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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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morgens meine gesüßte Müslimilch trank.
    »Nein, ich finde ihn wirklich nicht toll«, beharrte ich. »Ich mag ihn als Freund. Nicht so, wie du meinst.«
    »Doch. Du siehst ihn an, als ob du ihn liebst.«
    Nicht eine Sekunde länger konnte ich es ertragen, dass er mich mit diesem wissenden Blick ansah. Wütend sagte ich: »Das denkst du doch bloß, weil du auf alles eifersüchtig bist, was Conrad macht.«
    »Ich bin nicht eifersüchtig. Ich wünschte nur, ich könnte in allem so gut sein wie er«, sagte er leise. Dann rülpste er und stellte den Film an.
    Aber Jeremiah hatte natürlich recht. Ich liebte ihn. Und ich wusste auch noch den genauen Moment, in dem mir das klar geworden war: Conrad war früh aufgestanden, um ein verspätetes besonderes Vatertagsfrühstück zu machen. Mr. Fisher hatte es am Abend nicht mehr geschafft, zu uns rauszukommen, und auch am nächsten Morgen war er nicht da. Conrad machte trotzdem Frühstück, er war dreizehn und ein erbärmlicher Koch, aber wir alle aßen, was er zubereitet hatte. Während ich ihm zusah, wie er diese gummiartigen Eier servierte und sich alle Mühe gab, sich nicht anmerken zu lassen, wie traurig er war, da dachte ich bei mir: Immer werde ich diesen Jungen lieben.

42
    Er war zum Joggen an den Strand gegangen, damit hatte er in diesen Tagen angefangen. Ich wusste es, weil ich ihn zweimal hintereinander morgens von meinem Fenster aus beobachtet hatte. Er trug eine kurze Sporthose und ein T-Shirt. Auf seinem Rücken hatte sich ein kreisrunder Schweißfleck gebildet. Etwa eine Stunde zuvor war er losgelaufen, ich hatte ihn gesehen, und jetzt kam er zurück.
    Ich ging auf die Veranda hinaus, ohne einen konkreten Plan. Mein einziger Gedanke war, dass der Sommer fast vorüber war. Bald würde es zu spät sein. Wir würden nach Hause fahren, ohne dass ich es ihm gesagt hatte. Jeremiah hatte mir die Augen geöffnet. Ich hatte solche Angst gehabt vor irgendeiner Veränderung, vor allem, was unser kleines Sommersegelboot zum Kentern bringen könnte. Aber jetzt hatte Jeremiah das schon getan, und siehe da – wir lebten noch. Wir waren immer noch Belly und Jeremiah.
    Ich musste es einfach tun, es würde mich umbringen, wenn ich es nicht täte. Ich konnte mich nicht immer weiter nach etwas sehnen, nach jemandem, der mich vielleicht auch mochte, vielleicht aber auch nicht. Ich brauchte Gewissheit. Jetzt oder nie.
    Er hörte mich nicht, als ich mich von hinten näherte. Er bückte sich gerade, um die Schnürsenkel seiner Turnschuhe aufzumachen.
    »Conrad«, sagte ich. Er hörte mich nicht, also sagte ich es noch einmal, dieses Mal lauter. »Conrad.«
    Erschreckt schaute er hoch. Dann richtete er sich auf. »Hey.«
    Ich hatte ihn überrumpelt, das schien mir ein gutes Zeichen. Conrad hatte so endlos viele Mauern um sich herum gezogen. Wenn ich jetzt einfach loslegte, blieb ihm keine Zeit, noch eine weitere aufzubauen.
    Ich biss mir kurz auf die Lippen, dann fing ich an. Ich sagte das Erste, das mir in den Kopf kam, die Worte, die mir von Beginn an auf dem Herzen gelegen hatten. Ich sagte: »Ich hab dich immer geliebt, schon seit ich zehn war.«
    Er blinzelte verwirrt.
    »Du bist der einzige Junge, der mir je durch den Kopf ging. Da warst immer nur du, solange ich lebe. Du hast mir Tanzen beigebracht, du bist gekommen und hast mich zurückgeholt, als ich einmal zu weit rausgeschwommen bin. Weißt du noch? Du bist bei mir geblieben und hast mich an den Strand zurückgeschoben, und die ganze Zeit hast du gesagt: ›Wir sind gleich da‹, und ich habe dir geglaubt. Ich habe dir geglaubt, weil es von dir kam, weil ich dir immer alles glaubte. Verglichen mit dir sind alle anderen wie … wie Cracker ohne Salz, sogar Cam. Und ich hasse Cracker ohne Salz, das weißt du. Du weißt alles über mich, sogar dass – dass ich dich wirklich liebe.«
    Ich stand direkt vor ihm und wartete. Ich war atemlos. Mein Herz fühlte sich an, als würde es gleich explodieren, so übervoll war es. Mit einer Hand nahm ich meine Haare zum Pferdeschwanz zusammen und hielt sie so, während ich darauf wartete, dass Conrad etwas sagte, irgendetwas.
    Als er endlich sprach, kam es mir vor, als wären tausend Jahre vergangen.
    »Spar dir das. Ich bin nicht der Richtige. Sorry.«
    Das war alles, mehr sagte er nicht. Ich stieß die angehaltene Luft aus und starrte Conrad an. »Ich glaube dir nicht«, sagte ich. »Du hast mich auch gern, das weiß ich.« Ich hatte doch seinen Blick gesehen, wenn ich mit Cam zusammen

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