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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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jedes einzelne Törtchen mit einer hübschen Haube von Kats köstlicher Zitronencreme zu versehen, die Suche nach den drei großen Popcornschüsseln oder die exakte Anordnung der Stühle im Aufenthaltsraum bewahrte Isabel davor, dass ihr die Knie wegknickten.
    Ihr Mann. Hatte eine andere.
    Ihre Tante. Hatte Krebs.
    Sie selbst. Zurück in Boothbay Harbor.
    Kat rüttelte den Topf derart kraftvoll, dass Isabel fürchtete, ihre Cousine könnte ihn jeden Moment gegen die Wand schleudern und laut aufheulen. Die Zuckungen von Kats schmalen Schultern verrieten Isabel, dass sie weinte. In dem Moment kam June in die Küche. Isabel warf ihr einen Blick zu. Ihre Schwester hatte ebenfalls Tränen in den Augen.
    «Lass mich das machen», sagte Isabel und umfasste den Griff des eisernen Popcorntopfes. Kat trat zurück. Tränen liefen ihr über die Wangen. Isabel rüttelte den Topf. Auch ihr stiegen die Tränen hoch. Tante Lolly war ihr immer so gesund erschienen, kräftig wie der sprichwörtliche Ochse. Sie hatte so gut wie nie auch nur einen Schnupfen gehabt. Und jetzt …
    «Ihr bleiben vielleicht noch Jahre», sagte June. Ihre Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. «Sie ist stark.»
    «Ja, sie ist stark», stimmte Isabel ihr zu und wandte sich um. «Ist sie immer gewesen, und jetzt ist sie es auch.»
    «Was zum Teufel wisst ihr denn schon von meiner Mutter?», fragte Kat. «Wann seid ihr denn das letzte Mal hier gewesen? Eine von euch? Zu Weihnachten? Wir haben
August

    Isabel starrte ihre Schwester erschrocken an. Kat schlug die Hände vors Gesicht und fiel schluchzend vor dem Herd auf die Knie.
    Isabel und June gingen neben ihr in die Hocke.
    «Kat, für uns ist es doch auch schlimm», sagte Isabel und schob Kat sanft eine blonde Strähne hinters Ohr. «Deine Mutter ist alles, was wir haben.»
    Kat sprang auf und stürmte zur Hintertür hinaus.
    «O Gott!», sagte June. «Was machen wir denn jetzt? Ihr nachlaufen? Sie in Ruhe lassen?»
    Isabel warf einen Blick zum Küchenfenster raus, um zu sehen, ob sie Kat draußen irgendwo entdecken konnte, auf einer Bank vielleicht oder auf dem großen Felsen am Ende des Gartens. Doch Kat war nirgends zu sehen. Isabel wäre selbst am liebsten weggelaufen. «Ich weiß es nicht. Das hätte ich nicht sagen sollen. Bei Kat sage ich immer das Falsche.»
    «Lolly ist doch wirklich alles, was wir haben», sagte June. «Ich weiß, wie du das gemeint hast, Isabel. Und Kat weiß es auch. Sie ist nur gerade völlig durch den Wind. Wir stehen das durch. Und Tante Lolly wird es schaffen.»
    Isabel stieß den Atemzug aus, von dem sie nicht mal gemerkt hatte, dass sie ihn angehalten hatte. Sie nickte, weil sie nicht in der Lage war zu sprechen.
    Die Hintertür ging auf, und Kat kam mit rot geränderten Augen zurück. «Entschuldigt. Ich bin einfach … total geschockt.»
    «Wissen wir doch.» Isabel streckte die Hand aus, um Kats Arm zu streicheln. Wenigstens zuckte ihre Cousine nicht zurück.
    Kat starrte stumm zu Boden. «Hat Charlie alles, was er braucht?», fragte sie dann. «Ich kann ihm einen Ventilator bringen, falls es in dem Minizimmer zu heiß wird.»
    «Alles gut», sagte June und flocht ihre langen Haare zu einem seitlichen Zopf. «Er war bereits eingeschlafen, ehe ich die Tür hinter mir zugezogen habe. Henry ist mit ihm im Watt auf Muschelsuche gewesen und –»
    «Mädels, es ist alles bereit», rief Pearl und streckte den grauweißen Kopf durch die Schwingtür. «Ich nehme die Törtchen», sagte sie, kam in die Küche, nahm das runde Tablett und blieb kurz stehen, um die drei anzusehen. Sie wusste Bescheid. «Ein Kinoabend ist eine wunderbare Ablenkung für ein paar Stunden. Ein Film kann wahre Wunder wirken. Jetzt kommt, meine Lieben.»
    Isabel füllte das warme Popcorn in die drei Schüsseln und reichte Kat und June je eine, die dritte nahm sie selbst. «Lass uns nach dem Film weiterreden», sagte sie zu Kat. «In Ordnung?»
    Kat sah Isabel zwar nicht an, doch sie nickte kaum merklich und ging voraus zum Aufenthaltsraum, wo Lolly gerade eine DVD in den Spieler schob. Sie sah aus, als wäre alles in bester Ordnung, als wäre dies ein ganz normaler Freitagabend.
    «Sind alle bereit für Meryl und Clint?», fragte Lolly. «Was Besseres als die beiden zusammen kann es auf Erden eigentlich gar nicht geben.»
    Die Frage, weshalb Lolly Weller an einem Abend wie diesem ausgerechnet einen Spielfilm sehen wollte, obwohl sie ihrer Tochter und ihren Nichten gerade erst eröffnet hatte, dass

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