trinken?«, fragte mich Cam.
    Ich war mir nicht sicher, was ich antworten sollte, Ja oder Nein. Einerseits Ja, irgendwie schon. Ich trank sonst nie, also wäre es mal eine Erfahrung. Ein weiterer Beweis dafür, dass dieser Sommer wichtig war, ein ganz besonderer. Andererseits – würde es ihn abstoßen, wenn ich es täte? Würde es ihn gegen mich einnehmen? Ich kannte die Regeln der Straight Edgers nicht.
    Also besser kein Bier. Das Letzte, was ich brauchen konnte, war, dass ich so stank wie Clay neulich abends. »Ich nehme eine Cola«, sagte ich.
    Cam nickte, und ich merkte ihm an, dass er es gut fand. Wir gingen zusammen zur Küche. Unterwegs fing ich kleinere Gesprächsfetzen auf: »Ich habe gehört, Kelly sollen sie mit Alkohol am Steuer erwischt haben, deswegen ist sie auch diesen Sommer nicht hier.« – »Ich habe gehört, sie ist von der Schule geflogen.« Ich fragte mich, wer diese Kelly sein mochte und ob ich sie erkennen würde, wenn ich ihr über den Weg lief. Es war alles die Schuld von Steven und Jeremiah und Conrad – sie nahmen mich nie mit, wenn sie weggingen. Deshalb kannte ich auch niemanden.
    Auf sämtlichen Küchenstühlen lagen Jacken und Taschen, also räumte Cam ein paar leere Bierflaschen beiseite und schaffte so ein bisschen Platz auf dem Küchentresen. Ich hüpfte hinauf.
    »Kennst du wirklich all diese Leute?«, fragte ich.
    »Nicht wirklich«, sagte er. »Ich wollte bloß, dass du mich cool findest.«
    »Sowieso«, sagte ich und wurde sofort rot.
    Er lachte, als hätte ich einen Witz gemacht, und gleich ging es mir besser. Er öffnete die Kühlbox, nahm eine Cola heraus, machte sie auf und hielt sie mir hin.
    »Dass ich Straight Edger bin, heißt ja nicht, dass du auch nicht trinken darfst. Ich meine, ich würde mir natürlich schon mein Teil dabei denken, aber du kannst ruhig trotzdem was trinken … Das sollte jetzt übrigens ein Witz sein.«
    »Ich weiß«, sagte ich. »Aber Cola ist ganz okay.« Das stimmte auch.
    Ich nahm einen langen Schluck aus meiner Flasche und musste gleich aufstoßen. »’tschuldigung«, sagte ich und fing an, einen von meinen Zöpfen aufzudröseln. Wie immer waren sie zu straff, und der Kopf tat mir weh davon.
    »Das hat sich angehört wie das Bäuerchen von einem Baby«, sagte Cam. »Ein bisschen ekelig, aber irgendwie auch süß.«
    Ich löste den zweiten Zopf und boxte Cam in die Schulter. Im Kopf hörte ich Conrad: Na so was, jetzt haut sie ihn. Unsere Belly flirtet. Selbst wenn er nicht da war, war er da.
    Und dann war er tatsächlich da. Aus dem Nichts ertönte Jeremiahs typisches Gejodel aus der Karaokemaschine. Ich biss mir auf die Lippe. »Sie sind hier«, sagte ich.
    »Willst du rausgehen und sie begrüßen?«
    »Eher nicht«, sagte ich, hüpfte aber trotzdem vom Tresen.
    Wir gingen zurück ins Wohnzimmer, wo Jeremiah auf der improvisierten Bühne stand und mit Falsettstimme einen Song sang, den ich noch nie gehört hatte. Die Mädchen lachten und sahen ihn mit schmachtenden Blicken an. Conrad saß auf der Couch, ein Bier in der Hand. Das Red-Sox-Girl hockte neben ihm auf der Lehne und beugte sich so weit zu ihm vor, dass ihm ihre Haare wie ein Vorhang vors Gesicht fielen und beide abschirmten.
    »Er singt gut«, sagte Cam. Dann folgte er meinem Blick und fragte: »Sind die beiden zusammen, Nicole und er?«
    »Keine Ahnung«, sagte ich. »Und wenn schon.«
    Im selben Moment entdeckte mich Jeremiah, der gerade mit seinem Song fertig war und sich verbeugte. »Belly! Das nächste Stück ist dir gewidmet.« Er zeigte auf Cam. »Und wie heißt du?«
    Cam räusperte sich. »Cam. Cameron.«
    »Cam Cameron heißt du?«, sagte Jeremiah direkt ins Mikro. »O Mann, das ist ja echt beknackt.« Alles lachte, vor allem Conrad, der vor einer Sekunde noch so gelangweilt ausgesehen hatte.
    »Nur Cam«, sagte Cam leise. Dann sah er mich an. Es war mir peinlich. Ich schämte mich, nicht für ihn, sondern seinetwegen. Und ich hasste die beiden deswegen.
    Es war, als wäre Cam in Conrads

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