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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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antwortete Susannah. »Ich weiß selbst, wann es Zeit ist.«
    Egal, was meine Mutter noch sagen würde, Susannah würde ihre Meinung nicht ändern. Susannah hatte ein weiches Herz, aber sie konnte störrisch und stur wie ein Esel sein. Unter ihrer weichen Schale lag nackter Stahl.
    Ich hätte den beiden gern gesagt, dass Conrad längst Bescheid weiß und Jeremiah auch, aber ich konnte es nicht. Es wäre nicht richtig. Es war wirklich nicht meine Aufgabe.
    Susannah wollte noch einmal den perfekten Sommer, und dazu gehörte, dass Eltern zusammenblieben und alles so war wie immer. Aber solche Sommer gibt es nicht mehr, hätte ich ihr gerne gesagt.

35
    Cam kam am späten Nachmittag, um mich zum Minigolf abzuholen. Ich wartete auf der vorderen Veranda und lief ihm entgegen, als er in die Einfahrt bog. Anstatt auf der Beifahrerseite einzusteigen, stellte ich mich direkt neben die Fahrertür. »Kann ich fahren?«, fragte ich. Ich wusste, er würde Ja sagen.
    Er schüttelte den Kopf und sagte trocken: »Wie könnte man dir etwas abschlagen?«
    Ich klimperte mit den Wimpern. »Deshalb tut’s ja auch nie jemand.« Das stimmte allerdings nicht, im Gegenteil.
    Ich zog die Autotür auf, und Cam rutschte rüber.
    Während ich rückwärts aus der Einfahrt fuhr, sagte ich: »Ich muss heute Abend früh zurück sein.«
    »Kein Problem.« Er räusperte sich. »Und, ähm, könntest du vielleicht ein bisschen langsamer fahren? Ab hier gilt Tempo 50.« Er sah mich immer wieder an, während ich fuhr, und lächelte. »Was ist? Was guckst du so?«, fragte ich. Am liebsten hätte ich mir mein T-Shirt vors Gesicht gehalten.
    »Deine Nase ist kein Skihang, sondern eher ein kleiner Idiotenhügel«, sagte er und tippte mit einem Finger darauf. Ich schlug seine Hand weg.
    »Ich hasse meine Nase«, erklärte ich.
    Cam sah mich überrascht an. »Wieso? Die ist doch süß. Erst Unvollkommenheiten machen Schönheit aus.«
    Sollte das heißen, dass er mich schön fand? Mochte er mich deswegen, wegen meiner Unvollkommenheiten?
    Wir blieben dann doch länger weg als geplant. Die Leute vor uns brauchten ewig an jeder Station. Es war ein Pärchen, und sie hörten andauernd auf zu spielen, um sich zu küssen. Es war total nervig. Minigolfanlagen sind eigentlich nicht zum Knutschen gedacht, hätte ich ihnen gern gesagt, wofür gibt’s schließlich Autokinos? Anschließend war Cam so hungrig, dass wir schnell noch irgendwo gebratene Venusmuscheln essen gingen, und danach war es nach zehn, und meine Mutter und Susannah schliefen garantiert schon.
    Cam ließ mich zurückfahren, ich musste nicht einmal fragen, er hielt mir einfach den Schlüssel hin. Als wir in der Einfahrt standen, machte ich den Motor aus. Im Haus war alles dunkel, nur bei Conrad brannte noch Licht. »Ich mag noch nicht reingehen«, sagte ich.
    »Ich dachte, du solltest früh zu Hause sein.«
    »Sollte ich auch. Bin ich ja auch. Es zieht mich nur noch nicht ins Haus.« Ich stellte das Radio an, und fünf Minuten lang saßen wir nur da und hörten Musik.
    Dann räusperte sich Cam und sagte: »Kann ich dich küssen?«
    Ich wünschte, er hätte nicht gefragt, sondern es einfach getan. Die Frage machte die ganze Sache erst recht peinlich, außerdem musste ich Ja sagen. Am liebsten hätte ich die Augen verdreht, aber dann habe ich einfach nur gesagt: »Okay. Aber nächstes Mal frag bitte nicht erst. Es ist doch seltsam, wenn man fragt, ob der andere will oder nicht. Man küsst ihn und fertig, oder nicht?«
    Als ich Cams Miene sah, tat mir meine Antwort sofort leid. »Schon gut«, sagte er. »Vergiss, dass ich gefragt habe.« Er war rot geworden.
    »Cam, es tut mir –« Bevor ich zu Ende sprechen konnte, beugte er sich über mich und küsste mich. Seine Wangen waren stoppelig, es fühlte sich kratzig an, aber trotzdem ganz gut.
    Als wir fertig waren, fragte er: »Okay?«
    Ich lächelte ihn an und sagte: »Okay.« Ich schnallte mich los. »Gute Nacht.«
    Ich stieg aus, und er kam ums Auto herum, um sich hinters Lenkrad zu setzen. Wir umarmten uns, und ich hoffte kurz, dass Conrad uns beobachtete. Obwohl es ja egal war, schließlich mochte ich ihn ja nicht mehr. Er sollte nur wissen, dass es so war, er sollte es wirklich wissen. Mit eigenen Augen sehen.
    Ich lief zum Eingang und musste mich nicht erst umdrehen, um zu wissen, dass Cam warten würde, bis ich im Haus war, bevor er losfahren würde.
    Meine Mutter sagte nichts am nächsten Tag, aber das war auch nicht nötig. Sie konnte mir auch ohne

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