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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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wunderschön.«
    Meine Mutter sagte nichts. Ich wusste, was sie dachte. Für ihren Geschmack hatte Susannah übertrieben und zu viel Geld ausgegeben. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, weil mir das Armband so gut gefiel. Meine Mutter hatte mir Noten und CDs gekauft. Wir hatten nicht so viel Geld wie Susannahs Familie, und in dem Moment verstand ich endgültig, was das bedeutet.

38
    »Wunderschön«, sagte ich und lief schnell hinauf in mein Zimmer, wo mein Bettelarmband in einer Spieldose auf der Kommode lag. Ich nahm es heraus und rannte sofort wieder nach unten.
    »Siehst du?«, sagte ich, während ich Jeremiahs Anhänger daran befestigte und dann das Armband um mein Handgelenk schloss.
    »Ein Schlüssel deshalb, weil du ja bald selber fährst. Kapiert?« Jeremiah lehnte sich in seinem Sessel zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
    Ich lächelte zum Zeichen, dass ich kapiert hatte.
    Conrad beugte sich vor, um den Schlüssel aus der Nähe anzusehen. »Hübsch«, sagte er. Ich hielt den Anhänger über die andere Handfläche, ich musste ihn immer wieder anschauen. »Wunderschön«, sagte ich noch einmal. »Aber er muss furchtbar teuer gewesen sein – er ist von Rheingold .«
    »Ich hab den ganzen Sommer dafür gespart«, sagte er ernst.
    Ich starrte ihn an. »Das ist doch wohl nicht wahr, oder?«
    Er grinste. »Angeschmiert. Leichtgläubig wie eh und je, stimmt’s?«
    Ich boxte ihm in den Arm. »Idiot! Ich hab’s dir sowieso nicht geglaubt.« Aber einen Moment lang hatte ich es doch.
    Jeremiah rieb sich den Arm, wo ich ihn geboxt hatte. »So teuer war’s gar nicht. Und außerdem: Ich bin ja jetzt reich, hast du das vergessen? Also mach dir meinetwegen keine Gedanken. Ich freue mich, wenn’s dir gefällt. Yolie war sich ganz sicher.«
    Ich umarmte ihn heftig. »Es ist einfach perfekt.«
    »Was für ein schönes Geschenk, Jere«, sagte Susannah. »Und besser als meine alte Kette, so viel ist mal sicher.«
    Jeremiah lachte. »Ja, klar«, sagte er. Aber man sah ihm an, dass er sich freute.
    Meine Mutter stand auf und machte sich daran, den Kuchen zu schneiden. Sie war nicht sehr begabt darin: Die Stücke waren zu groß und brachen an den Seiten auseinander. »Wer will Kuchen?«, fragte sie und leckte sich einen Finger ab.
    »Ich hab keinen Hunger«, sagte Conrad abrupt. Er sah auf die Uhr und stand auf. »Außerdem muss ich mich fertig machen für die Arbeit. Alles Gute zum Geburtstag, Belly.«
    Er ging hoch, und einige Augenblicke lang waren alle still. Dann sagte meine Mutter laut: »Dieser Kuchen ist köstlich. Hier, Beck, probier mal.« Sie stellte Susannah ein Stück hin.
    Mit einem schwachen Lächeln sagte Susannah: »Ich hab auch keinen Hunger. Du kennst doch das Sprichwort – der Koch hat meist am wenigsten Appetit. Aber esst nur, Leute, esst.«
    Ich biss ein großes Stück ab. »Mmm, Rodonkuchen. Mein Lieblingskuchen.«
    »Und hausgemacht«, sagte meine Mutter.

39
    Irgendwann brachte Conrad Nicole, das Red-Sox-Mädchen, mit ins Sommerhaus. In unser Haus! Ich konnte es nicht fassen – das Red-Sox-Mädchen bei uns im Haus, wo ich doch immer das einzige Mädchen war! Total merkwürdig fühlte sich das an.
    Es war mitten am Nachmittag. Ich saß gerade draußen auf der Veranda am Klapptisch und aß ein Sandwich mit Tortilla-Chips, als die beiden vorfuhren. Sie trug sehr knappe Shorts und ein weißes T-Shirt, ihre Sonnenbrille hatte sie auf den Kopf geschoben. Von ihrer Red-Sox-Kappe war nichts zu sehen. Schick sah sie aus, so als gehörte sie hierher. Anders als ich in meinem alten Cuz Beach-Shirt, das auch als Nachthemd herhalten musste. Ich hatte erwartet, er würde wenigstens mit ihr ins Haus gehen, aber sie belegten die beiden Liegestühle am anderen Ende der Veranda und blieben da. Ich konnte nicht hören, was sie redeten, aber dass sie kicherte wie blöd, war nicht zu überhören.
    Schon nach fünf Minuten konnte ich es nicht mehr ertragen. Ich ging zum Telefon und rief Cam an. Er sagte, in einer halben Stunde könne er da sein, aber es dauerte höchstens eine Viertelstunde, da stand er bereits vor der Tür.
    Die beiden kamen ins Haus, als Cam und ich gerade darüber diskutierten, welchen Film wir anschauen wollten. »Was wollt ihr gucken?«, fragte Conrad und setzte sich auf die Couch uns gegenüber. Das Red-Sox-Mädchen setzte sich neben ihn. Mehr oder weniger auf seinen Schoß.
    Ich sah ihn nicht an, als ich antwortete: »Wir versuchen uns gerade zu einigen.« Mit Betonung auf dem Wir

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