Der Sommer deines Todes
ziemlich kompliziert.
«Es liegt doch auf der Hand», sagt Billy, lehnt sich zurück und schlägt ein Bein über das andere, «dass es da noch etwas geben muss, das er vor Ihnen geheim halten möchte.»
«Irgendeine Idee, was ihn derart in Panik versetzen könnte, dass er zu solchen drastischen Mitteln greift?», fragt Mac Cathy.
«Wenn ich das wüsste, hätte ich Sie nicht engagiert.»
«Was ist mit Dan Stylos? Mit ihm hätte ich mich wirklich sehr gern unterhalten», erklärt Mac. «Was auch daran liegen könnte, dass er mich nie zurückgerufen hat.»
«Dan war ein sehr netter Mensch. Er hatte Familie und –» Cathy ist den Tränen nahe.
«Wie gut haben Sie ihn gekannt?»
«Wir haben uns zweimal im Jahr bei Firmenfeiern getroffen, auf der Weihnachtsfeier und beim Sommer-Barbecue, das wir für die Führungskräfte und ihre Familien veranstalten. Auf mich machte er immer einen ziemlich bodenständigen Eindruck.»
«Haben Sie eine Ahnung, warum er umgebracht wurde?»
«Wie kommen Sie auf die Idee?», fragt sie entgeistert.
«Standen Dan und Ihr Mann sich nahe?»
«Ihr berufliches Verhältnis war sehr eng. Ob sie befreundet waren, kann ich nicht sagen. Soweit ich weiß, sind sie nie ein Bier trinken gegangen, und wir haben uns auch nie mit ihm und seiner Frau getroffen.»
«Und jetzt ist er tot, und ich kann nicht mehr mit ihm reden.»
Cathy nickt, schließt die Augen. «O Gott.»
Bobby und Ritchie kommen in ordentlich gebügelten Khakis und Polo-Shirts in den Garten. Während das Outfit Bobby richtig gut steht, sieht Ritchie darin eher bemitleidenswert aus. Bobby nimmt seinen Bruder an die Hand und führt ihn in einen Schuppen. Kurz darauf schwenken die beiden Jungs Schmetterlingskescher.
Ihr Anblick bringt Mac plötzlich auf eine Idee. «Gibt es in Ihrer Familie häufiger Zwillinge?»
«In meiner nicht», antwortet Cathy. «Vielleicht in Godfreys, aber da er adoptiert wurde, kann man das nicht eindeutig beantworten.»
«Adoptiert?», wiederholt Mac perplex.
«Das wussten Sie nicht?», fragt Cathy.
«Nein, leider nicht.»
Billy sieht zu Mac hinüber. «Was geht dir durch den Kopf?»
«Dashs Bemerkungen … über den Genpool.»
«Dash?», hakt Cathy nach.
«Meine Partnerin», erklärt Billy. «Wir beide wohnen momentan bei ihr. Ist ’ne längere Geschichte.»
«Was hat das mit den Zwillingen zu tun?», fragt Cathy verwirrt. «Ich kann Ihnen nicht folgen.»
«Reine Neugier. Wir werden das Leben Ihres Ehemanns noch mal genau überprüfen müssen.»
«Godfrey bewahrt die Adoptionsurkunde in seinem Arbeitszimmer im Safe auf.» Cathy springt auf und kommt ein paar Minuten später mit einem vergilbten Umschlag zurück, auf dem
Vertrauliche Adoptionsunterlagen
steht. «Bitte sehr.»
Der Umschlag wurde nach dem Öffnen mit Hilfe eines großen Wachssiegels mit eingeprägtem M wieder verschlossen.
«Das Siegel hat Godfrey anfertigen lassen. Im Gegensatz zu mir kann er solchen Dingen etwas abgewinnen.»
«Haben Sie die Unterlagen gelesen?»
«Wie sollte das gehen? Wenn ich das Siegel aufbreche, kriegt er das mit. Und auf den Ärger kann ich verzichten. Die Adoption ist ein heikles Thema.»
«Haben Sie ihn gefragt, ob er ein Zwilling ist?»
«Ja.»
«Und?»
«Er hat es verneint.»
Mac klopft mit dem Umschlag auf seine Hand. «Na … Sollen wir?»
Die Jungs kommen mit ihren Schmetterlingskeschern angelaufen. «Mom», ruft Bobby aufgeregt. «Ritchie hat einen erwischt!»
«Nicht hier», warnt Cathy Mac. «Machen Sie das woanders und sagen Sie mir dann Bescheid. Ich möchte mir nicht die Hände schmutzig machen.»
«Sie haben mir den Umschlag gegeben.»
«Sie haben ihn gestohlen.»
Mac grinst. «Bin mir nicht so sicher, ob mir das gefällt.»
«Gehen Sie», beharrt sie und flüstert, damit die Jungs sie nicht hören können. «Und keine Sorge … Sie haben den Umschlag natürlich nicht gestohlen. Ich habe Ihnen die Papiere gegeben. Aber tun Sie mir einen Gefallen und verwischen Sie Ihre Spuren … Tun Sie so, als hätten Sie die Unterlagen auf anderem Wege erhalten.»
Sie stehen auf, um sich zu verabschieden.
«Woher hat er die Urkunde?», fragt Mac Cathy.
«Raten Sie mal.»
Kroll.
Auf dem Weg zu Billys Wagen meint Mac: «Na, das ist doch mal was Neues. Jemand gibt mir Informationen, und ich muss sie mir trotzdem noch mal besorgen.»
«Es geht doch immer darum, den Schein zu wahren, Mann.» Billy lacht laut und öffnet sein Auto mit der Fernbedienung.
Wie zu vermuten, ist Lacie
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