Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
Vom Netzwerk:
leider sehr zu wünschen übrig. Glücklicherweise gibt es hier ein Geschäft, wo sie sofort Ersatzschlüssel anfertigen. Einer der Mitarbeiter spricht Englisch und hat alles für mich geregelt. Morgen kommt der Mann vom Schlüsseldienst vorbei, ein Typ namens Dante. Ist es denn zu fassen – Dante, der Schlosser!»
    «Nicht so schnell, Mary, ich verstehe nur Bahnhof. Warum braucht ihr einen Schlüsseldienst?»
    «Tut mir leid. Ich bin gerade ein bisschen wirr im Kopf. Hier passiert so viel, und die Kinder halten mich ganz schön auf Trab, aber keine Sorge, Karin, es ist alles in Ordnung. Das Haus ist großartig, die Strände sind klasse, das Essen schmeckt super.»
    «Habt ihr euch ausgesperrt oder den Autoschlüssel verloren? Was ist passiert?»
    «Im Garten gibt es einen Schuppen, in dem der Sicherungskasten ist. Leider finde ich den dazugehörigen Schlüssel nicht. Er sollte eigentlich in dem Körbchen auf dem Kühlschrank sein, doch da war er nicht. Praktisch eine Minute nachdem wir das Haus betreten haben, sind die Sicherungen rausgesprungen, und jetzt funktioniert überhaupt nichts. Darum hast du mich auch nicht erreichen können. Die Akkus unserer Handys sind leer, wir können sie nicht aufladen, das Internet funktioniert natürlich auch nicht, und der Empfang ist hier sowieso sehr schlecht. Aber ich bin an der Sache dran. Morgen öffnet Dante für uns den Schuppen, und dann kümmere ich mich um die Sicherungen.»
    «Hast du die Rossis angerufen?»
    «Ich habe versucht, ihnen eine E-Mail zu schicken, bevor mein Handy den Geist aufgegeben hat, doch ich vermute mal, dass meine Mails erst jetzt rausgehen, wo ich wieder Strom habe. Ohne Handy bin ich aufgeschmissen. Aber hier im Carrefour gibt es Stationen, wo man sein Mobiltelefon gegen Gebühr aufladen kann, und jetzt haben wir ja auch Dante. Wozu also die Rossis belästigen? Ich werde ihnen noch eine Mail schicken und Bescheid geben, dass alles wieder in Ordnung ist. Wie dem auch sei, ich wollte mich kurz melden und euch wissen lassen, dass ihr euch keine Sorgen machen müsst. Den Kindern geht’s gut, das Haus ist toll, es ist hier wunderschön, und alle sind glücklich. Warte mal, Ben steht hier und möchte mit dir sprechen.»
    «Mami.» Der Klang seiner Stimme! Mir wird sofort ganz warm ums Herz.
    «Ben, Liebling, ich vermisse dich so sehr. Gefällt es dir in Italien?»
    «Ich vermisse dich auch, Mami. Ich habe echt viel Spaß, und wir essen jeden Abend Pizza. Heute waren wir am Strand, und Fremont und mich haben eine Sandburg gebaut, und Dathi wollte nicht mit uns schwimmen gehen, sondern, ähm, lieber lesen.»
    «Fremont und
ich

    «Nein, er und mich. Du warst ja gar nicht da.»
    «Egal, vergiss es. Daddy und ich kommen morgen, dann kann ich dir vorlesen und dich ins Bett bringen, okay? Ich liebe dich über alles.»
    «Können wir
Moonshot
lesen?»
    «Haben wir das eingepackt?»
    «Mary hat mir gestern Abend daraus vorgelesen. Raketenstart. Boom!»
    «Okay, dann machen wir das.»
    Plötzlich ist er weg, und ich höre Dathis Stimme.
    «Hallo, Karin!»
    «Dathi, Schätzchen, wie geht es dir?»
    «Es ist ganz schön heiß hier. Mary hat gesagt, ich darf einen Bikini kaufen, wenn du nichts dagegen hast. Es gibt welche im Carrefour, und sie sind auch gar nicht teuer.»
    «Sicher. Sag ihr, sie soll einen kaufen, und ich gebe ihr dann das Geld zurück.»
    «Danke. Wie ist es in London?»
    «Da fahren wir erst heute Nachmittag hin. Cumbria war wirklich sehr schön, aber ihr fehlt mir.»
    Sie lacht. Sie hat dieses wunderschöne, nach hellen Glocken klingende Lachen. «Vermiss mich nicht, Karin. Genieß lieber deine Zeit mit Mac, verstanden?» Mit ihren dreizehn Jahren – sie ist jetzt seit anderthalb Jahren in Amerika und kommt in die achte Klasse – interessiert sich Dathi vor allem für zwischenmenschliche Beziehungen. Für sie gilt die Gleichung: Mann plus Frau gleich Romantik. Es wird wohl noch ein bisschen dauern, bis sie ein Gespür für die Nuancen entwickelt.
    «Ich habe mehrfach versucht, euch anzurufen, und bin nicht durchgekommen. Mary hat mir von dem Schlüsselchaos erzählt.»
    «Fremont wollte das Schloss mit einem Drahtbügel knacken, was natürlich nicht funktioniert hat. Ich finde es besser, wenn Jugendliche nicht wissen, wie man irgendwo einbricht. Vor allem …» Sie spricht nicht weiter. Das hat sie schnell begriffen: In den USA spricht man nicht laut aus, dass junge Schwarze im Teenageralter besonders oft Opfer von übereifrigen und

Weitere Kostenlose Bücher