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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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überhaupt bleiben können, und ich wollte nicht zu viel Zeit mit Warten verschwenden.» Er hatte das Rezept schon für sie aufgeschrieben und erklärte ihr, wie genau er den festen Teig gemacht hatte. Dann zeigte er ihr Schritt für Schritt, wie man den Teig ausrollte, zurechtschnitt und über einen formgebenden Zylinder wickelte und wie man danach die Cannoli-Röllchen frittierte, bis sie goldbraun waren, nur ein paar Minuten lang. Sie stellten verschiedene Füllungen her, tauchten die Enden einiger Cannoli in geschmolzene Schokolade und bestreuten sie zum Schluss mit Schokostreuseln.
    Kat war so in die Arbeit vertieft, dass sie alles andere um sich herum vergaß. Sie dachte nicht an ihren Ring und auch nicht an Matteo. Bis er wieder in die Backstube kam, um ihr Werk zu begutachten. Alonzo hatte sich entschuldigt, um nach ein paar Kunden zu sehen, und die Backstube fühlte sich plötzlich ziemlich eng an, als Matteo so dicht bei ihr stand. Sie konnte sein herbes Aftershave riechen. Sie sah ihm dabei zu, wie er mit seinem unglaublich sinnlichen Mund in ein Cannolo biss.
    «
Perfetto
», sagte er.
    Kat lächelte und nahm selbst einen Bissen. Die Cannoli waren gut geworden. Zwar noch kein Alonzo-Viola-Niveau, aber gut genug.
    «Du hast da ein bisschen Puderzucker auf der Lippe», flüsterte Matteo plötzlich, den Blick auf ihren Mund geheftet, einen … eindeutigen Ausdruck im Gesicht. «Ich würde mich ja gern darum kümmern, aber das verbietet mir dein Ring.»
    Etwas in ihr gab nach, eine sowieso schon hauchdünne Barriere, die dem Untergang geweiht war, ganz egal, wie sehr sie sich einzureden versuchte, er sei nur ein heißer Typ im Arztkittel, dessen Vater ihr beibringen konnte, wie man echte Cannoli machte. Es gefiel ihr, dass er den Ring respektierte. Im Gegensatz zu ihr selbst, die sich in dieser Sekunde mit ihren Gedanken schuldig machte.
    Er nahm noch einen Bissen. «Bewundernswert, wie konzentriert du vorhin warst. Du bist völlig darin aufgegangen, dir etwas beibringen zu lassen. Man merkt dir an, mit welchem Ernst und welcher Leidenschaft du die Bäckerei betreibst. Eines Tages wirst du deinen eigenen Laden haben, daran besteht kein Zweifel.»
    «Das ist mein großer Traum», sagte Kat und sah sich um. «Der Ofen, die Rührschüsseln, der Mehlstaub. Ein Ort wie dieser. Eines Tages.» Sie legte ihren Cannolo zur Seite. «Aber im Augenblick ist alles so … unsicher.»
    «Bis auf das», sagte Matteo mit einem Blick auf ihren Ring.
    «Sogar das», flüsterte sie so leise, dass sie sich nicht sicher war, ob sie es überhaupt laut gesagt hatte.
    «Ach so?», fragte er ernst.
    Sie starrte die mehlbestäubte Tischplatte an. «Ich bin im Augenblick einfach völlig durcheinander. Meine Mutter – sie ist … ach, das weißt du ja. Ich kann einfach nicht nachdenken. Ich kann – ich habe keine Ahnung, was ich eigentlich noch fühle. Ich habe das Gefühl …»
    «Was für ein Gefühl?», fragte er und legte seine Hand auf ihre. Seine Hand war kräftig und warm.
    «Das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken, glaube ich.» Sie warf die Arme in die Luft und vermisste augenblicklich seine Berührung.
    «Inwiefern?», wollte er wissen. «Meinst du das Leben, so wie du es momentan lebst?»
    Sie sah ihn an. «Ja! Genau das meine ich. Das Leben, so wie ich es momentan lebe. Das Leben, das sich nie mehr ändern wird.» Kat fing an, auf und ab zu gehen. «Nichts wird sich ändern. Ich heirate den Mann, der mein bester Freund ist, seit ich fünf Jahre alt war. Irgendwann backe ich meinen millionsten Cookie oder Muffin für die Pension. Einmal im Jahr mache ich Ferien in Paris oder Rom oder in sonst einer Stadt, die ich immer schon mal kennenlernen wollte. Und dann komme ich wieder nach Hause in mein Leben, das bis in alle Ewigkeit für mich festgeschrieben ist.»
    «Für dich festgeschrieben? Von wem denn?»
    Sie blieb stehen und sah ihn an. «Von –» Hm.
Von wem eigentlich?
Die Frage war berechtigt. «Von … von den Umständen. Ich habe mal daran gedacht, aufs College zu gehen, aber weil ich wusste, dass ich irgendwann meine eigene Bäckerei eröffnen will, dachte ich, ich könnte an meinem Handwerk feilen, indem ich für die Pension backe. Also habe ich das getan. Und weil meine Mutter nach dem Tod meines Vaters immer alleine geblieben ist, hatte ich das Gefühl, das Richtige zu tun, indem ich hierblieb und ihr half.»
    «Also hast du das Leben, das sich auf einmal nicht mehr richtig für dich anfühlt, selber

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