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Der Sommer deines Todes

Der Sommer deines Todes

Titel: Der Sommer deines Todes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Pepper
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dieser Ort oder die Idee.
    «Due insalate e due té freddi», bestellt sie bei einem Kellner in weißem Anzug.
    Falls ich mich nicht täusche, hat sie für uns Salat bestellt. Dass sie hier der Boss ist, steht außer Frage. Und indem sie für uns beide gewählt hat, will sie mir klarmachen, wer das Sagen hat. Ihr Verhalten bringt mich in Rage, aber wenn ich einen Schritt weiterkommen will, muss ich mich beherrschen. Diese Frau macht mir Angst, doch ihre Unverfrorenheit finde ich nicht … uninteressant. Als sie auf Italienisch bestellt hat, war da etwas in ihrer Stimme, das mit bekannt vorkam, doch leider kann ich nicht den Finger darauf legen.
    Liz widmet sich wieder mir. «Woher kommen Sie?»
    «New York City», antworte ich bemüht neutral.
    «Manchmal vermisse ich Manhattan.»
    «Ich lebe in Brooklyn. Mit Mac, meinem Ehemann. Er ist Privatdetektiv, und die derzeitige Frau Ihres Exmanns hat ihn neulich engagiert.»
    Ein verkniffenes Lächeln teilt ihr Gesicht in zwei Hälften. Es ist mindestens einmal von einem Chirurgen verschönert worden. «Ich hätte mir denken können, dass es sich um so etwas in der Art handelt.»
    «Was meinen Sie damit?»
    «Cathy hat ihn beschatten lassen, nicht wahr?»
    «Sie möchte wissen, ob er sie betrügt.»
    «Natürlich tut er das.» Sie grinst höhnisch. «Habe ich glücklicherweise schon hinter mir.»
    «Mac konnte ihm nichts nachweisen und hat den Fall vor einer Woche abgeschlossen. Gleich danach sind wir hierhergefahren.»
    Sie schlägt ein langes Bein über das andere, stützt das Kinn auf die Hand und mustert mich eindringlich. «Warum?»
    «Um Urlaub zu machen. Zumindest hatten wir das vor.»
    «Aber warum auf Sardinien? Nicht, dass man mich von der Insel überzeugen müsste.»
    «Uns wurde ein Wohnungstausch angeboten und … nun ja, Sardinien klang unwiderstehlich.»
    «Ja, und das ist es auch, nicht wahr?»
    Der Kellner serviert unseren Salat und Eistee in hohen Gläsern. Mein Magen knurrt. Nach einem kurzen Anflug von Übelkeit gelingt es mir, etwas zu essen. Das hartgekochte Ei stillt meinen ersten Hunger.
    «Wo ist denn die Wohnung?» Liz nippt an dem eiskalten Tee.
    «In Capitana, in der Nähe von Cagliari.»
    «So weit im Süden! Mein Gott, da sind Sie aber weit gefahren, um mich zu sehen.»
    «Aus gutem Grund. Meine Familie …»
    «Vincente!», ruft sie dem nächstbesten Kellner zu. «Pane, per favore.»
    Ein weiterer Kellner füllt unsere Wassergläser auf, die wir noch nicht angerührt haben. Vincente bringt uns Brot. Ein blasses Paar, auf dem Weg zu seinem Tisch, bleibt kurz stehen, um Liz zu begrüßen.
    «So ein schönes Hotel», schwärmt die Frau, die einen starken britischen Akzent hat. «Was für ein Glück, dass wir Sie gefunden haben. Es ist herrlich hier.»
    «Vielen Dank», erwidert Liz strahlend.
    Nachdem das Paar weitergegangen ist, erklärt sie mir: «Sie sind heute Morgen angereist. Es bereitet mir große Freude, Menschen glücklich zu machen. Als ich Godfrey heiratete, war ich jung und arm. Er hat mein Herz im Sturm erobert und mein Leben auf den Kopf gestellt. Und als er mich wegen Cathy verlassen hat, war ich am Boden zerstört. Vor lauter Einsamkeit bin ich damals hierhergekommen und dann einfach geblieben. Das war die beste Entscheidung, die ich in meinem Leben getroffen habe.»
    «Haben Sie Blaine hier großgezogen?»
    «Ja, teilweise. Als wir vor elf Jahren hier gelandet sind, war sie neun. Sie lebt derzeit in Paris und versucht, im Filmgeschäft Fuß zu fassen. Meine Tochter wird langsam erwachsen. Irgendwann wird ihr das Hotel gehören, doch ich bin mir nicht sicher, ob sie es weiterführen wird. Eines Tages wird sie eine Menge Geld erben und frei entscheiden können, was sie mit ihrem Leben anfangen möchte.»
    «Sie haben doch bestimmt noch Kontakt zu Ihrem Exmann.»
    Liz wirft mir einen irritierten Blick zu.
    «Wegen Ihrer Tochter, meine ich.»
    «Wir sprechen hin und wieder miteinander, aber eher selten. Nach unserer Scheidung hat sich Godfrey ein Privatflugzeug samt Pilot zugelegt, unter anderem, damit Blaine ihn jederzeit besuchen kann. Das entspricht natürlich in keiner Weise dem normalen Umgangsrecht, aber es passt zu uns.» Sie hebt den Blick und betrachtet den strahlend blauen Himmel.
    «Meine Familie ist verschwunden», platzte ich heraus. «Sie muss irgendwo auf der Insel sein. Davon gehen wir zumindest aus. Aus diesem Grund wollte ich mit Ihnen sprechen.»
    Sie scheint ehrlich schockiert zu sein. «Verschwunden?»
    «Sie

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