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Der Sommer der Frauen

Der Sommer der Frauen

Titel: Der Sommer der Frauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mia March
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oberflächliche, eingebildete Kühe denken.
    June hoffte, dass Henry nicht mitbekommen hatte, was Pauline gesagt hatte, auch wenn sie bezweifelte, dass er sich nur im Geringsten darum scheren würde. Henry war der selbstsicherste Mensch, dem June je begegnet war. Er war, wer er war, und wem das nicht passte, ja nun, der hatte eben Pech gehabt.
    June wollte die drei Hexen gerade sich selbst überlassen und zu Henry nach hinten gehen, da knallte Marley plötzlich die
Vogue
zurück ins Regal, baute sich vor Pauline auf und streckte ihr den Zeigefinger ins Gesicht. «Weißt du was, Pauline? Ich habe die Nase so was von voll von dir und deiner überheblichen Attitüde! Du denkst tatsächlich, du wärst was Besseres. Bist du aber nicht. Und mir reicht’s!»
    Wow! Go, Marley, go!
    Paulines Augen weiteten sich, doch sie hatte sich schnell wieder im Griff. «Na, dann sieh zu, wie du in deine miese Bruchbude zurückkommst.» Sie wandte sich zum Gehen, und Carrie tippelte mit offenem Mund hinter ihr her. «Ich hab dir doch gesagt, dass die in letzter Zeit total spinnt! Schlimm! Ach, und Marley Mathers? Du bist
draußen
!» Pauline riss die Ladentür auf, und Carrie fegte im Hinausgehen ein paar Postkarten aus dem Ständer an der Tür.
    Kein Unterschied zu pubertierenden Highschool-Mädels …
    «Kindische Weiber!», sagte Marley, ging zur Tür und sammelte die Postkarten auf. June kam, um ihr zu helfen. Als sie neben Marley in die Hocke ging, merkte sie, dass sie weinte.
    «Die sind es nicht wert», sagte June.
    «Ach, es ist nicht ihretwegen», flüsterte Marley und wischte sich die Augen. In ihrem Blick lag eine Kombination aus Angst, Ärger und – eigenartigerweise – Glück. Sie drückte June die Postkarten in die Hand, sprang auf und eilte zur Sachbuchabteilung. Einen Augenblick später stand sie bereits wieder an der Kasse, mit verschränkten Armen ein Buch an sich gedrückt, als wollte sie nicht, dass jemand den Titel las.
    Aber June erkannte es trotzdem. Dieses Buch mit seinem vertrauten Format hätte sie überall erkannt.
    June trat hinter den Tresen, um den Preis in die Kasse zu tippen. Aber Marley hielt das Buch eng an sich gepresst. «Marley?», sagte June, so sanft sie konnte.
    «Ich –» Die kinnlangen Haare ihres braunen Bobs fielen Marley ins Gesicht, und die Unterlippe fing wieder an zu zittern.
    Vorsichtig nahm June ihr das Buch aus der Hand und steckte es, ohne hinzusehen, diskret in eine Papiertüte. «Komm, setz dich mal.» June deutete auf den kleinen runden Caféhaustisch vor dem Zeitschriftenregal und schenkte Marley ein Glas Zitronenwasser ein. Dann setzte sie sich zu ihr. Und wartete ab.
    Marley hielt das Glas mit zitternden Händen. «Ich habe es gerade erst gemerkt –» Sie beugte sich zu June vor und flüsterte. «Ich –» Sie sah sich um, als wolle sie sichergehen, dass auch niemand zuhörte. Trank einen Schluck Wasser. Tat alles, nur um es nicht aussprechen zu müssen.
    Während Marley, der «ach so hoffnungslose Single», sich auf die Lippe biss und ihre Hände anstarrte, wartete June einfach ab, gab ihr Raum und Gelegenheit, zu sagen, was gesagt werden musste. Doch Marley verzog nur das Gesicht und schloss die Augen.
    «Du hast dir da ein gutes Buch ausgesucht», flüsterte June und drückte mitfühlend Marleys Hand.
    Sie wusste noch genau, wie sie sich
Das große Buch zur Schwangerschaft
aus der Bücherei geholt und Woche für Woche darin nachgelesen hatte, aus Angst, zu weit vorauszulesen, nicht bereit, mehr zu erfahren, als sie im Augenblick unbedingt wissen musste.
    «Das schenke ich dir. Und wenn es irgendwas gibt, bei dem ich dir helfen kann, dann meldest du dich, ja? Oder wenn du einfach nur reden willst.»
    June ahnte, dass sich das, was Marley am dringlichsten wissen wollte, nämlich, was sie zu erwarten hatte, nicht zwischen den Seiten eines Buches finden ließ.
    Die Türglocke läutete, und der nächste Schwung Kunden betrat den Laden.
    «Ich muss gehen», sagte Marley und stand abrupt auf. «Erzähl es bitte niemandem, ja? Das weiß noch keiner.»
    «Natürlich nicht.»
    Marley sah June an, als würde sie mit sich ringen. «Also dürfte ich dich anrufen, wenn ich eine Frage hätte?»
    June schrieb ihre Handynummer auf die Rückseite einer Books-Brothers-Karte. «Wer Pauline Altman die Meinung sagt, kann mich immer anrufen.» Marley erwiderte unsicher ihr Lächeln, doch dann wurde ihr Gesicht wieder ernst.
    «Nein, wirklich, Marley, jederzeit. Ich weiß, wie es sich anfühlt,

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