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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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festgeschrieben. Aber du weißt schon, dass du dein Leben ändern kannst, oder? Du bist selbst der Kapitän deines Schiffes, wie es so schön heißt.»
    «Aber jetzt liegt meine Mutter im Sterben, Matteo. Und ihr größter Wunsch ist es nun mal, mich wohl versorgt und glücklich zu sehen und mit dem Jungen verheiratet, den mein Vater wie seinen eigenen Sohn geliebt hat. Außerdem bin ich mir gar nicht sicher, dass ich Oliver nicht heiraten will. Er ist ein echter Schatz, wie meine Freundin Lizzie immer sagt. Das ist er wirklich. Ich bin nur einfach nicht sicher, ob ich schon bereit bin, mich endgültig niederzulassen. Ich will in Spanien Tapas essen. Ich will in Paris jedes einzelne Gebäckstück kosten und von den großen Meistern lernen, wie von deinem Vater. Aber das ist nicht die Realität.»
    «Und wer sagt das? Du bist fünfundzwanzig, Kat. Wenn du jetzt nicht aufbrichst, um die Welt zu bereisen und dein Abenteuer zu leben, wann denn dann? Jetzt ist der richtige Zeitpunkt.»
    «Jetzt liegt meine Mutter im Sterben. Und Oliver hat mir einen Antrag gemacht, und ich habe Ja gesagt. Zu sehen, wie ich ihm im Three Captains’ Inn das Ja-Wort gebe, wird meiner Mutter Frieden geben.»
    Matteo sah sie nachdenklich an. «Ich würde sagen,
dich glücklich
zu sehen, würde ihr Frieden geben. Aber ganz egal, wohin dein Leben dich tragen wird, Kat, ich bin jedenfalls sehr glücklich, dass ich dir begegnet bin.»
    Kat war den Tränen so nahe, dass sie sich abwenden und zwingen musste, nicht zu weinen.
    «Ich nehme an, ihr habt ein Datum gewählt, das in nicht allzu weiter Zukunft liegt.»
    Sie drehte sich zu ihm um, fast schockiert, weil er so direkt war. Doch das hieß auch, dass er sie verstand.
    «Ja, im November, um Thanksgiving herum … Das ist der Lieblingsfeiertag meiner Mutter. Sie ist den ganzen Tag damit beschäftigt, die Hochzeit zu planen – wann immer sie die Kraft dazu hat. Meinst du, das ist zu viel für sie – von einem Brautausstatter zum andern und von Partyservice zu Partyservice zu rennen, um Probeessen zu organisieren?»
    «Sie muss selbst wissen, wie viel sie sich zumuten kann. Wenn sie sich schwach fühlt, dann muss sie eben rasten. Aber es hört sich so an, als würde sie deine Hochzeit gerne planen, und dann ist es genau das, was sie jetzt braucht, ein fröhlicher Anlass, der den wunderbaren Kreislauf des Lebens und der neuen Anfänge symbolisiert. Vorausgesetzt, die Beweggründe stimmen.»
    Die richtigen Beweggründe. Richtig und falsch waren in ihr so gründlich durcheinandergeraten, dass Kat den Unterschied nicht mehr kannte. Und neue Anfänge? Wieso fühlte sich die Vorstellung, Oliver zu heiraten, für den Rest ihres Lebens in Boothbay Harbor zu bleiben, die Pension zu führen, ja, sogar die Vorstellung, im Hafen ihre eigene Bäckerei zu eröffnen, dann genau nach dem Gegenteil an? Kat zog sich der Magen zusammen.
    «Ich glaube, ich muss langsam los.» Sie brauchte dringend frische Luft. «Vielen Dank, Matteo. Das war ein ganz besonderer Vormittag für mich. Den werde ich sicher niemals vergessen.» Sie fing an, die Schüsseln einzusammeln und sie zum Spülbecken zu tragen, doch Matteo hielt sie auf, die dunklen Augen fest auf sie geheftet.
    «Du bist hier zu Gast.»
    «Danke. Für alles.»
    Er lächelte, und sie eilte an ihm vorbei nach vorne in den Laden, fort von seinem Gesicht, von seinem Körper, von dieser Stimme, die sie so betörte. Sie verbrachte ein paar Minuten damit, seinem Vater zu danken, erntete eine knochenbrecherische Umarmung und eine randvolle Schachtel mit Leckereien für die Familie, etwas «ganz Besonderes» nur für Lolly inklusive.
    Sie wollte gleichzeitig gehen und bleiben.
    *****
    Am Nachmittag fuhr Kat mit ihrer Mutter zu den Routineuntersuchungen ins Krankenhaus, während Isabel bei ihrer Schwester blieb. June war Charlie zuliebe zwar zwischendurch aufgestanden, aber immer noch so erschüttert, dass sie kaum sprechen konnte. Kat hatte angeboten, Charlie vom Bus abzuholen, doch June wollte lieber selbst gehen, weil sie Charlie seit dem Vorabend nicht gesehen hatte. Kat hatte sie begleitet, sich aber während des kurzen Spaziergangs sämtliche Fragen und Kommentare gespart und June in Ruhe gelassen. Nach der Rückkehr war June sofort wieder im Schlafzimmer verschwunden. Kat setzte Lolly ins Bild, die daraufhin langsam hinauf ins Dachgeschoss stieg und mindestens eine halbe Stunde oben blieb, ehe Kat durch das kleine Fenster in der Küchentür sah, wie June Lolly die

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