Der Sommer deines Todes
einnehmen kann. Auf dem Weg zum Wagen erstehe ich in einer
Panetteria
Brot und Kaffee. Bei meiner Rückkehr ist Dathi wach und wirkt ziemlich angeschlagen.
Wir frühstücken im Citroën, genießen gesüßten Milchkaffee und das warme Brot. Danach fühlen wir uns so gestärkt, dass wir weiter nach Norden fahren können.
Kapitel 20
Bin gerade gelandet und muss noch durch den Zoll.
Wo bist du?
San Teodoro, Ostküste. Auf dem Weg nach Norden. Dathi ist bei mir.
Werde Fremont abholen. Lokalpolizei übergibt ihn der Militärpolizei, wo Greco nichts zu sagen hat. Treffe dort FBI -Agenten aus Rom. Das mit Dathi – super!!!
Sie glaubt, sie wurden noch weiter nördlich festgehalten, weiß aber nicht, wo. Suchen weiter.
Melde dich.
Du dich auch.
Pass auf dich auf.
Du auf dich auch.
Das Revier, auf das Fremont diesmal gebracht wird, befindet sich in einem größeren Gebäude in einer größeren Stadt. Über der Eingangstür hängt die italienische Flagge an einer Stange. Dass sie ihn in den Streifenwagen gesetzt haben, ohne ihm Handschellen anzulegen, wertet er als positives Zeichen. Seine Handgelenke sind dank des Mistkerls, der in mitten in der Nacht verhaftet und gefesselt hat, immer noch ganz wund. Einmal abgesehen von dem Polizeichef hat keiner mit ihm geredet. Er versteht nicht, was hier vor sich geht, und ist krank vor Sorge um Dathi. Haben sie sie auch verhaftet? Seit zwei Tagen hat er weder gegessen noch geschlafen. Nur ein gammeliges Stück Käse haben sie ihm gegeben. Manchmal glaubt er zu halluzinieren. Letzte Nacht hat er sich beispielsweise eingebildet, Karins Stimme zu hören. Den von Maden überzogenen Käse hat er selbstverständlich nicht angerührt. Wieso auch? Im Gegensatz zu dem Bullen fand er das überhaupt nicht lustig. Da Karin nicht zu ihm gekommen ist, muss er wohl halluziniert haben. So viel ist klar. Wäre sie tatsächlich da gewesen, hätte sie ihn auch aus dem Knast geholt. Dessen ist er sich hundertprozentig sicher.
Vier Beamte führen ihn die Treppe hoch. So werden normalerweise nur Schwerverbrecher behandelt. Sie legen ihm zwar keine Handschellen an, aber sie lassen ihn nicht aus den Augen.
Hoffentlich kommt nach den Ferien einer der Lehrer wieder auf die glorreiche Idee, die Schüler zu einem von diesen Was-habe-ich-diesen-Sommer-erlebt-Aufsätzen zu verdonnern.
Ich wurde von einem verschwitzten italienischen Typen entführt und dann wegen nichts und wieder nichts irgendwo in der Wildnis verhaftet.
Bislang war ihm gar nicht klar, wie sehr er Amerika liebt, und er kann es gar nicht erwarten, seinen Freunden auf Facebook von dieser üblen Geschichte zu berichten.
«Free!», ruft jemand. Zuerst glaubt er, dass er nun tatsächlich frei ist, dass die Wachmänner sich in Luft auflösen und ihn ziehen lassen, aber dem ist nicht so. Als er sich umdreht, erblickt er zu seiner Überraschung ein vertrautes Gesicht und kriegt ganz feuchte Augen.
Mac. Neben ihm steht ein blonder Mann mit randloser Brille, der auch Amerikanisch spricht, was in Fremonts Ohren wie Musik klingt. Mit dem Dreitagebart sieht Mac ziemlich komisch aus, und als er näher kommt, riecht er, als wäre Dusche für ihn neuerdings ein Fremdwort. Fremont drängt sich durch die Wachmänner und rennt zu Mac, der ihn in die Arme schließt.
«Hallo, mein Junge. Wie geht es dir?»
«Ganz okay, denke ich. Was für Arschlöcher.»
«Lass uns von hier verschwinden. Dann können wir reden.»
«Okay.»
«Das hier ist Guy de Luca von der FBI -Außenstelle in Rom.»
Guy reicht Fremont die Hand. «Immer zu Diensten.»
«War’s das jetzt? Kann ich mich endlich vom Acker machen?»
«Einen Moment musst du dich noch gedulden.» Mac klopft Fremont auf den Rücken, als hätte er gerade einen Home Run hingelegt. «Guy muss noch ein paar Papiere unterschreiben, und dann bist du frei.»
«Ich bin Free.»
«Du weißt, was ich meine.»
«Cool.»
«Hungrig?»
«Ist es heiß in der Hölle?»
Guys Handy klingelt. «Das ist hoffentlich der Anruf, auf den ich warte. Gib mir eine Minute, mein Sohn.» Er dreht sich um und telefoniert auf Italienisch.
«Ich dachte, der Typ wäre Amerikaner.»
«Ist er auch», meint Mac, «aber er ist in Rom stationiert und zweisprachig.»
Dass der blonde Mann ihn Sohn genannt hat, gefällt Fremont. Da er den Samenspender, der sein biologischer Vater ist, nicht kennt, fühlt es sich gut an, wenn ein Mann mit Autorität so mit ihm spricht. Und es tut unglaublich gut, Mac zu sehen. Ganz große Klasse.
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