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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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war, mit eigenen Augen hatte ich ihn gesehen.
    »Nicht auf die Art, wie du es gern hättest«, antwortete Conrad. Er seufzte, und mit trauriger Stimme, so als hätte er Mitleid mit mir, fügte er hinzu: »Du bist noch ein Kind, Belly.«
    »Ich bin kein Kind mehr! Das hättest du gern, weil du dir dann keine Gedanken machen müsstest. Deswegen warst du auch den ganzen Sommer über so sauer auf mich.« Meine Stimme wurde immer lauter. »Du magst mich, gib’s zu.«
    »Du spinnst doch«, sagte er. Leise lachend wandte er sich ab und ging.
    Aber so leicht würde ich ihn nicht vom Haken lassen, nicht dieses Mal. Seine vergrübelte James-Dean-Pose stand mir bis oben hin. Er empfand etwas für mich, das wusste ich. Und ich würde dafür sorgen, dass er es aussprach.
    Ich zerrte an seinem Ärmel. »Gib’s zu. Du warst sauer, als das mit Cam und mir losging. Du wolltest, dass ich weiter deine kleine Verehrerin blieb.«
    »Was?« Er schüttelte mich ab. »Hör mal auf, immer nur auf deinen eigenen Bauchnabel zu starren. Die Welt dreht sich nicht um dich.«
    Ich spürte, wie mir die Hitze ins Gesicht stieg, meine Wangen müssen knallrot gewesen sein. Wie ein Sonnenbrand fühlte es sich an, nur tausendfach schlimmer. »Ja, klar – weil sie sich um dich dreht, deshalb.«
    »Du hast doch keine Ahnung, wovon du redest.« Ich hörte den warnenden Tonfall in seiner Stimme, aber ich war nicht zu bremsen. Ich war viel zu wütend. Endlich sprach ich aus, was ich wirklich dachte, und jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Immer wieder baute ich mich vor ihm auf. Ich würde ihm nicht erlauben, dass er mich einfach stehen ließ, o nein. Dieses Mal nicht. »Du willst mich doch bloß weiter am Angelhaken zappeln lassen, stimmt’s? Ich soll dir immer weiter nachjagen, damit du dir was drauf einbilden kannst. Kaum fange ich an, mich freizuschwimmen, holst du die Leine wieder ein. Du bist doch völlig durchgeknallt. Aber ich will dir was sagen, Conrad: Das war’s jetzt.«
    »Wovon redest du eigentlich?«, blaffte er mich an.
    Die Haare flogen mir vors Gesicht, als ich herumfuhr, um rückwärtszugehen, so dass ich ihn gleichzeitig ansehen konnte. »Das war’s. Du kannst mich nicht mehr haben. Weder als Freund noch als Verehrerin noch als sonst was. Aus und vorbei.«
    Seine Mundwinkel zuckten. »Was willst du eigentlich von mir? Du hast doch jetzt deinen kleinen Spielkameraden.«
    Ich schüttelte den Kopf und tat ein paar große Schritte weg von ihm. »So ist es nicht«, sagte ich. Er hatte alles falsch verstanden. Das war es ja nicht, was ich beabsichtigt hatte. Er war derjenige, der mich an der Leine hinter sich hergezogen hatte, mein ganzes Leben lang. Er wusste, wie ich mich fühlte, und er ließ es zu, dass ich ihn liebte. Er wollte es sogar.
    Er kam näher. »Erst magst du mich, dann Cam …« – er hielt kurz inne – »… und dann Jeremiah. So ist es doch, oder? Du willst alles gleichzeitig – deinen Kuchen essen, ihn aber auch behalten. Und Kekse und Eis noch dazu …«
    »Halt den Mund!«, brüllte ich.
    »Wenn hier einer Spielchen spielt, dann du, Belly.« Er bemühte sich, locker zu klingen, beiläufig, aber sein Körper stand unter Spannung, jeder Muskel war gespannt wie eine Saite seiner blöden Gitarre.
    »Du hast dich doch wie der letzte Arsch benommen, den ganzen Sommer lang. Du denkst doch bloß an dich selbst. Deine Eltern lassen sich scheiden – na und? So was passiert nun mal. Das ist noch lange kein Grund, andere Leute wie einen Haufen Dreck zu behandeln!«
    Ruckartig drehte er den Kopf weg. »Halt den Mund!«, sagte er, und seine Kiefermuskeln zuckten. Endlich hatte ich es geschafft. Langsam bekam ich ihn zu fassen.
    »Neulich hat Susannah geweint, deinetwegen – sie konnte kaum aus dem Bett aufstehen! Kümmert dich das überhaupt? Weißt du überhaupt, was für ein Egoist du bist?«
    Conrad stellte sich dicht vor mich, so dicht, dass unsere Gesichter sich fast berührten, so als würde er mich im nächsten Moment entweder schlagen oder küssen. Ich hörte meinen Herzschlag in den Ohren. Ich war so wütend, dass ich mir fast wünschte, er würde mich schlagen. Aber ich wusste, das würde er nie tun. Nicht in einer Million Jahren. Er packte mich an den Armen und schüttelte mich, dann ließ er mich plötzlich los. Ich spürte, wie mir die Tränen in die Augen traten, denn einen kleinen Moment lang hatte ich geglaubt, es könnte passieren.
    Dass er mich küsste.
    Als Jeremiah auf uns zukam, weinte ich. Er kam von der

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