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Der Sommer, als ich schön wurde

Der Sommer, als ich schön wurde

Titel: Der Sommer, als ich schön wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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der Welt. Und nichts würde so sein wie zuvor.

43
    Wenn früher, als wir noch klein waren, das Haus voller Leute war, wenn mein Vater und Mr. Fisher und andere Freunde im Sommerhaus zu Besuch waren, dann teilte ich mir ein Bett mit Jeremiah, und Conrad teilte sich eins mit Steven. Meine Mutter schaute immer noch mal nach uns und stopfte die Decken um uns fest. Die Jungen taten zwar so, als wären sie schon zu groß dafür, aber ich wusste, es machte ihnen genauso viel Spaß wie mir. Es war eng wie in einer Sardinenbüchse, aber auch wunderbar kuschelig. Ich lag im Bett und lauschte der Musik, die von unten hochdrang, und Jeremiah und ich erzählten uns im Flüsterton Gruselgeschichten, bis wir irgendwann darüber einschliefen. Jeremiah war immer der Erste, der schlief. Ich versuchte, ihn durch Kneifen wach zu halten, aber das klappte nie. Ich glaube, bei dieser letzten gemeinsamen Übernachtung habe ich mich auch zum letzten Mal ganz und gar sicher gefühlt auf der Welt. So als wäre alles gut und richtig.
    An dem Abend, als die Jungen miteinander gekämpft hatten, klopfte ich bei Jeremiah an. »Herein«, sagte er.
    Er lag im Bett und starrte an die Decke, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Sein Gesicht war nass, er sah verheult aus. Das rechte Auge war violett-grau und schon angeschwollen. Sobald er mich sah, rieb er sich mit dem Handrücken über die Augen.
    »Hey«, sagte ich. »Kann ich reinkommen?«
    Er setzte sich auf. »Ja, okay.«
    Ich setzte mich auf die Bettkante und lehnte mich ans Kopfende. »Es tut mir leid«, begann ich. Ich hatte geübt, was ich sagen wollte, er sollte wirklich verstehen, wie leid es mir tat. Alles. Aber dann fing ich selbst an zu weinen, und alles war ruiniert.
    Er streckte einen Arm aus und drückte scheu meine Schulter. Er konnte mich nicht ansehen, das machte es auf gewisse Weise einfacher. »Es ist einfach nicht fair«, sagte ich, und dann schluchzte ich richtig los.
    »Den ganzen Sommer über musste ich daran denken, dass dies vermutlich ihr letzter ist«, sagte Jeremiah. »Hier ist sie immer am liebsten gewesen, das weißt du ja. Dieser Sommer sollte einfach vollkommen für sie sein, das hätte ich ihr so gewünscht, aber Conrad hat alles kaputt gemacht. Einfach abgesetzt hat er sich. Meine Mom macht sich solche Sorgen um ihn, und das ist das Letzte, was sie brauchen kann. Er ist der größte Egoist, den ich kenne, abgesehen von meinem Dad.«
    Er leidet doch genauso , dachte ich, aber das sagte ich nicht laut, es hätte nichts gebracht. Also sagte ich nur: »Ich wünschte, ich hätte Bescheid gewusst. Es wäre bestimmt anders gelaufen, wenn ich die Augen offen gehalten hätte.«
    Jeremiah schüttelte den Kopf. »Sie wollte nicht, dass du davon erfährst. Sie wollte es genauso, wie es war, also haben wir mitgespielt. Ihretwegen. Aber ich wünschte, ich hätte es dir erzählen können. Vielleicht wäre alles einfacher gewesen.« Er wischte sich mit dem Kragen seines T-Shirts über die Augen, und ich sah ihm an, wie sehr er sich zusammenriss, wie sehr er stark sein wollte.
    Ich nahm ihn in den Arm und spürte, wie er zitterte, so als würde irgendetwas in ihm zerbrechen. Er fing an zu weinen, heftig, aber ganz leise. Wir weinten zusammen, und unsere Schultern bebten unter dem Gewicht all dieser Dinge. Lange weinten wir so. Irgendwann hörten wir auf, er ließ mich los und putzte sich die Nase.
    »Rutsch mal ein Stück«, sagte ich.
    Er rückte näher zur Wand, und ich streckte meine Beine neben seinen aus. »Ich schlafe hier, okay«, sagte ich, aber es war nicht als Frage gemeint.
    Jeremiah nickte, und wir schliefen ein, wie wir waren, auf der Bettdecke und in unseren Kleidern. Obwohl wir jetzt älter waren, fühlte es sich noch genauso an wie früher. Unsere Gesichter waren einander zugewandt, so wie damals.
    Als ich früh am nächsten Morgen aufwachte, lag ich am äußersten Bettrand. Jeremiah hatte sich in seinem Bett breitgemacht und schnarchte. Ich deckte ihn mit meinem Teil der Decke zu, so dass er fest eingemummelt war, wie in einem Schlafsack. Dann ging ich.
    Ich hatte schon die Hand am Türknauf meiner Zimmertür, als ich Conrads Stimme hörte. »Guuuten Morgen.« Sofort war mir klar, dass er gesehen hatte, wie ich aus Jeremiahs Zimmer kam.
    Langsam drehte ich mich um. Da stand er. Noch im Pyjama, genau wie ich. Verknittert sah er aus, und er schwankte ganz leicht. Er sah aus, als würde er sich jeden Moment übergeben.
    »Bist du betrunken?«
    Er zuckte mit den

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